Südsudan: Bildung für Kinder mit Behinderungen

26. Jul. 2022

„Wir hatten die Hoffnung verloren, aber jetzt haben wir bessere Aussichten“”

Tirhaka ALP Center in South Sudan

Das inklusive Bildungsprogramm des LWB am Tirhaka ALP Center im Südsudan hilft Kindern mit Behinderungen, insbesondere Flüchtlingen. Foto: LWB/C. Mawel

(LWI) – Sarah Philemon ist 32 Jahre alt, Mutter von vier Kindern und kommt aus dem Flüchtlingslager Pamir im Sudan. Geboren wurde sie 1990 im Nuba-Gebirge und mit 15 verlor sie bei einem Bombenangriff auf ihr Dorf ihr Gehör. Infolgedessen hatte sie seither ihr Leben lang zu kämpfen, um Zugang zu hochwertigem Unterricht zu erhalten.

„Ich ging im sudanesischen Nuba-Gebirge zur Grundschule, als ich noch klein war, doch wegen meiner Hörschädigung hatte ich nichts vom Unterricht. Ein Hindernis war die Verständigung. Das führte zu schlechten Leistungen, selbst nachdem ich die Klasse wiederholt hatte“, sagt sie. „Kinder und Jugendliche wie ich hatten bereits die Hoffnung auf die Zukunft verloren, aber jetzt haben wir bessere Aussichten.“

Zurzeit ist Sarah im Schnelllernprogramm (Accelerated Learning Program, ALP) am Tirhaka ALP-Zentrum eingeschrieben und gehört zu den Studierenden des integrativen Bildungsprogramms vom Lutherischen Weltbund (LWB).

Durch den Konflikt im Südsudan wurden Familien vertrieben und viele Kinder zu Waisen gemacht. In der Folge gibt es immer mehr Kinder mit Behinderungen, die im Südsudan keine passende Betreuung und Unterstützung erhalten. Laut UNICEF leben im Land mehr als 200.000 Kinder mit Behinderungen. Für Kinder mit Behinderungen stellt der Unterricht in den meisten Umfeldern generell eine Herausforderung dar. Viele Schulen sind für Kinder mit Behinderungen gar nicht zugänglich. Selbst wenn sie am Schulunterricht teilnehmen können, begegnen ihnen die Gleichaltrigen häufig mit Diskriminierung und Ausgrenzung. Ebenso stellt der Mangel an Materialien und ausgebildetem Personal ein Hindernis bei der Unterrichtung dar.

Der LWB-Weltdienst setzt in Ruweng im Südsudan ein von der Kirche von Schweden und der schwedischen Behörde für internationale Entwicklungszusammenarbeit SIDA finanziertes integratives Bildungsprogramm für Flüchtlinge und Gastgebergemeinden um. Das Projekt ist darauf ausgerichtet, Kindern mit Behinderungen zu hochwertigem Unterricht zu verhelfen und betreut 525 Schülerinnen und Schüler. Im Rahmen des integrativen Bildungsprogramms rekrutiert das LWB-Länderprogramm für den Südsudan Lehrerinnen und Lehrer für Gebärdensprache und Blindenschrift für Lernende mit einer Hör- oder Sehbeeinträchtigung.

Besserer Zugang zu hochwertiger Bildung

Studierende wie Sarah, die am integrativen Bildungsprogramm des LWB teilnehmen, erhalten die Möglichkeit, ihre Bildung zu verbessern. Mit Hilfe von Lehrerinnen und Lehrer, die auf Gebärdensprache und Braille spezialisiert sind, lernen sie zu kommunizieren und die Welt um sich herum zu verstehen. Außerdem erwerben sie die Fähigkeiten, die sie brauchen, um ihr Leben zu meistern und mit denen sie eine bessere Chance haben, ihr Potential zu verwirklichen.

Mit der richtigen Ausbildung haben schutzbedürftige Jugendliche ein mächtiges Instrument in der Hand, um sich eine Zukunft aufzubauen, in der sie Handlungsfreiheit haben.

– Mika Jokivuori, LWB-Länderrepräsentant für den Südsudan

„Sarahs Geschichte erinnert uns daran, wie wichtig Bildung ist und dass Kinder mit Behinderungen besseren Zugang zu Bildung bekommen müssen. Wir möchten Gemeinden helfen, in Konfliktsituationen belastbarer zu werden. Eine wesentliche Grundlage für die Belastbarkeit ist Bildung. Mit der richtigen Ausbildung haben schutzbedürftige Jugendliche ein mächtiges Instrument in der Hand, um sich eine Zukunft aufzubauen, in der sie Handlungsfreiheit haben“, sagt Mika Jokivuori, LWB-Länderrepräsentant für den Südsudan.

Sarah setzt sich jetzt dafür ein, dass gehörlose Menschen im Südsudan besseren Zugang zu Bildungsmaßnahmen erhalten und dabei unterstützt werden, ein vollwertiges und produktives Leben zu führen.

„Ich möchte, dass meine Kinder eine bessere Zukunft haben als ich sie hatte. Ich möchte, dass sie zur Schule gehen können und eine gute Bildung erhalten. Mithilfe dieses Programms weiß ich, dass sie das schaffen“, sagt Sarah. „Ich selbst möchte meinen Mittelschulabschluss machen, um meiner Heimatgemeinde in Nuba und der Welt zu zeigen, dass Menschen mit Hörbeeinträchtigung lernen und zur Weiterentwicklung des Landes beitragen können. Dieses Programm hat mir dabei geholfen, meinem Ziel näher zu kommen.“

Das integrative Bildungsprogramm des LWB-Weltdienstes verändert die Bildungslandschaft für Kinder mit Behinderungen im Südsudan. Viele Kinder mit Behinderungen können jetzt zur Schule gehen und dem Unterricht, den sie erhalten, folgen. Das wiederum hilft den Jugendlichen und Kindern mit Behinderungen bei der Gestaltung einer integrativeren Zukunft für den Südsudan.

By LWF/M. Chol and LWF/T. Rakoto