Region Asien: Schaffung von Frieden ist einzige Option

10. Okt. 2019
LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge hält während der Eröffnungssitzung der Kirchenleitungskonferenz für die Region Asien in Pematang Siantar eine Rede. Foto: LWB/Isaac Henry

LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge hält während der Eröffnungssitzung der Kirchenleitungskonferenz für die Region Asien in Pematang Siantar eine Rede. Foto: LWB/Isaac Henry

LWB-Generalsekretär ruft asiatische Kirchen auf, Gottes Aufruf zu Mission zu folgen und sich auf eine „Reise unter Gleichberechtigten“ zu begeben

PEMATANG SIANTAR, Indonesien/GENF (LWI) – Jede lutherische Kirche, egal wie groß oder klein sie ist, sei zu einer „Reise unter Gleichberechtigten“ aufgerufen; sie sei aufgerufen, anderen über ihre Erkenntnisse und Erfahrungen zu berichten und gleichzeitig von Gemeinden in ganz anderen Kulturkreisen und Traditionen, von Gemeinden mit einer ganz anderen Spiritualität und vielleicht „sogar anderen theologischen Profilen“ zu lernen.

Diesen Aufruf, als Gemeinschaft von Kirchen noch enger zusammenzuleben und zusammenzuarbeiten, hat der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge, zu Beginn der Kirchenleitungskonferenz für die Region Asien (ACLC) am 3. Oktober formuliert.

An der Kirchenleitungskonferenz in der Stadt Pematang Siantar in der indonesischen Provinz Nordsumatra nehmen fast 200 ordinierte und nicht-ordinierte kirchliche Führungspersonen aus der ganzen Region Asien teil. Sie beschäftigen sich mit dem Thema „Frieden schaffen durch interreligiöse Beziehungen in Asien“, was als wichtiges und dringendes Thema für die Kirchen der Region herausgearbeitet worden war. 

Als Gemeinschaft zusammen Zeugnis ablegen

Junge überbrachte Grußworte der weltweiten lutherischen Gemeinschaft. Er lobte das Engagement der Kirchen in Asien für Frieden, in dem diese auch in Zeiten der Konflikte und Herausforderungen nicht nachließen. Die Aufgabe Frieden zu schaffen, sagte er, „beginnt immer in uns selbst, in unseren eigenen Kirchen, mit unserem Streben, in Frieden miteinander leben zu wollen“.

Der LWB-Generalsekretär würdigte, dass die LWB-Mitgliedskirchen in der Region dem Aufruf Gottes, „eins zu sein, als Gemeinschaft zusammen Zeugnis abzulegen“ und „sich in Gottes Mission gegenseitig zu unterstützen und zu bestärken“ trotz der unterschiedlichen Vorgeschichten, Kulturen und Sprachen, die in der Region Asien zu finden sind, Folge leisteten. Allein in Indonesien werden mehr als 600 Sprachen gesprochen und es gibt mehr als 300 auf nationaler Ebene anerkannte Volksgruppen, die auf den 17.500 Inseln des Archipels leben. 

Bedingungen für Gottes bedingungslose Liebe

Junge betonte, dass er an der Konferenz in erster Linie teilnehme, um zuzuhören und etwas darüber zu lernen, wie die Kirchen in Asien die lutherische Identität praktisch lebten. Er rief alle Kirchenleitenden dringend auf, ihrer Grundüberzeugung der „Rechtfertigung aus Gnade durch den Glauben allein“ treu zu bleiben.

Obwohl diese Botschaft ja sehr einfach sei, so Junge, würden wir immer noch „Bedingungen stellen für die bedingungslose Liebe Gottes [...], immer noch ausgrenzen anstatt miteinzubeziehen und zu inkludieren“ und immer noch zu „Bodyguards für Gottes Heiligkeit und Reinheit“ werden. Der Aufruf „Komm und folge mir nach“, erklärte Junge, „macht uns nicht zu Richterinnen und Richtern, die darüber entscheiden können, wer dabei sein darf und wer nicht. Er macht uns vielmehr zu Hirtinnen und Hirten, die dafür sorgen sollen, dass niemand verloren geht.“ 

Nicht in spalterische Haltungen drängen lassen

Im Hinblick auf die „schmerzhaften und wiederholten Konflikterfahrungen in den Kirchen“ rief er die Kirchenleitenden auf, sich nicht in spalterische Haltungen drängen zu lassen – „nicht von innen heraus, aber auch nicht von irgendwem außerhalb der Kirche“. Christinnen und Christen sollten nicht dafür bekannt sein, „wie wir streiten, sondern dafür, wie wir die Last der jeweils anderen mittragen“, unterstrich Junge.

Er verwies auf die Arbeitsschwerpunkte des LWB in den kommenden Jahren und kündigte die Einrichtung eines globalen Netzwerks für theologische Aus- und Weiterbildung an. Er dankte den jungen Menschen im LWB für die führende Rolle, die sie dabei übernommen haben, dass Klimagerechtigkeit neben dem langjährigen Engagement für die Stärkung der Rolle der Frau auch weiterhin ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt der Kirchen bleibt. 

Geschlechtergerechtigkeit im Evangelium verwurzelt

Junge hob hervor, dass das Engagement für Geschlechtergerechtigkeit fest im Evangelium verwurzelt sei, und stellte die Frage in den Raum, warum „die Diskriminierung, Ausgrenzung und sogar Gewalt gegenüber Frauen, zuweilen sogar in der Kirche immer noch weit verbreitet und systemisch“ sei. Unter Verweis auf die wachsende Zahl von LWB-Mitgliedskirchen, die Frauen und Männern ordinierten, fragte Junge weiter: „Welche guten Gründe gibt es, dass Pastorinnen – wenn sie überhaupt bezahlt werden – weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen? Warum werden sie überhaupt vom ordinierten Amt ausgeschlossen?“

„Der LWB wird sich zwar auch weiter für die Ordination von Frauen einsetzen, nicht aber dazu verpflichten“, sagte Junge abschließend. Auch wenn die letzten sechs Vollversammlungen das Engagement und Bekenntnis aller LWB-Mitgliedskirchen diesbezüglich bekräftigt hätten, so Junge, müsse die Entscheidung, Frauen zu ordinieren, von den lokalen Kirchen vor Ort ausgehen.

Bunter Eröffnungsgottesdienst

Im Rahmen eines schwungvollen und munteren Eröffnungsgottesdienstes hat die LWB-Vizepräsidentin für die Region Asien, Desri Sumbayak, darauf hingewiesen, dass die vom LWB empfohlenen Quoten für eine Beteiligung von 40 Prozent Frauen und 20 Prozent jungen Menschen unter den Delegierten auf dieser Konferenz eingehalten worden seien und dass dies ein wichtiger Schritt hin zu einer umfassenden Teilhabe aller Mitglieder am Leben der Kirchen darstelle.

Chöre und traditionelle Tänzerinnen und Tänzer aus den drei Kirchen, die die Konferenz ausrichten – die Protestantisch-Christliche Simalungun-Kirche, die Christlich-Protestantische Kirche in Indonesien und die Indonesische Christlich-Lutherische Kirche –, haben einen Eindruck der vielen verschiedenen Kulturen und Volksgruppen vermittelt, die in der Provinz Nordsumatra seit Jahrhunderten friedlich zusammenleben.

Sumbayak erzählte stolz, dass Pematang Siantar, die Stadt, in der sie geboren wurde und aufwuchs, als eine der friedlichsten und tolerantesten Städte in Indonesien gelte und somit ein idealer Ort für eine Konferenz über interreligiöse Beziehungen sei. Führungspersonen der sechs von der Regierung anerkannten Glaubensgemeinschaften waren zu der Konferenz eingeladen, auf der auch Prof. Dr. Syafiq Mughni, Sondergesandter des Präsidenten für Dialog unter interreligiöse Beziehungen, eine Grundsatzrede halten wird.