Polnische Kirchen sagen NEIN zur Gewalt gegen Frauen

15. Dez. 2014
Workshop über Geschlechtergerechtigkeit, Warschau, Polen. Foto: Michał Karski

Workshop über Geschlechtergerechtigkeit, Warschau, Polen. Foto: Michał Karski

Evangelische Kirche der Augsburger Konfession in Polen veranstaltet Konferenz über die Gendergerechtigkeit im LWB

(LWI) – Die Evangelische Kirche der Augsburger Konfession in Polen hat am 19. November in Warschau eine Konferenz veranstaltet, um über die Verwirklichung der Gendergerechtigkeit des Lutherischen Weltbundes (LWB) zu informieren. Ein weiterer Themenschwerpunkt der Konferenz waren Gleichstellung und ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in der Ortskirche und in der polnischen Gesellschaft im Vorfeld des 500. Reformationsjubiläums 2017.

„Wir können die Ungerechtigkeit auf der Welt nicht abschaffen, aber wir können unsere Umgebung beeinflussen, so dass Ungerechtigkeit und Ungleichheit nicht weiter zunehmen“, sagte Jerzy Samiec, Vorsitzender Bischof der Gastkirche.

Rund 70 Delegierte, darunter Führungskräfte der lutherischen Kirche, ökumenische Gäste, Lehrende und Studierende der Christlichen Akademie für Theologie in Warschau, nahmen an der Konferenz im Lutherischen Zentrum teil. Drei LWB-Publikationen – Kirchen sagen „NEIN“ zur Gewalt gegen Frauen, Eine Betrachtung über Geschlecht und Macht aus der Sicht des Glaubens und das Grundsatzpapier Gendergerechtigkeit im LWB bildeten die Grundlage der Diskussionen über Geschlechtergleichheit im LWB und in den Kirchenstrukturen.

Die Übersetzung und Veröffentlichung der drei LWB-Publikationen ist besonders im polnischen Kontext von Bedeutung. Auf der letzten Sitzung der Synode im Oktober hat Bischof Samiec erklärt, dass er auf der Herbstsitzung der Synode 2015 eine Vorschlag zur Änderung des innerkirchlichen Rechts vorlegen werde, damit auch Frauen in die Evangelische Kirche der Augsburger Konfession in Polen ordiniert werden können. Die Abstimmung erfolgt im Frühjahr 2016.

Im Laufe der Diskussion will Bischof Samiec ebenfalls Informationen über die Frauenordination und die damit einhergehenden Erfahrungen in anderen LWB-Mitgliedskirchen sammeln und eine Umfrage unter den Gemeindemitgliedern durchführen.

Die stellvertretende LWB-Generalsekretärin für Ökumenische Angelegenheiten und Direktorin der Abteilung für Theologie und Öffentliches Zeugnis (ATÖZ), Pfarrerin Dr. Kaisamari Hintikka, unterstrich die Rolle der Kirchen als Anwälte für die Geschlechtergerechtigkeit in der Gesellschaft, und zeigte sich erfreut darüber, dass Genderthemen bei den polnischen LutheranerInnen einen so hohen Stellenwert haben.

„Der LWB spricht heute nicht nur über Geschlechtergleichstellung, sondern über Geschlechtergerechtigkeit. Wenn wir über Gerechtigkeit reden, dann sollten wir dabei nicht nur an Frauen, sondern auch an Männer denken“, sagte sie, und fügte hinzu, dass die LWB-Schriften als Leitlinien und Informationsquellen verwendet werden können, um in Polen mehr Geschlechtergerechtigkeit durchzusetzen.

Dr. Joanna Koleff­-Pracka von der Christlichen Akademie für Theologie sagte, die LWB-Publikationen eröffneten die Möglichkeit, „die Würde von Frauen und Männern zu schützen und zu unterstützen, die nach Gottes Ebenbild geformt wurden und mitverantwortliche VerwalterInnen der Schöpfung sind.“

Für Dekanin Halina Radacz ist die Veröffentlichung „Kirchen sagen „NEIN“ zu Gewalt gegen Frauen“ wichtig im Kontext der Debatte in Polen, bei der es um eine „Konvention über die Verhinderung und Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen und gegen häusliche Gewalt“ geht. Der Standpunkt der Lutherischen Kirchen zum Thema Gewalt wurde zur Kenntnis genommen und von Professorin Małgorzata Fuszara, der Regierungsbeauftragten für Gleichstellung, positiv aufgenommen.

Die Richtlinie für Gendergerechtigkeit wurde im LWB-Rat 2013 angenommen und befindet sich zurzeit in einem Prozess der Kontextualisierung und der Diskussion in Kirchen und auf regionalen Plattformen. Übersetzungen in die vier offiziellen LWB-Sprachen sowie Initiativen der Regionalnetzwerke von FKG (Frauen in Kirche und Gesellschaft), den Text ebenfalls auf Polnisch, Portugiesisch und Kisuaheli zu veröffentlichen, unterstreichen die Bedeutung dieser Publikation als Antwort auf lokale Probleme mit der Gendergerechtigkeit.