Pfarrerin zaubert ein Lächeln auf die Gesichter AIDS-kranker Kinder

11. Jul. 2016
Pfarrerin Soliette López (v.l.), Alexander García, Kevin Mena und Sergio Rios gestalten die Weihnachtsfeier für häufig diskriminierte Kinder in Masaya, nahe der nicaraguanischen Hauptstadt Managua. Foto: Daniela Cruz

Pfarrerin Soliette López (v.l.), Alexander García, Kevin Mena und Sergio Rios gestalten die Weihnachtsfeier für häufig diskriminierte Kinder in Masaya, nahe der nicaraguanischen Hauptstadt Managua. Foto: Daniela Cruz

LWB eine der Glaubensgemeinschaften auf der AIDS 2016

MANAGUA, NICARAGUAS/GENF, 5. Juli 2016 (LWI) – Pfarrerin Claudia Soliette López Ortega aus Nicaragua gehört zu den Delegierten der Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB), die auf der 21. Internationalen AIDS-Konferenz in Durban, Südafrika nachdrücklich gleiche Rechte für Menschen fordern, die mit HIV leben.

„Zugang, Gerechtigkeit, Rechte – jetzt“ ist das Thema dieser Konferenz, die vom 18. bis 22. Juli stattfindet, und auf der AIDS-Advocacygruppen versuchen werden, Gesetze aufzuheben, die Menschenrechte missachten und Menschen – besonders denjenigen mit HIV – die Möglichkeit nehmen, gleichberechtigt unter anderen Menschen am Leben teilzunehmen.  

López berichtet über den AIDS-Dienst der Nicaraguanischen Lutherischen Kirche „Glaube und Hoffnung“. „Ich arbeite seit meinem 13. Lebensjahr mit jungen Leuten im Bereich der HIV- und AIDS-Prävention“, erzählt die 26 Jahre alte Pfarrerin. Als Teenager setzten sich López und zwei andere junge Menschen im Jahre 2003 bei der Bischöfin Dr. Victoria Cortez Rodriguez dafür ein, dass sich die Kirche in der HIV-Prävention engagieren und Mitgefühl für Menschen zeigen müsse, die von der Gesellschaft ausgeschlossen werden.

Ganzheitlicher Handlungsansatz

Nach ihrer Ordination im Jahre 2011 wurde López zu einer Gemeinschaft von HIV-positiven Menschen in der Stadt Masaya geschickt. In den ersten drei Jahren befasste sich ihr Team „ausschließlich mit dem Thema Prävention und veranstaltete Seminare und Schulungen in unseren Glaubensgemeinschaften, Schulen, Universitäten und Kirchen anderer Konfessionen.“

Diese Vorgehensweise änderte sich, nachdem sie eine Selbsthilfegruppe von HIV-Infizierten getroffen hatten und damit anfingen, diese Menschen spirituell zu unterstützen.  

„Als wir näher Kontakt zu ihnen bekamen, wurde uns klar, dass hier ein ganzheitlicher Handlungsansatz erforderlich war. Denn diese Menschen haben nicht nur HIV, sondern auch einen niedrigen sozioökonomischen Status ohne oder mit kaum nennenswerter Bildung, mit abweichenden sexuellen Vorzügen und mit einem Leben, in dem der Glaube keine oder nur eine geringe Rolle spielt. All dies kommt zu dem HIV-Status hinzu und macht aus ihnen eine gefährdete gesellschaftliche Gruppe. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, zu handeln, Einfluss zu nehmen und etwas in ihrem Leben zu bewirken“, erinnert sich die junge Pfarrerin.

Damals lebten in Nicaragua nach Informationen des UN-Programms UNAIDS etwa 6.400 Menschen mit HIV. Heute gibt es in dem Land immer noch eine relativ niedrige HIV-Prävalenz. Der Zugang zu Behandlungsmöglichkeiten ist jedoch begrenzt, da viele öffentliche Krankenhäuser und medizinische Zentren nur eine unzureichende Gesundheitsversorgung anbieten können. Die diakonische Arbeit der Kirchen beinhaltet Krankenhausbesuche bei AIDS-Patienten und -Patientinnen, die von Freiwilligen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt werden.

Kinderrechte und Weihnachtsfeiern

Die Arbeit mit Kindern ist eine weitere Priorität der Kirche. „Es bricht mir das Herz, wenn ich Geschichten über Kinder höre, die noch nie auf eine Geburtstagsparty eingeladen wurden, weil die Nachbarn ihren HIV-Status kennen oder weil bekannt ist, dass jemand in ihrem familiären Umfeld HIV-positiv ist“, sagt López.

Vor acht Jahren hat die Kirche damit angefangen, einmal jährlich eine Party für HIV-positive Kinder zu feiern, meistens im Dezember. „Auf dieser Feier können Kinder, die HIV-positiv sind, Waisen oder Kinder aus Familien, in denen HIV diagnostiziert wurde, Spaß haben und gemeinsam essen. Mitglieder aus der kirchlichen  Jugendarbeit  verkleiden sich als Santa Claus, Clowns oder andere Figuren, die bei Kindern beliebt sind. Mit Geldern, die von Freunden dieser Einrichtung gesammelt wurden, werden Spielzeug und Lebensmittel gekauft und sorgen für viel Freude und Liebe“, fügt sie hinzu.

Diese jährliche Feier ist außerdem eine Plattform, um sich für bessere Behandlungsmöglichkeiten einzusetzen und etwas gegen die Stigmatisierung und Diskriminierung der von AIDS betroffenen Personen zu unternehmen.  „Wir verlosen Lebensmittelkörbe an Kinder, die HIV-positiv sind. Wir achten darauf, dass der Inhalt dieser Körbe den grundlegenden Nahrungsmittelbedarf eines Kindes deckt, das in antiretroviraler Behandlung ist. Im vergangenen Jahr hatten wir 62 Kinder auf unserer Party, davon waren 27 HIV-positiv.“

In der Gemeinschaft gibt das Kirchenteam auch Starthilfe bei der Umsetzung von Ideen, wie man mit kleineren Projekten zum Beispiel im Bereich Kunsthandwerk das Einkommen aufbessern kann. „Der Verkauf von Schmuck, Piñatas – traditionellen Tontöpfen – und Hängematten ermöglicht das Überleben“, fügt sie hinzu.

Gemeinsam stark für Advocacy-Arbeit

In Nicaragua gibt es geschätzte 7.000 Menschen, die HIV-positiv sind. Davon erhalten etwa 3.400 kostenlose antiretrovirale Medikamente. „Es gibt aber noch viel mehr Betroffene, die aus welchen Gründen auch immer nicht mit antiretroviralen Arzneimitteln behandelt werden. Aus diesem Grund hält unsere Kirche an Bündnissen mit NGOs und anderen Organisationen fest, die in diesem Bereich Advocacy-Arbeit leisten“, betont López.

In Durban hofft sie darauf, von anderen Glaubensgemeinschaften und Akteuren zu lernen und über die Arbeit der Nicaraguanischen Lutherischen Kirche „Glaube und Hoffnung“ informieren zu können. „Als Christen und Christinnen glauben wir fest daran, dass wir gesandt wurden, um wie Jesus Ungerechtigkeiten zu bekämpfen. Unsere Arbeit wird immer davon bestimmt, die Menschenrechte von HIV-positiven Personen ungeachtet von Geschlecht, Rasse, sexueller Orientierung oder politischen Ansichten zu schützen“, erklärt sie abschließend.

Delegierte anderer LWB-Mitgliedskirchen in Indien, Malawi, Südafrika, Tansania, den Vereinigten Staaten und Simbabwe nehmen ebenfalls an der Konferenz in Durban sowie an der interreligiösen Vorkonferenz teil, die am 16. und 17. Juli vom Ökumenischen Rat der Kirchen und Partnerorganisationen ausgerichtet wird.