Obdach und Decken nach Hurrikan „Matthew“

18. Okt. 2016
Verteilung von Hilfsgütern durch LWB und Diakonie Katastrophenhilfe in Petit Goave. Foto: LWB Haiti

Verteilung von Hilfsgütern durch LWB und Diakonie Katastrophenhilfe in Petit Goave. Foto: LWB Haiti

LWF und Partner verteilen Hilfsgüter in Haiti

JEREMIE, Haiti/ GENF (LWI) – Während in Haiti das ganze Ausmaß der Zerstörung durch den Hurrikan sichtbar wird, hat der Lutherische Weltbund (LWB) in den südöstlichen Gebieten des Karibikstaats mit der Verteilung von Hilfsgütern an die betroffene Bevölkerung begonnen.

Haiti war am 5. Oktober von „Matthew“ getroffen worden, einem Hurrikan der Kategorie 4.  Der Tropensturm erreichte die Küste eines Landes, das noch unter den Folgen des Erdbebens von 2010 leidet, und verwüstete besonders im Südosten große Bereiche. Nach Angaben der UNO kamen 473 Menschen ums Leben, 75 wurden vermisst gemeldet und mehr als 175.000 Menschen verloren ihr Obdach. 1,4 Millionen Menschen brauchen Nothilfe, beinahe die Hälfte sind Kinder.

„Die Stadt Jérémie, wo der LWB seit 2009 tätig ist, ist völlig zerstört”, sagt Sylvie Savard, die Leiterin des gemeinsamen Büros von LWB und Diakonie Katastrophenhilfe in Haiti.

Breger Mervenia, die aus einem Dorf in der Nähe von Jérémie stammt, berichtet einem gemeinsamen Gutachter-Team der ACT-Partner: „Als das Wasser kam, sind wir in ein Schulgebäude geflohen, aber die Strömung hat uns herausgedrückt. Wir haben dann irgendwo in einem höher gelegenen Bereich Zuflucht gesucht.“ Die Schule, von der sie spricht, wurde bis auf die Grundmauern zerstört. Das Team sah Kinder und Lehrer, die versuchten, Bücher und Schreibmaterial aus den Trümmern zu retten. Der Sturm machte das gesamte Dorf dem Erdboden gleich. Hütten wurden vom Wind und von den Wassermassen fortgetrieben, Felder wurden zerstört und Tiere kamen um. Die Menschen hatten keine Unterkünfte und kein Trinkwasser mehr.

Zerstörte Straßen erschweren Verteilung von Hilfsgütern

Seit dem 8. Oktober, als die betroffenen Gebiete wieder zugänglich wurden, haben der LWB und die örtlichen ACT-Partner Hilfsgüter verteilt. Bislang haben über 1.000 Familien Nahrung, Obdach und Päckchen mit Hygieneartikeln erhalten. „Es ist immer noch sehr schwierig, Nothilfe zu leisten. Manche Straßen sind im wahrsten Sinne des Wortes weggespült worden, der Zugang zu den Gebieten erfordert extrem viel Geduld. Das Team muss sich häufig einen Weg bahnen, was ziemlich harte körperliche Arbeit bedeutet.“

„Im Augenblick brauchen die Menschen Nahrung, sauberes Trinkwasser und Päckchen mit Hygieneartikeln, um das Ausbrechen einer Cholera-Epidemie zu verhindern“, so Savard. Inoffiziellen Berichten zufolge gibt es in den überfluteten Gebieten bereits Fälle von Cholera. Sie fügt hinzu, dass die Menschen, die zum Teil noch immer in Notunterkünften leben, auch Kleidung und psychosoziale Unterstützung benötigen.

Die meisten Sorgen machen sich die Helfer wegen des massiven Verlustes an landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Vieh. Savard erklärt: „Dies wäre die erste Ernte nach der Dürreperiode gewesen. Stattdessen sind die Felder jetzt zerstört, und Tausende von Tieren sind eingegangen. Um eine Hungersnot abzuwenden, müssen wir den Menschen langfristig helfen, ihre Existenzgrundlage wiederherzustellen.“

Der LWB ist seit 1995 in Haiti tätig, wo er den Menschen nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 geholfen hat, ihre Häuser und Lebensgrundlagen wiederaufzubauen. In einem gemeinsamen Büro mit der Diakonie Katastrophenhilfe und zusammen mit anderen ACT-Partnern koordiniert der LWB die aktuellen Nothilfemaßnahmen im Süden und Südosten.

 

Titelbild: Margot DeGreef/CWS Haiti