Nigeria: Interreligiöses Netzwerk gegen Menschenhandel gegründet

5. Aug. 2019
LWB-Präsident Panti Filibus Musa (2. v.l.), LKCN-Bischof von Abuja, Benjamin Fuduta (4. v.l.), und SOH-Nationalkoordinator Lesmore Ezekiel (3. v.r.) mit den SOH-Botschafterinnen und -Botschaftern der Hoffnung (v.l.) Osaretin Ushoma, Happiness Ehime, Ngozi Nwachuku und Kenneth Bright. Foto: ALCINET/Felix Samari

LWB-Präsident Panti Filibus Musa (2. v.l.), LKCN-Bischof von Abuja, Benjamin Fuduta (4. v.l.), und SOH-Nationalkoordinator Lesmore Ezekiel (3. v.r.) mit den SOH-Botschafterinnen und -Botschaftern der Hoffnung (v.l.) Osaretin Ushoma, Happiness Ehime, Ngozi Nwachuku und Kenneth Bright. Foto: ALCINET/Felix Samari

LWB-Präsident Musa: „Menschen sind für Geld nicht zu haben“

Benin City, Nigeria/GENF (LWI) – Die Lutherische Kirche Christi in Nigeria (LKCN) hat ein landesweites interreligiöses Netzwerk ins Leben gerufen, um die verschiedenen Akteure dabei zu unterstützen, die Auswirkungen von irregulärer Migration und Menschenhandel im Land abzumildern.

Im Rahmen eines öffentlichen Symposiums am 31. Juli, das anlässlich des Welttags gegen Menschenhandel veranstaltet wurde, hat der Erzbischof der LKCN, Dr. Panti Musa Filibus, das „Symbols of Hope (SOH) Returnees Netzwork“ (Netzwerk von Rückkehrenden „Symbole der Hoffnung“) feierlich ins Leben gerufen. Er rief die Regierung, Akteure von Nichtregierungsorganisationen und anderen Entwicklungshilfeorganisationen auf, sich an den Bemühungen zu beteiligen, „die Wirtschaftssysteme so zu entwickeln, dass reguläre Arbeitsplätze geschaffen“ und „unseren Töchtern und Söhnen die gleichen Chancen gegeben werden, dass sie ihre Träume verfolgen können“.

An die Teilnehmenden des Symposiums gerichtet erklärte Musa, der auch Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist, dass die LKCN und der LWB das SOH-Projekt 2017 angestoßen hätten, um die irreguläre Migration im eigenen wie in anderen Ländern einzudämmen. Extreme Armut und interne Konflikte im Land seien dabei als die wichtigsten Faktoren für Nigerias Anfälligkeit für Menschenhandel ermittelt worden.

An der Veranstaltung in Benin City haben Pfarrerinnen, Pfarrer und Diakoniefachleute der LKCN, Vertreterinnen und Vertreter anderer christlicher und muslimischer Institutionen und Einrichtungen, Vertreterinnen und Vertreter der Regierungseinheit gegen Menschenhandel und der Polizei sowie von zivilgesellschaftlichen Organisationen teilgenommen. Benin City gilt als Zentrum von irregulärer Migration und Menschenhandel in dem westafrikanischen Land.

Botschafterinnen und Botschafter der Hoffnung

Das SOH-Programm hat bisher mehr als 1.400 Migrantinnen und Migranten, die größtenteils aus Libyen und Europa zurückgekehrt sind, psychosoziale und finanzielle Unterstützung geboten. Darunter eine Gruppe von rund 270 Frauen und Männern, die zu so genannten „SOH-Botschafterinnen und Botschaftern der Hoffnung“ ausgebildet worden sind und nun das Bewusstsein für die Risiken schärfen sollen, die mit der Migration ins Ausland auf der Suche nach besseren Jobs einhergehen.

SOH-Botschafterin Ngozi Nwachukwu, die eine Damenschneiderei betreibt, berichtete den Symposiumsteilnehmenden über die Strapazen, die sie 2018 in den drei Monaten, die sie in Libyen war, durchgemacht hat – einschließlich eines Gefängnisaufenthalts, weil sie ihrem Traumjob nachging, den der Recruiter ihr versprochen hatte. „Ich bereue es, dem Menschenhändler so viel Geld gezahlt zu haben, dass er mir einen Job im Ausland besorgt. Ich wurde als illegale Einwanderin inhaftiert und hatte jegliche Hoffnung verloren, dass ich überleben würde. Als ich abgeschoben wurde hat ‚Symbols of Hope‘ mir einen Neuanfang ermöglicht. Ich bin jetzt sehr glücklich.“

Adelu Jerry erklärte, seine Abschiebung von Libyen nach Nigeria Anfang 2019 habe ihn wieder aufleben lassen. „Ich habe gesehen, wie Menschen auf hoher See gestorben sind. Ich habe mir selbst geschworen, dass ich, wenn ich überleben sollte, alle Menschen hier beschwören muss, den legalen Weg zu wählen, wenn sie denn unbedingt ins Ausland reisen müssen.“ Jerry arbeitet in einer Wäscherei in Lagos, wo er auch lebt.

Keine Rechtfertigung für Menschenhandel

Musa bekräftigte das Bekenntnis der LWB-Vollversammlung 2017, dass „Menschen für Geld nicht zu haben sind“. Er erklärte, dass die gemeinsamen Anstrengungen, die Menschenhandelsnetzwerke in Nigeria zu zerschlagen, auch Hilfe für die Opfer dieser Netzwerke umfassen und die „zugrundeliegenden Faktoren und Ursachen, die so viele Menschen in diese Form der Knechtschaft trieben,“ angegangen werden müssten.

Dem Global Slavery Index 2018 zufolge ist Nigeria weiterhin Transit- und Zielland für Menschenhandel. Mit mehr als 1,3 Millionen Menschen, die als in Sklaverei lebend eingestuft wurden, nahm es Platz 32 von 167 ein. Die in Nigeria zuständige Behörde für die Durchsetzung des Verbots von Menschenhandel erklärt, dass rund 75 Prozent des Menschenhandels im Land zwischen den verschiedenen Bundesstaaten stattfinde, 23 Prozent innerhalb eines Bundesstaates und 2 Prozent nach außerhalb des Landes. Die Mehrheit der Opfer seien junge Frauen.

Für Musa „gibt es keinen guten Grund, irgendeine Form des Menschenhandels zu rechtfertigen“ und Initiativen wie das SOH-Programm hätten gezeigt, dass es möglich sei, dieses Übel zu bekämpfen. Er betonte, dass das besondere Augenmerk auf die Mädchen in der diesjährigen Gedenkveranstaltung zum Welttag gegen Menschenhandel daran erinnern solle, dass Mädchen „die schwächste und gefährdetste Bevölkerungsgruppe“ seien.

Musa bezog sich dabei auf die weit verbreitete Praxis, dass junge Mädchen aus ländlichen Gebieten in den Städten in einer Art Versklavungsverhältnis als Hausangestellte arbeiten würden und „keine Hoffnung auf eine bessere Zukunft“ hätten. Eine derartige Ausbeutung „hat in unserer Welt keine Daseinsberechtigung“, sagte er und rief dazu auf, dass allen Menschen ihre elementaren Grundrechte wie Freiheit, Würde und Gerechtigkeit zurückgegeben würden.