Neue Verpflichtungen zur Förderung der Gendergerechtigkeit

2. Jul. 2021
Frauenversammlung in Medan City, Nordsumatra, die sich im August 2019 mit der Umsetzung des LWB-Grundsatzpapiers Gendergerechtigkeit in Indonesien befasste. Foto: Friztian Tobing

Frauenversammlung in Medan City, Nordsumatra, die sich im August 2019 mit der Umsetzung des LWB-Grundsatzpapiers Gendergerechtigkeit in Indonesien befasste. Foto: Friztian Tobing

Verpflichtung zu schnelleren Aktionen zur Verhinderung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen

PARIS, Frankreich/GENF (LWI) – Auf dem zurzeit in Paris stattfindenden Generation Equality Forum hat der Lutherische Weltbund (LWB) zugesagt, sich intensiver für die Verhinderung und Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt in den Kirchen und in der Gesellschaft einzusetzen. Dies entspricht den langfristigen Zielen des LWB, die Rechte und die Würde von Frauen und Mädchen zu schützen.  

Das Forum wird gemeinsam von Frankreich und Mexiko geleitet und von UN Women in Partnerschaft mit der Zivilgesellschaft und Jungendvertretern und -vertreterinnen vom 30. Juni bis zum 2. Juli in der französischen Hauptstadt ausgerichtet. Das Hauptziel des Forums besteht darin, bisherige Fortschritte der Gendergleichstellung zu bilanzieren und weitere Ziele schneller zu erreichen, wie sie in der Erklärung und Aktionsplattform von Beijing definiert wurden. Delegierte aus 189 Nationen haben damals auf dieser Konferenz eine Aktionsplattform verabschiedet, die eine Vision für gleiche Rechte und Chancengleichheit für Frauen und Mädchen überall auf der Welt beschreibt.

Während der Eröffnungsfeier des Forums hat sich der LWB gemeinsam mit anderen aus dem Glauben handelnden und zivilgesellschaftlichen Organisationen in einem von sechs generationenübergreifenden Aktionsbündnissen (Generation Equality Action Coalitions) öffentlich dazu verpflichtet, die Geschlechtergerechtigkeit voranzubringen. Als weltweite Gemeinschaft lutherischer Kirchen verpflichtet sich der LWB auf eine Reihe praktischer Maßnahmen zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt, zur Unterstützung der überlebenden Opfer und zur Förderung eines Umfelds, das frei von Gewalt und Diskriminierung ist.

Advocacy-Arbeit und Aufklärung

Der LWB verpflichtet sich u. a. dazu, seine Advocacy-Arbeit und seine Programme stärker auf die Verhütung und Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt auszurichten. Dabei wird herausgestellt, wie wichtig die Zusammenarbeit mit Mitgliedskirchen und Länderprogrammen und auch mit ökumenischen und anderen Partnern ist, um gegen schädliche Praktiken vorzugehen, die Diskriminierung und Ungerechtigkeit verstetigen. Traditionen wie weibliche Genitalverstümmelung, Früh- und Kinderehen und Zwangsverheiratungen „bleiben ein großes Problem in Ländern, in denen der LWB im Einsatz ist“ , so heißt es in der Verpflichtungserklärung.

Der LWB sagt ebenfalls zu, die wirtschaftliche Selbstbestimmung von Frauen zu fördern – dies ist ein kritischer Faktor, wenn man geschlechtsspezifische Gewalt beenden will. Die Erklärung enthält eine Verpflichtung, weiterhin Aufklärungsarbeit zu leisten und die Einhaltung des eigenen LWB-Grundsatzpapiers zur Gendergerechtigkeit zu überwachen. Kirchen sollen damit über die spirituellen und biblischen Ressourcen verfügen, um „die Machtdynamiken und soziokulturellen Normen zu überwinden, die Frauen auf untergeordnete Positionen in der Kirche und in der Gesellschaft verweisen.“  

Diese Verpflichtungen umfassen auch spezifische Zusagen für die Unterstützung der Kirchen bei der Einsetzung von „Wachsamkeitsgruppen“, die Berichte über Gewalt untersuchen und Gemeinden ermutigen können, Netzwerke mit Männern und Heranwachsenden zu gründen und auf diese Weise „neue Männlichkeitsrollen“ zu fördern, um sich sensibel und offen mit Themen wie Gendergerechtigkeit auseinanderzusetzen.

Auf Ebene der Länderprogramme verpflichtet sich der LWB ebenfalls dazu, alle Formen von Diskriminierung zu beseitigen und dafür zu sorgen, dass humanitäre und Kriseninterventionspläne „besonders darauf achten, dass es nicht zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und Mädchen in all ihrer Diversität kommt.“ Im Vorfeld des Forums hat sich der LWB einem breit aufgestellten Bündnis aus dem Glauben handelnder Organisationen angeschlossen, die auf die wichtige Rolle von Glaubensakteuren bei der Förderung von Gendergerechtigkeit weltweit hinweisen. Die Erklärung bekräftigt auch die Verpflichtungen aller Unterzeichnenden der einzelnen Aktionsbündnisse und fordert effektive Partnerschaften zwischen religiösen und säkularen Organisationen, um „unser gemeinsames Ziel der generationenübergreifenden Gerechtigkeit durchzusetzen.“

Eva Christin Nilsson, die Direktorin der Abteilung für Theologie, Mission und Gerechtigkeit, sagte dazu: „Unsere Verpflichtung, geschlechtsspezifische Gewalt zu beenden, ist in unserer Identität als einer aus dem Glauben handelnden und christlichen Organisation verwurzelt. Wir sind berufen, Menschenrechte zu fördern und zu schützen und ein Leben in Würde für alle Menschen sicherzustellen. Als Gemeinschaft von Kirchen besteht für uns ein moralischer Imperativ und ein Glaubensimperativ, menschliches Leid zu beenden.“

Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller