Neue Studie: Risiko, Resilienz und Schuldenerlass überdenken

20. Mai 2021
Der Lutherische Weltbund unterstützt Binnenvertriebene in mehreren Regionen Äthiopiens durch Nothilfe in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene sowie durch langfristige Entwicklungs- und Förderprojekte, um die Resilienz der Gemeinden zu stärken und ihre Lebensweise an das sich verändernde Klima anzupassen. Foto: LWB/Albin Hillert

Der Lutherische Weltbund unterstützt Binnenvertriebene in mehreren Regionen Äthiopiens durch Nothilfe in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene sowie durch langfristige Entwicklungs- und Förderprojekte, um die Resilienz der Gemeinden zu stärken und ihre Lebensweise an das sich verändernde Klima anzupassen. Foto: LWB/Albin Hillert

Vorstellung der Studie „Climate change, debt, and COVID-19“

BERLIN, Deutschland/GENEVA (LWI) - Eine neue Studie mit dem Titel „Climate change, debt, and COVID-19“ (Klimawandel, Verschuldung und COVID-19), analysiert einen Teufelskreis: Klimawandel und COVID-19-Pandemie verursachen hohe Kosten, die die Verschuldung in den ärmsten Ländern verschärft. Die Studie weist darauf hin, dass aufgrund fehlender Mittel für Investitionen in eine verbesserte Widerstandsfähigkeit zukünftige Krisen noch katastrophaler ausfallen werden.

Die Studie wurde von Brot für die Welt und erlassjahr.de durchgeführt. Der Lutherische Weltbund (LWB) hat zu den Ergebnissen beigetragen und stellt die Studie gemeinsam mit den deutschen Herausgebern in einem Webinar am 25. Mai vor.

Die Studie liefert eine Analyse der Zusammenhänge zwischen Mehrfachgefährdung und mangelnder Resilienz einzelner Länder. Daraus ergeben sich die jeweiligen Katastrophenrisiken mit damit verbundenen Verlusten und Schäden, Staatsverschuldungsrisiken und fehlende Investitionen in den Aufbau von Resilienz.

Die Studie stellt den Climate Disaster and Debt Risk Index (Klimakatastrophen- und Verschuldungsrisiko-Index) als ein wichtiges Instrument vor, um die jeweiligen Risiken von Ländern zu bewerten. Sechzehn Indikatoren – fünf für das Katastrophenrisiko, sechs für das Schadensrisiko und fünf für das Verschuldungsrisiko – analysieren die spezifische Situation in einem Land.

„Die Informationen, die dieser Ansatz liefert, können als Frühwarninstrument genutzt werden“, kommentiert Elena Cedillo, Programmreferentin für Klimagerechtigkeit beim LWB, die Ergebnisse der Studie. „Die Methode hilft, spezifische Risikotreiber zu identifizieren, den Schweregrad von Risiken zu messen und zu vergleichen sowie Bereiche zu identifizieren und zu priorisieren, in denen Risiken reduziert werden sollten.“

Die Studie nutzt den Climate Disaster and Debt Risk Index, um ein Profil von fünf Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu erstellen. Sie repräsentieren die durch den Klimawandel am stärksten gefährdeten Regionen der Welt: El Salvador, Äthiopien, Sri Lanka, die Demokratische Volksrepublik Laos (Lao DPR) und Papua-Neuguinea.

Die Ergebnisse zeigen, dass das Risikoprofil eines jeden Landes aufgrund der besonderen nationalen Gegebenheiten einzigartig ist. Aus diesem Grund sollten auch die jeweiligen Wiederherstellungsstrategien spezifisch sein. So ist Äthiopien beispielsweise den höchsten Klima-, COVID-19- und anderen Katastrophenrisiken ausgesetzt. Das relative Verlust- und Schadensrisiko wird jedoch in Papua-Neuguinea als am höchsten angesehen, dicht gefolgt von der Demokratischen Volksrepublik Laos. Das Verschuldungsrisiko ist in Sri Lanka am höchsten, gefolgt von El Salvador.

Die LWB-Ländervertreterin in Äthiopien, Sophie Gebreyes, sagt in ihrem Beitrag zur Studie: „Die kurz aufeinander folgenden Katastrophen, bei der eine verheerender ist als die vorherige, lassen keine Zeit, um Resilienz aufzubauen.“

Elena Cedillo, Programmreferentin für Klimagerechtigkeit beim LWB, kommentiert die Ergebnisse der Studie zu El Salvador: „Ein Schuldenerlass sollte dazu dienen, die Verwundbarkeit eines Landes zu verringern und zu verhindern, dass sich die Ungleichheit vergrößert, indem die Regierungen transparent zur Rechenschaft gezogen werden.“

Klimawandel, COVID-19 und Schulden offenbaren Resilienzlücke

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die dreifache Herausforderung – Klimawandel, COVID-19 und die Schuldenkrise – eine riesige Resilienzlücke, die dringende Notwendigkeit von Solidarität und einen schnellen Übergang zu einem neuen Entwicklungsparadigma offenbart. Ein grüner Sanierungsplan ist nötig – abgestimmt auf die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung und die Ziele des Pariser Klima-Abkommens.

Ein schneller und strukturierter Entschuldungsprozess und die Reform der internationalen Finanzarchitektur müssten zu den wichtigsten Prioritäten eines grünen Aufschwungs gehören, so die Empfehlung. Gezielte Investitionen in den Aufbau von Resilienz und eine beschleunigte wirtschaftliche Neuausrichtung in Richtung Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit seien notwendig. Ein Umdenken bei Risiko, Resilienz und Schuldenerlass sei entscheidend.

Von LWB/A. Weyermüller