Mit "Konvivenz" gegen Nationalismus in Osteuropa

6. Nov. 2018
Gruppengespräch während der Jubiläumsveranstaltung zum 10-jährigen Bestehen von interdiac in Kiew (Ukraine). Foto: interdiac

Gruppengespräch während der Jubiläumsveranstaltung zum 10-jährigen Bestehen von interdiac in Kiew (Ukraine). Foto: interdiac

Zum 10-jährigen Bestehen entwickelt tschechische Akademie Zukunftsvision für Bildungsprogramme

Kiew, Ukraine/Genf (LWI) – Ein Netzwerk christlicher Sozialaktivistinnen und -aktivisten aus Zentral- und Osteuropa hat sein 10-jährigen Bestehen mit dem Bekenntnis und der Selbstverpflichtung zu Bildungsprogrammen gefeiert, die mehr „Konvivienz“ in einer Region schaffen sollen, die einen tiefgreifenden Wandeln erlebt.

Im Rahmen einer Tagung in Kiew im Oktober haben 71 Mitglieder von diakonischen Organisationen, die mit der Internationalen Akademie für Diakonie und soziales Handeln (interdiac) verbunden sind, die Erfolge gefeiert, auf die sie seit 2008 gemeinsam unter dem Thema „Konvivienz“ – die Kunst des Zusammenlebens – hingearbeitet haben. Der Lutherische Weltbund (LWB) und seine Mitgliedskirchen in der Region sind aktiv an den Programmen der interdiac beteiligt.

Die Teilnehmenden an der Tagung aus über 20 Ländern haben gemeinsam Gottesdienste gefeiert, an interaktiven Veranstaltungen mitgewirkt und sozialpolitische Aktionsprogramme, eine Kirche, eine Synagoge und eine Moschee besucht. Die Tagung dauerte fünf Tage und stand unter dem Motto „Towards a Vision of Convivial Life Together“ (Auf dem Weg zu einer Vision von Konvivienz im Zusammenleben).

„Das Konzept der Konvivienz beinhaltet, dass Menschen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Weltanschauung befähigt werden, gemeinsame Überzeugungen zu finden und als inklusive Gemeinschaft zum Wohl der Allgemeinheit zu handeln“, heißt es in einer Erklärung.

Die Teilnehmenden haben darauf verwiesen, dass die Region Mittel- und Osteuropa in den vergangenen zehn Jahren tiefgreifende Veränderungen durchgemacht hat, wozu auch wachsende nationalistische Tendenzen, Populismus und entsprechende politische Erscheinungsformen gehören.

Diese Veränderungen wurden befeuert von Migrationsbewegungen, die durch Kriege, Bürgerkriege und mangelnden wirtschaftlichen Möglichkeiten insbesondere junger Menschen ausgelöst wurden. In Grenzregionen herrschen nach wie vor Spannungen und Feindseligkeit.

„All das und die nach wie vor nicht gelösten Probleme in Zusammenhang mit Armut und gesellschaftlicher Ausgrenzung sind in jüngerer Vergangenheit zentrale Themen für die Mitglieder von interdiac und somit für die Lern- und Entwicklungsprogramme gewesen“, erklärten die Diakoniefachleute.

Der Gebietsreferent für Europa des LWB, Pfr. Dr. Ireneusz Lukas, vertrat den LWB auf der Jubiläumsveranstaltung. „Dank der Arbeit der Akademie haben sich viele LWB-Mitgliedskirchen in Europa mit dem Thema Konvivienz als zentrales Konzept und richtungsweisende Vision für diakonisches Engagement vor Ort auseinandergesetzt, für das die eigene Berufung und der Einsatz für Gerechtigkeit und Würde den Impuls geben“, sagte er. Und das Konzept habe auch das Interesse von Kirchen aus anderen Regionen der lutherischen Gemeinschaft geweckt, erklärte er.

In den kommenden drei Jahren wird sich die in Česky Těšín (Tschechische Republik) ansässige interdiac schwerpunktmäßig mit marginalisierten jungen Menschen, mit Menschen auf dem Weg und mit dem ökumenischen Verständnis von Diakonie beschäftigen.

 

Europäischer Diakonieprozess des LWB (Englisch)