LWB schließt sich der Klima- und Umweltcharta an

22. Okt. 2021
Im Flüchtlingslager Ngam, Kamerun, schult der LWB die Menschen in modernen Anbautechniken. Durch die Einhaltung eines strengen Verhältnisses zwischen der Saat pro Hektar und dem gemeinsamen Anbau von Maniok und Erdnüssen können sie die Ernteerträge steigern und die Bodenfruchtbarkeit über einen längeren Zeitraum erhalten. Foto: LWB/Albin Hillert

Im Flüchtlingslager Ngam, Kamerun, schult der LWB die Menschen in modernen Anbautechniken. Durch die Einhaltung eines strengen Verhältnisses zwischen der Saat pro Hektar und dem gemeinsamen Anbau von Maniok und Erdnüssen können sie die Ernteerträge steigern und die Bodenfruchtbarkeit über einen längeren Zeitraum erhalten. Foto: LWB/Albin Hillert

Aufruf an Entscheidungsträger beim COP26, ihre Anstrengungen in den Bereichen Klima und humanitäre Hilfe zu verstärken

GENF, Schweiz (LWI) - Der Lutherische Weltbund (LWB) unterzeichnete kürzlich die Klima- und Umweltcharta für humanitäre Organisationen. Unter ihr vereinen sich nationale und internationale Nichtregierungsorganisationen (NGO), religiöse und UNO-Organisationen, um gemeinsam gegen die Auswirkungen des Klimawandels und der humanitären Krisen vorzugehen, indem sie ihre eigenen Maßnahmen beschleunigen und andere dazu aufrufen, dasselbe zu tun.

„Diese Charta bietet eine klare Vision und Grundsätze für humanitäre Maßnahmen angesichts der Klima- und Umweltkrisen“, sagt Maria Immonen, Direktorin des LWB-Weltdienstes. „Diese Krisen betreffen bereits die Leben und Lebensgrundlagen von Menschen in aller Welt. Ihre Auswirkungen werden immer fataler.“

„In unserer Arbeit sehen wir diese Auswirkungen jeden Tag“, so Immonen. „Die Menschen können sich immer weniger selbst versorgen. Ihre Lebensgrundlagen können in vielen Bereichen nicht mehr aufrechterhalten werden. Sie kämpfen um den Zugang zu Ressourcen wie Wasser und Land. Konflikte eskalieren, und die Vertreibungen von Menschen stehen immer häufiger mit klimabedingten Problemen im Zusammenhang.“

Gemeinsam als lokale, nationale und internationale humanitäre Organisationen verpflichten sich die Unterzeichnenden der Charta:

1. Stärker auf die wachsenden humanitären Bedürfnisse zu reagieren und die Menschen bei der Anpassung an die Auswirkungen der Klima- und Umweltkrisen zu unterstützen

2. Die ökologische Nachhaltigkeit ihrer Arbeit zu maximieren und ihre Treibhausgasemissionen rasch zu reduzieren

3. Lokalen Akteuren und Gemeinschaften eine Führungsrolle zu geben

4. Deren Kenntnisse zu erweitern, damit sie Klima- und Umweltrisiken verstehen und faktenbasierte Lösungen entwickeln können

5. Im humanitären Sektor und darüber hinaus zusammenzuarbeiten, um Klima- und Umweltschutzmaßnahmen zu stärken

6. Ihren Einfluss zu nutzen, um dringliche und ehrgeizigere Klima- und Umweltschutzmaßnahmen voranzutreiben

7. Ziele zu entwickeln und deren Fortschritte zu messen, während sie ihre Verpflichtungen umsetzen

Am meisten von den Folgen des Klimawandels und den humanitären Krisen betroffen sind die Ärmsten und am stärksten marginalisierten Gemeinschaften, deren Anpassungsfähigkeit aufgrund von bewaffneten Konflikten, Vertreibung, schwacher Regierungsführung, unkontrolliertem Wachstum der Städte oder Armut bereits eingeschränkt ist. Zusätzlich verschärft wird deren Situation aufgrund von strukturellen Ungleichheiten und den persönlichen Charakteristiken der Menschen wie Alter, Geschlecht, Behinderung oder Lebensgrundlage.

Erklärung der Unterzeichnenden vor COP26

In einer Erklärung vom 20. Oktober fordern die Unterzeichnenden der Klima- und Umweltcharta für humanitäre Organisationen „die Verhandlungsführenden dazu auf, die humanitären Folgen ihrer Entscheidungen zu bedenken.“

Die Unterzeichnenden der Erklärung machen deutlich, dass „die heutigen Klima- und Umweltkrisen das Überleben der Menschheit gefährden. Alle Bereiche unseres Lebens sind davon betroffen, unsere physische und psychische Gesundheit, unsere Nahrung und unser Wasser sowie unsere wirtschaftliche Sicherheit.“

Der letzte Bericht des Weltklimarats (IPCC) weist darauf hin, dass sich klimabedingte Katastrophen in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt haben. Gefahren durch Wasser sind mittlerweile die Hauptursachen für interne Vertreibungen. Davon sind insbesondere die ärmsten und am meisten marginalisierten Menschen betroffen.

Die Unterzeichnenden betonen, dass „die Klimakrise eine zusätzliche Belastung für die humanitären Organisationen darstellt, die ohnehin schon mehr als je zuvor unter Druck stehen. Es sind dringende und ehrgeizige Maßnahmen erforderlich, um die Treibhausgasemissionen zu senken und sich an die steigenden Risiken anzupassen, damit wir die katastrophalsten Folgen für Mensch und Umwelt abwenden können. Ohne ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen werden die humanitären Organisationen kaum auf die wachsenden Bedürfnisse reagieren können.“

In der Erklärung formulieren sie ihre eigenen Verpflichtungen zur Bewältigung des Klimawandels und der humanitären Krisen und appellieren gleichzeitig an die Entscheidungsträgerinnen und -träger der COP26: „Wir wissen, dass eine radikale Transformation nötig ist. Wir sind entschlossen, dringlich und international zu handeln und rufen alle im humanitären Sektor und darüber hinaus dazu auf, das Gleiche zu tun.“

Von LWB/A. Weyermüller. Deutsche Überstzung: Tonello Netzwerk