LWB ruft Mitgliedskirchen auf, Nothilfemassnahmen in Namibia und Angola zu unterstützen

12. Aug. 2013
Verdorrte Hirse, Region Omusati (Nordnamibia). © LWB/M. Retief

Verdorrte Hirse, Region Omusati (Nordnamibia). © LWB/M. Retief

Angesichts der schwersten Dürre seit 30 Jahren unterstreicht LWB-Generalsekretär die Bedeutung frühzeitigen Eingreifens

(LWI) Der Lutherische Weltbund (LWB) hat seine Mitgliedskirchen weltweit zur Unterstützung der lutherischen Kirchen in Namibia und Angola aufgerufen, die den von der schwersten Dürre in der Region seit drei Jahrzehnten betroffenen Menschen zur Seite stehen.

„[Ich] möchte … ‚die LWB-Mitgliedskirchen [dringend auffordern], die Menschen in Namibia und Angola im Gebet und mit finanziellen Mittel zu unterstützen‘“, erklärte LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge in einem Schreiben vom 9. Juli an die Mitgliedskirchen und Nationalkomitees des LWB. Mit diesem Zitat bezog sich Junge auf einen vom LWB-Rat bei seiner jüngsten Tagung, die im Juni in Genf stattfand, gefassten Beschluss. In einem weiteren Beschluss hatte der Rat die Einladung der namibischen LWB-Mitgliedskirchen zur Ausrichtung der Zwölften LWB-Vollversammlung 2017 in der Landeshauptstadt Windhuk angenommen.

Die aktuelle Dürre gilt als schwerste anhaltende Trockenperiode in über 30 Jahren. Die namibische Regierung hat inzwischen landesweit den Notstand ausgerufen. Bedroht sind über 330.000 Menschenleben im ganzen Land, was 14 Prozent der Bevölkerung von insgesamt 2,1 Millionen Menschen entspricht. In Südangola sind in den Provinzen Cunene und Namibe über 600.000 Menschen betroffen.

Junge betonte, der besorgniserregenden Situation in beiden Ländern, die im Schatten grösserer Krisen weltweit Gefahr laufe, nur geringe Aufmerksamkeit zu erlangen, müsse frühzeitig Beachtung geschenkt und es müsse frühzeitig eingeschritten werden. „Aufgrund des Mangels an Nahrung und Wasser sind bei den Betroffenen Symptome von Unterernährung zu beobachten“, heisst es in dem Schreiben, zudem sei von einer „Verschärfung der Situation“ auszugehen, „da bis März 2014 keine Ernte zu erwarten ist.“

Der Generalsekretär gab die von den namibischen LWB-Mitgliedskirchen an den LWB gerichtete Bitte um Unterstützung weiter, „ihre Kapazitäten zur Bewältigung dieser Katastrophe zu stärken. Sie wollen den gefährdetsten Bevölkerungsteilen zur Seite stehen, die keinen Zugang zu den Ausgabestellen haben, an denen die Regierung Nahrungsmittel verteilt.“

Erstmals haben die namibischen lutherischen Kirchen durch den Gemeinsamen Kirchenrat der evangelisch-lutherischen Kirchen Namibias beim LWB Unterstützung bei der Dürrehilfe im Land angefordert. Dem Kirchenrat gehören die Evangelisch-Lutherische Kirche in der Republik Namibia (ELKRN), die Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia (ELKIN) sowie die deutschsprachige Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia (ELKIN-DELK) an, die gemeinsam über 50 Prozent der Landesbevölkerung repräsentieren.

Geldhilfen für das Lebensnotwendige, Diversifizierung der Einkommensgrundlagen

Eine von der LWB-Abteilung für Weltdienst (AWD) und dem Gemeinsamen Kirchenrat kurzfristig durchgeführte Bedarfsanalyse sowie eine Übereinkunft zwischen beiden Partnern setzen den Rahmen für die Nothilfe in Gebieten, wo Gemeinden von ELKRN oder ELKIN bestehen. Als Ziele sind gesetzt, Geldmittel für den lebensnotwendigen Bedarf bereitzustellen, die Einkommensgrundlagen zu diversifizieren, das Einkommen von jungen Menschen und Frauen zu verbessern sowie Familien psychosozial zu begleiten. Beide Akteure planen zudem, Gemeinwesen bei der Verbesserung ihrer Katastrophenvorsorge und beim Aufbau von Advocacy-Kapazitäten zu unterstützen.

Die ELKRN wird im Süden Namibias 340 Haushalte unterstützen, die Arbeitsplätze in kommerziellen landwirtschaftlichen Betrieben oder ihre Lebensgrundlage in der Viehzucht verloren haben. Im Norden, an der Grenze zu Angola, wo die Gemeinden der ELKIN mehrheitlich angesiedelt sind, gehören zu den knapp 780 begleiteten Haushalten Familien, die von Erntetotalausfällen oder Arbeitslosigkeit betroffen sind bzw. die über keinerlei Einkommensquelle verfügen.

Die derzeitige Krise verschärft die Armut in den ländlichen Regionen des ganzen Landes, wo die Arbeitslosenquote bei bis zu 90 Prozent liegt, und beeinträchtigt die Fähigkeit der Bevölkerung, Katastrophen zu bewältigen. Die vom LWB durchgeführte Analyse ergab, dass die Menschen angesichts von Hunger und psychischer Belastung zum Alkohol greifen, was nach Einschätzung der Kirchen ein hohes Mass an genderspezifischer Gewalt in den Haushalten sowie die Misshandlung und Vernachlässigung von Kindern zur Folge hat.

Gelernte Lektion

„Häufig sind wir nicht in der Lage, bei sich langsam entfaltenden Katastrophen wie etwa Dürreperioden den potenziellen Umfang und das zu erwartende Mass an Gefährdung von Menschenleben einzuschätzen. Als LWB haben wir die Lektion aus der Vergangenheit gelernt, dass eine frühzeitige Beachtung von Krisensituationen wie der vorliegenden und ein frühzeitiges Einschreiten sehr viel bewirken können“, ist Junges Fazit.

Der Generalsekretär bekräftigte die Bedeutung der LWB-Mitgliedskirchen wie auch der Programmarbeit der AWD für das Wissen um Probleme auf der globalen Ebene der Kirchengemeinschaft: „Das sind wahrhaft starke Bande, die uns helfen, zu erfahren was vor sich geht, die Gefahr dieser Dürre zu erkennen und das Leid zu spüren, dass sie bereits jetzt verursacht.“

Ein vorläufiger Spendenaufruf zugunsten der Dürreopfer in Angola und Namibia wurden bereits durch das ACT-Bündnis, ein globales Netzwerk von Kirchen, herausgegeben, dessen Gründungsmitglied der LWB ist. In Angola ist der LWB durch die Evangelisch-Lutherische Kirche Angolas sowie das AWD-Länderprogramm präsent.

[Weitere Informationen zur Dürrekrise in Angola und Namibia, mit Möglichkeit zur Online-Spende]

 

LWF World Service