LWB-Projekt stärkt Frauen in Haiti

11. Mär. 2015
Eine Frau im Gemeinschaftsladen in Despagne. Foto: LWB Haiti/H. Enge

Eine Frau im Gemeinschaftsladen in Despagne. Foto: LWB Haiti/H. Enge

Kapazitätsaufbau und Bewusstsein für Menschenrechte in Macaya

(LWI) – Eimer voller Butter, Tomaten- und Maisdosen, Ölkanister, Pflanzensamen und grosse weisse Säcke voller Getreide: Der Gemeinschaftsladen in Despagne hat Einiges anzubieten. „Es ist das erste Mal, dass wir eine so grosse Waren- und Geldmenge verwalten“, erzählt eine der Leiterinnen der Frauengruppe. „Mit dem Laden generieren wir Einkommen. Mit einem Teil des Gewinns konnten wir bereits 16 Schafe für die Ärmsten in unserer Gruppe kaufen.“

Der Laden gehört zu dem vom LWB umgesetzten Projekt „Kapazitätsaufbau und Verbesserung der sozioökonomischen Lage von Frauen auf dem Land in Haiti“. Ziel des von FinnChurchAid finanzierten Projektes ist es, die Einflussmöglichkeiten, Entscheidungsfähigkeiten und den sozioökonomischen Status der Frauen in ihrer jeweiligen Gemeinschaft zu verbessern.

Die Initiativen des Projektes kamen bereits über 320 Frauen in Macaya zugute. Zu den Aktivitäten gehören Alphabetisierungskurse in speziell dafür eingerichteten „Alpha-Zentren“, Massnahmen zu Bewusstseinsbildung, Ausbildung von Frauen für Führungsfunktionen, im Bereich Menschenrechte und Bürgerbeteiligung.

Schule und Schulbücher bezahlen können

Der Gemeinschaftsladen wird unterstützt durch Schulungen in Buchhaltung und Handel. Die Frauen lernen, den Markt zu analysieren, den besten Zeitpunkt für den Verkauf von Produkten zu bestimmen und schliesslich mit ihrem Geschäft Gewinn zu machen.

Ferner gibt es ein Ziegenzucht-Projekt für Frauen in prekären Situationen. „Während des Schuljahrs im September 2014 habe ich eine Ziege verkauft. Mit dem Erlös konnte ich die Schule für meine Kinder bezahlen und ihnen Uniformen und Schuhe kaufen“, berichtet Latigot, Mutter von sieben Kindern.

Für manche Initiativen ist es noch zu früh, um etwas über den Erfolg sagen zu können. Die Schulungen auf den Gebieten Menschenrechte und Bürgerbeteiligung wurden von den Teilnehmenden geschätzt und sie haben vor, ab jetzt ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. Eine 40-jährige Mutter von 10 Kindern hält die Ausbildung in reproduktiver Gesundheit für besonders wichtig, selbst wenn das für sie nicht mehr aktuell ist: In ihrem Kontext gehört sie mit 40 bereits zu den Senioren.

Die Mehrheit der Teilnehmenden hat betont, wie sehr das Alphabetisierungsprogramm ihr Leben verändert hat. So konnte eine junge Frau, die nie die Schule besucht hatte, nach dem Besuch der Kurse im Alpha-Zentrum in der 3. Primarstufe eingeschult werden.

„Im Juni habe ich geheiratet“, erzählt eine andere Frau. „Mein Mann ist Analphabet. Da er den Trauschein nicht lesen konnte, habe ich für uns beide unterschrieben. Danach hat er sich auch in einem Alpha-Zentrum angemeldet“.