LWB-Präsident Younan betet am Pfingstsonntag mit Papst Franziskus im Vatikan

6. Jun. 2014
LWB-Präsident Bischof Dr. Munib A. Younan überreicht Papst Franziskus während einer Audienz im März 2013 ein Kreuz aus El Salvador.

LWB-Präsident Bischof Dr. Munib A. Younan überreicht Papst Franziskus während einer Audienz im März 2013 ein Kreuz aus El Salvador.

LutheranerInnen sind zum Gebet für den Frieden im Nahen Osten aufgerufen

(LWI) – Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Dr. Munib A. Younan, hat LutheranerInnen weltweit aufgerufen, sich am Pfingstsonntag gemeinsam mit ihm dem Gebet von Papst Franziskus, dem israelischen Präsidenten Schimon Peres und dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, um Frieden im Nahen Osten anzuschliessen.

Bei seinem Besuch in Jordanien, Palästina und Israel hatte Papst Franziskus im vergangenen Monat von Peres und Abbas die Zusage zu einem Treffen und gemeinsamen Friedensgebet im Vatikan am 8. Juni erhalten. Younan, der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land ist, ist der einzige nicht-katholische Kirchenvertreter aus Jerusalem in der Delegation.

„Ich bin der Überzeugung, dass das Gebet unsere Welt verändern kann. Deshalb würde ich ganz klar sagen: Wenn der Papst mit jüdischen Oberrabbinern, dem muslimischen Mufti von Jerusalem, mit einigen von uns christlichen Kirchenleitenden von dort sowie mit Herrn Peres und Herrn Abbas betet, bitte ich alle Lutheranerinnen und Lutheraner weltweit, uns im Rahmen ihrer Sonntagsgottesdienste im Gebet zu unterstützen, dass Gott den Sinn der Menschen zum Frieden hin lenken möge“, so Younan.

Die besondere Bedeutung des LWB beschränke sich nicht auf ein gemeinsames Gebet im Vatikan, betonte Younan. Sie erwachse auch aus der Tatsache, dass „die Kirchengemeinschaft seit mehr als einem Vierteljahrhundert nur Entscheidungen getroffen hat, die einen Frieden auf der Grundlage von Gerechtigkeit für beide Völker fördert.“

Im Juni 2012 hatte der LWB-Rat die Mitgliedskirchen in einer Resolution aufgerufen, sich „für einen Siedlungsstopp“ einzusetzen. Weiter forderte der Rat die sofortige Wiederaufnahme von Friedensgesprächen zu einer endgültigen Klärung der letzten Statusfragen in dem Konflikt und für ein Ende der Besetzung. Die Friedensgespräche sollten einen lebensfähigen palästinensischen Staat neben dem Staat Israel ermöglichen, damit sowohl Israelis als auch PalästinenserInnen in Sicherheit und Frieden leben können.

„Mit meiner Teilnahme an dem Gebet als Bischof meiner Kirche betone ich die Rolle meiner Kirche in der Friedensarbeit in unserem Land betone“, führte Younan weiter aus. „Sei es durch Bildung, interreligiösen Dialog oder durch unseren Versöhnungsdienst.“

„Zugleich weiss ich aber auch, dass hinter mir eine Kirchengemeinschaft steht, die ernsthaft eine Veränderung der aktuellen Situation will.“ Unter Bezugnahme auf die 142 Mitgliedskirchen der lutherischen Kirchengemeinschaft fügte Younan hinzu: „Sie glauben an Gerechtigkeit für dieses Land. Sie wollen, dass beide Völker Seite an Seite leben, mit ihrem je eigenen Staat in den Grenzen von 1967, mit Frieden, Gerechtigkeit, Versöhnung und Gleichberechtigung. Und sie wollen, dass die Stadt Jerusalem von drei Religionen und zwei Völkern gemeinsam bewohnt wird. Ich weiss, wenn ich in den Vatikan reise, bin ich nicht allein.“

Im Rahmen seines Besuchs im Nahen Osten vom 24. bis 26. Mai besuchte Papst Franziskus die wichtigsten heiligen Orte in der Altstadt von Jerusalem und hielt in Bethlehem an einem Stück Trennmauer inne, um zu beten.

„Was der Papst getan hat, ist für mich sehr symbolisch und sehr bedeutend. Es ist sehr bedeutend, dass den Papst, als er hierherkam, von einem Muslim und einem Juden begleitet wurde. [Es ist so, dass] wir Verantwortliche aus dem religiösen Bereich vielleicht keinen Frieden im Nahen Osten schaffen können, aber wir können beten und prophetisch die Stimme für Gerechtigkeit erheben“ betonte Younan. „Frieden auf der Basis von Gerechtigkeit kann ohne jene, die religiöse Verantwortung tragen, nicht verwirklicht werden. Wir haben die Aufgabe, unsere Gläubigen zu lehren, dass sie ihre Nächsten lieben, damit Israelis in mir, einem Palästinenser, das Ebenbild Gottes erkennen und damit ich in dem/der Israeli gleichermassen sein Ebenbild sehe.“