LWB-Präsident: Prophetisches Zeugnis gegen Ungerechtigkeiten

13. Jun. 2019
LWB-Präsident Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa. Foto: LWB/Albin Hillert

LWB-Präsident Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa. Foto: LWB/Albin Hillert

LWB-Präsident Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa spricht auf Ratstagung 2019

Genf (LWI) – Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa, eröffnete die LWB-Ratstagung 2019 heute mit einem Aufruf zu größerer Einheit unter den Kirchen und einem mutigen Zeugnis in einer Welt, die nach Gerechtigkeit schreit, und einer Schöpfung, die nach Heilung ächzt.

„Als Volk, das für immer das Siegel des guten Hirten trägt [...], dürfen wir niemals aufhören, Zeugnis abzulegen gegen die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft“ und auf die Systeme zu reagieren, die die Verwundbarkeit der Armen noch verstärkten, sagte Musa, der Oberhaupt der Lutherische Kirche Christi in Nigeria (LKCN) ist. Seine Ansprache stand unter dem Titel „Denn wir kennen Gottes Stimme“ (Joh 10,4), was auch das Thema der diesjährigen LWB-Ratstagung vom 13. bis 18. Juni in Genf ist.

Mit Blick auf dieses Thema der Ratstagung erklärte der LWB-Präsident, die Stimme Gottes zu kennen, sei eine Bekräftigung der Rechtfertigung aus Gnade durch den Glauben an Christus und Zuspruch und Beruhigung selbst in schwierigsten Verhältnissen und Situationen. „Auch wenn wir zweifeln, können wir uns auf die Begleitung und Orientierungshilfe durch den Heiligen Geist verlassen, um Gottes Stimme zu erkennen und gewahr zu werden, was Gott in der heutigen Welt vorhat.“

Musa griff auf Jesu Metaphorik vom guten Hirten, der sich um die Schafe in seinem eigenen Stall und um die Schafe in anderen Herden sorgt, zurück, um die Bedeutung des Selbstverständnisses des LWB für Mission und das praktische Leben des eigenen Glaubens in der Welt zu verdeutlichen. Wie für die Kirche Jesu Christi, die niemals für Selbstrechtfertigung sei, und den Spuren der Gründerinnen und Gründer des LWB folgend, sei es „keine Option, uns in uns selbst zurückzuziehen und uns nur um unser eigenes Wohlergehen zu kümmern“, sagte er.

Der Bischof der LKCN erinnerte die Vertreterinnen und Vertreter der LWB-Mitgliedskirchen daran, dass wir Christinnen und Christen Räume mit anderen teilten und dass wir berufen seien, uns theologisch und ganz praktisch mit anderen Religionen auseinanderzusetzen, um Frieden zu fördern. Er rief die lutherische Gemeinschaft auf, ihre umfassende Berufung zu achten, das „Leid unserer Nächsten“ zu lindern, zu denen auch all jene gehören, die aufgrund ihrer Religion oder ihres Glaubens verfolgt würden, auch wenn ein solches prophetisches Zeugnis „oftmals mit nicht unerheblichen Risiken verbunden“ sei.

Bekenntnis zu gemeinsamem Zeugnis und Dienst

In seiner Ansprache unterstrich der Präsident wichtige Meilensteine im langjährigen Engagement des LWB im Streben nach der Einheit der Christen innerhalb der LWB-Gemeinschaft, aber auch mit ökumenischen Partnern, und den gemeinsamen Dienst mit anderen, um Leid zu lindern. Er brachte seine Dankbarkeit zum Ausdruck für das „umfangreiche Zeugnis“ für „unsere Einheit“ in einer Welt, in der es einfacher wäre, Verbindungen und Beziehungen einfach abzubrechen, aber rief auch zu „lauterem und effektiverem“ kollektivem Eintreten gegen jegliche Formen von Ungerechtigkeit auf.

Ein Höhepunkt der diesjährigen Ratstagung ist die Feier des 20. Jahrestages der Unterzeichnung der Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GE), einem ökumenischen Übereinkommen, dass 1999 ursprünglich vom LWB und der Römisch-katholischen Kirche unterzeichnet wurde. Die Erklärung wurde seither auch von den methodistischen, der anglikanischen und den reformierten Kirchen bekräftigt und unterzeichnet und so zu einer Zusage von fünf globalen kirchlichen Organisationen, gemeinsam Zeugnis ablegen und zusammenarbeiten zu wollen, um notleidenden Menschen in aller Welt zu dienen. „Sie ist ein sehr wichtiger Meilenstein auf unserem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft“, erklärte Musa.

Antwort auf den Schrei der Schöpfung nach Heilung

Mit Blick auf einige der thematischen Arbeitsschwerpunkte der LWB-Strategie 2019-2024 erinnerte der LWB-Präsident den Rat an die Aufforderung, gute Haushalterinnen und Haushalter der Schöpfung Gottes zu sein und ihren Schrei nach Heilung zu vernehmen. „Die Schöpfung ächzt unter der Umweltzerstörung; die Auswirkungen dieser sind verheerend – die zerstörerischen Wirbelstürme, Überschwemmungen und Dürren“ offenbarten eine Krise, die dringend couragiertes Eingreifen erfordere. Er brachte seine Dankbarkeit für die Arbeit des LWB zum Thema Klimagerechtigkeit zum Ausdruck und lobte die jungen Menschen in der Kirchengemeinschaft dafür, als Fürsprecherinnen und Fürsprecher für Klimagerechtigkeit hier auf so vielfältige Art und Weise die Federführung übernommen zu haben.

Der Präsident erinnerte an den Luthergarten in Wittenberg (Deutschland), der ein lebendiges Denkmal mit 500 Bäumen sei, die Kirchen aus allen Regionen der Welt dort zur Feier des 500. Reformationsjubiläums 2017 gepflanzt hatten, und erklärte, der Garten sollte nicht nur als ein Element der weltweiten Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum in Erinnerung bleiben. Er sollte vielmehr „ein Fingerzeig sein, der uns an die andauernde Reformation erinnert und dazu inspiriert, wozu auch gehört, auf das Stöhnen und Ächzen der Schöpfung zu hören“, betonte er.

Dankbarkeit für gute Verwaltung der Ressourcen des LWB

Musa erinnerte die Ratsmitglieder an ihre Aufgabe, die dem LWB-Büro der Kirchengemeinschaft für seine Arbeit zur Verfügung stehenden Ressourcen und Mittel zu verwalten, und dankte ihnen für „den Geist der Zusammenarbeit und die Einsatzbereitschaft für das Wachstum der Gemeinschaft von Kirchen als Ganzes und unser Zeugnis in der Welt“. Zudem dankte er den Mitarbeitenden im Büro der Kirchengemeinschaft unter Leitung von Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge für ihr Engagement, die Beschlüsse des Rates in die Praxis umzusetzen.

Bezugnehmend auf die Veränderungen in den Kirchen weltweit und die Auswirkungen auf die weltweite Kirchengemeinschaft betonte der LWB-Präsident, dass wir uns als Volk, das „Gottes Stimme kennt“, im Glauben unterwegs ist und auf die Führung, Orientierungshilfe und den Schutz des „guten Hirten“ vertraut, „auf unbekanntes Terrain vorwagen und sehr schwierige Entscheidungen treffen können“.

Zum Abschluss seiner Ansprache betonte Musa, dass es auch Gottes Stimme sei, „die uns in die Slums, zu unsere verwundeten, an den Rand der Gesellschaft gedrängten und den vielen depressiven und hoffnungslosen Nächsten ruft“.

 

 

Die LWB-Ratstagung 2019 findet vom 13. bis 18. Juni in Genf statt. Das Thema der diesjährigen Ratstagung ist: „Denn wir kennen Gottes Stimme“ (Joh 10,4). Der LWB-Rat tagt einmal im Jahr und ist zwischen den Vollversammlungen das oberste Entscheidungsgremium des LWB. Mitglieder im Rat sind der LWB-Präsident, der Vorsitzende des Finanzausschusses und 48 Vertreterinnen und Vertreter der LWB-Mitgliedskirchen aus den sieben Regionen.