LWB-Präsident eröffnet erste Ratstagung in Präsenz seit Beginn der COVID-Pandemie

9. Jun. 2022

Erzbischof Musa lobt Flexibilität, Resilienz und Einsatzbereitschaft von Mitgliedskirchen und Genfer Büro

LWF President Archbishop Dr Panti Filibus Musa delivers his address to the Council

LWB-Präsident Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa. Foto: LWB/S. Gallay

GENF, Schweiz (LWI) – Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Panti Filibus Musa, hat die Delegierten der LWB-Mitgliedskirchen zur ersten nicht-virtuellen Ratstagung seit 2019 begrüßt.

Präsident Musa übermittelte Grüße seiner eigenen Lutherischen Kirche Christi in Nigeria., Beim Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre, bat er, dass Gott all diejenigen „leiten und heilen“ möge, die unter den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie oder unter den Folgen von Krieg und Konflikten litten. Er dankte den Ratsmitgliedern und den Mitarbeitenden im LWB-Büro der Kirchengemeinschaft in Genf für ihre „große Flexibilität“ und ihre „große Einsatzbereitschaft“ im Dienst der weltweiten Kirchengemeinschaft in den Zeiten der Lockdowns und Reisebeschränkungen.

Der LWB-Präsident erinnerte weiterhin daran, dass diese Ratstagung die erste unter der Leitung von Generalsekretärin Anne Burghardt und die letzte ausführliche Tagung vor der anstehenden Dreizehnten Vollversammlung sei, die im kommenden Jahr in Polen stattfinden wird. Er formulierte Gedanken zu den Worten aus dem Paulusbrief an die Kolosser – „Alles besteht in Christus“ –, die Teil des so genannten Loblieds auf den kosmischen Christus im Neuen Testament sind.

Gemeinschaft in versöhnter Vielfalt

Des Weiteren richtete Musa einen Blick in die Zukunft auf das Thema der anstehenden Vollversammlung, „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“, und sagte: „Wenn man es vor dem Hintergrund dieses ersten Kapitels im Brief an die Kolosser liest, erinnert uns das Thema daran, dass Versöhnung, Wiedereingliederung, Vielfalt und gegenseitige Abhängigkeit ganz eng mit Erlösung verknüpft sind.“ In Christus „wurden alle Dinge geschaffen, um in einer Gemeinschaft der versöhnten Vielfalt zu leben“. Aber wenn die Menschen „Gottes Weisheit nicht respektieren, die in jede Faser der Schöpfung eingewoben ist“, führt das zu den schädlichen Spaltungen, die durch Klimawandel, Ethnonationalismus und die Kommerzialisierung der Menschen verursacht werden, so Musa.

Obwohl „sie in einer Welt in Aufruhr leben, die außer Kontrolle zu sein scheint“, so der LWB-Präsident weiter, seien Christinnen und Christen aufgerufen, als „ein Zeichen der Einen Hoffnung, die wir der gesamten Schöpfung durch unsere Worte und Taten verkündigen [...], ein gemeinsames Bekenntnis“ zum Einen Leib und dem Einen Geist zu predigen. Als Pilgernde, „die durch endloses Chaos reisen, wissen wir aber auch, dass wir eine Gemeinschaft sind, die nicht nur um unserer selbst willen, sondern um der Welt willen zusammengehalten wird“.

Mit Blick auf den Einmarsch Russlands in die Ukraine unterstrich Musa die rasche Reaktion des LWB, um die Millionen Geflüchteten – vor allem Frauen und Kinder – zu unterstützen, die sich in benachbarten Ländern in Sicherheit gebracht hatten. Insbesondere lobte er die Kirchen in jenen Ländern für die rasche Mobilisierung verschiedenster Ressourcen und die Zusammenarbeit mit dem LWB, den Vereinten Nationen und anderen Partnerorganisationen, um den Bedürfnissen der Geflüchteten Rechnung zu tragen. „Das ist konkretes Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung“, sagte er.

Konkretes Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung

Während der Konflikt in der Ukraine weltweit derzeit am meisten Aufmerksamkeit erhalte, so der Erzbischof, „wird davon ausgegangen, dass die Konflikte in 39 Ländern weltweit die treibenden Kräfte für die größte je verzeichnete Ernährungsunsicherheit sind“. Er betonte die Arbeit des humanitären Zweigs des LWB, des Weltdienstes, „der Ausdruck der gemeinschaftlichen Berufung der LWB-Mitgliedskirchen ist, Menschen in Not zu helfen und sich für Hoffnung und eine bessere Zukunft einzusetzen“.

Musa erklärte, dass Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) zufolge mit 100 Millionen Geflüchteten und Binnenvertriebenen weltweit ein neuer Rekord erreicht worden sei und dass „das ein Meilenstein ist, den die Welt in gemeinsamer Anstrengung zurücksetzen“ müsse.

Beim Blick auf die Veränderungen und beispiellosen Herausforderungen des vergangenen Jahres lobte er die Resilienz sowohl der Leitung des LWB als auf der Mitgliedskirchen, die in Zeiten zusammengestanden hätten, „in denen es vielen Menschen leicht gefallen ist, sich voneinander zu entfernen“. Eine solche Einsatzbereitschaft, der Kirchengemeinschaft auch in so schwierigen Zeiten dienen zu wollen, stütze sich auf „gegenseitiges Vertrauen und Verlässlichkeit“ und sei „fest verankert in unserer lutherischen Glaubenstradition, die den gekreuzigten Christus als die Verheißung des dreieinigen Gottes bekennt, der selbst in den dunkelsten Zeiten gegenwärtig ist“.

Wir haben eine lebendige Tradition, die jede Generation von Getauften in zunehmend unterschiedlichen Lebenskontexten formt, reformiert und zurüstet

LWB-Präsident Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa

Schließlich sprach der LWB-Präsident über den Studienprozess zu lutherischen Identitäten, der die Grundlagen unseres Glaubens untersucht und erforscht, wie diese lebendige Tradition „jede Generation von Getauften in zunehmend unterschiedlichen Lebenskontexten formt, reformiert und zurüstet“.

Eine Gelegenheit zu lernen und Ausrichtung zu geben

Mit Blick auf die anstehende Dreizehnte Vollversammlung, die im kommenden Jahr in Polen stattfinden wird, sagte Musa, sie sei eine wichtige Gelegenheit, „voneinander zu lernen, gemeinsam über die Teilhabe der Kirchen an Gottes Mission nachzudenken und dem gemeinsamen Zeugnis und Dienst an den Kirchen und der Welt Ausrichtung zu geben“.

Er dankte der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, die die Vollversammlung ausrichten wird.

Die ganze Kirchengemeinschaft, so der LWB-Präsident, freue sich darauf, die Gaben und die Gastfreundschaft der Kirche in Polen während der Vollversammlung genießen zu dürfen, und sei dankbar für diese Gelegenheit. Einstweilen, sagte er, „danken wir Gott“ für die Ordination der ersten neun Frauen in dieser Kirche vor Kurzem. „Die vollumfängliche Teilhabe von Frauen am ordinierten Amt ist schon von sechs aufeinander folgenden Vollversammlungen als klares Ziel formuliert worden und wir freuen uns über jeden Schritt in die richtige Richtung“, erklärte er.

Abschließend lobte Musa die Arbeit „der aktiven jungen Reformatorinnen und Reformatoren aus aller Welt, die das Thema ‚Frieden‘ zu ihrem übergeordneten Thema in diesem Jahr gemacht haben“. Indem sie innovative junge Führungspersonen aus aller Welt zusammenbringen, sagte er, „bewirken sie etwas und sind eine Quelle der Inspiration für Kirchen in aller Welt“.

 

 

Der LWB-Rat ist das höchste Entscheidungsgremium des LWB zwischen den Vollversammlungen. Er besteht aus dem Präsidenten, dem Vorsitzenden des Finanzausschusses und 48 Mitgliedern aus LWB-Mitgliedskirchen in sieben Regionen. Das derzeitige Leitungsgremium wurde auf der Zwölften Vollversammlung im Mai 2017 in Windhoek, Namibia, gewählt. Die diesjährige Ratstagung findet vom 9. bis 14. Juni im Ökumenischen Zentrum in Genf statt.

LWF/P. Hitchen