LWB-Generalsekretärin besucht polnische Kirche

4. Jan. 2022
LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt mit Bischof Jerzy Samiec von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen. Foto: Michal Karski

LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt mit Bischof Jerzy Samiec von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen. Foto: Michal Karski

Planungen für Vollversammlung „ermutigen und beflügeln“

GENF, Schweiz (LWI) – Die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes (LWB), Anne Burghardt, hat die polnischen Städte Warschau und Krakau besucht und sich dort persönlich über den Stand der Vorbereitungen für die anstehende LWB-Vollversammlung 2023 informiert und mit Vertreterinnen und Vertretern der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen gesprochen, die diese Vollversammlung ausrichten wird. Die Vollversammlung, die vom 13. bis 19. September 2023 stattfinden soll, sei zwar noch mehr als anderthalb Jahre hin, sagte sie, aber es herrsche überall „große Vorfreude“, die Delegierten aus allen Teilen der weltweiten lutherischen Gemeinschaft dann bei sich begrüßen zu dürfen.

Zusammen mit dem LWB-Regionalreferenten für Europa, Ireneusz Lukas, ist Burghardt zunächst in Polens Hauptstadt gereist, um die Zentralverwaltung der polnischen Kirche zu besuchen. In dem Lutherischen Zentrum, das in den 1960er Jahren auch mit finanzieller Hilfe des LWB gebaut wurde, hat Burghardt den Leitenden Bischof der Kirche, Bischof Jerzy Samiec, und Mitarbeitende des Kirchenrates sowie Studierende der Christlich-Theologischen Akademie in Warschau getroffen.

Bei diesem ersten Besuch bei einer Mitgliedskirche seit ihrem offiziellen Amtsantritt am 1. November hat die LWB-Generalsekretärin erörtert, wie der Arbeit des LWB-Büros der Kirchengemeinschaft in der Region Mittel- und Osteuropa mehr Sichtbarkeit verliehen werden kann und wie die Beziehungen zwischen den Mitgliedern der weltweiten LWB-Familie gestärkt werden können. Im Gespräch mit den jungen Theologie-Studierenden hat sie sich über die akademische und pastorale Ausbildung auf das Pfarramt informiert und erfahren, dass sich die Studierenden mehr virtuelle Angebote für das Lernen durch die Begegnung mit Gleichgesinnten aus aller Welt wünschen, wie zum Beispiel die hoch geschätzten Seminare des LWB-Zentrums in Wittenberg, Deutschland. 

Die LWB-Generalsekretärin besuchte weiterhin die Dreifaltigkeitskirche, ein Wahrzeichen der Stadt Warschau, das für seine renommierte musikalische Tradition weithin bekannt ist, und hat die dortige Gemeinde und Mitglieder des Kirchenchores kennengelernt. Das einstmals höchste Gebäude der Stadt ist eine neoklassizistische Kirche mit einer großen Kuppel; sie wurde im Dezember 1781 eingeweiht, aber zu Beginn des Zweiten Weltkriegs von einer Fliegerbombe getroffen und ist daraufhin ausgebrannt. Der Wiederaufbau nach dem Krieg wurde Mitte der 1950er Jahre abgeschlossen, aber erneute Renovierungsarbeiten wurden erst jüngst ausgeführt.

Bei einem Treffen mit Mitarbeitenden des Diakonie-Büros der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Warschau informierte Burghardt sich über das Engagement der Ortsgemeinden für die rund 2.500 Migrantinnen und Migranten, die an der polnisch-belarussischen Grenze gestrandet sind. Unter diesen Migrantinnen und Migranten sind auch viele Frauen und Kinder, die versuchen, in die Europäische Union zu gelangen und die derzeit bei Minusgraden, die auch noch die kommen Wochen anhalten werden, unter freiem Himmel schlafen müssen. „Mich hat es beeindruckt, wie engagiert das Diakonie-Team gespendete Pakete mit Soforthilfe in Form von Nahrungsmitteln und Kleidung sammelt und diese in das Grenzgebiet fährt, um sie unter den wirklich vulnerablen Menschen dort und unter Menschen, die in Registrierungszentren festgehalten werden, zu verteilen“, sagte Burghardt.

Der zweite Teil ihrer Reise führte die LWB-Generalsekretärin in die südpolnische Stadt Krakau, wo auch die Vollversammlung stattfinden wird. Sie hat die verschiedenen Veranstaltungsorte besucht, wie zum Beispiel das ICE Konferenzzentrum und das historische Königsschloss Wawel, wo im großen Innenhof der Eröffnungsgottesdienst der Vollversammlung stattfinden soll. Die ältesten Teile des auf einem Berg gelegenen Gebäudekomplexes und die dazugehörige Kathedrale, in der die polnischen Könige gekrönt wurden und beerdigt sind, stammen aus dem 10. Jahrhundert und gelten als wichtiger Bestandteil der nationalen Identität Polens.

In Krakau hat sich Burghardt mit den Mitgliedern des Lokalen Planungsausschusses für die Vollversammlung und mit Vertreterinnen und Vertretern der lutherischen Ortsgemeinden getroffen, die zusammen mit anderen Gemeinden den Gottesdienstbesuch der Vollversammlungsteilnehmenden am Sonntag organisieren werden. Es ist geplant, dass die Delegierten für die Gottesdienste in Ortsgemeinden auch in die benachbarte Slowakei und die Tschechische Republik reisen. Burghardt wurde über das ausgeprägte ökumenische Engagement der Gemeinde sowohl auf Leitungsebene als auch an der Basis informiert; so würden zum Beispiel Kinder aus verschiedenen Kirchen zusammenkommen, um Weihnachtsgeschenke für arme Migrantenfamilien aus Rumänien, Belarus und der Ukraine zu basteln.

Die LWB-Generalsekretärin erfuhr, dass die Kirchenleitenden in den verschiedenen Diözesen ihre Gemeinden auf die Vollversammlung ihr Thema „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“ vorbereiten würden. „Es hat mich sehr gefreut zu hören, dass die Bischöfe in den kommenden drei Jahren, also bis zur Vollversammlung, aber auch darüber hinaus, schwerpunktmäßig herausarbeiten wollen, inwiefern der Heilige Geist in ihrem jeweiligen Kontext eine Quelle für Einheit, Versöhnung und Hoffnung sein kann“, sagte Burghardt.

Die Begegnungen mit den vielen Frauen und Männern, die in den kommenden Monaten in zentraler Funktion die Vorbereitungen auf die Vollversammlung lenken werden, im Rahmen ihres Besuchs vom 13. bis 15. Dezember hätten sie „ermutigt und beflügelt“, so Burghardt. Sie lobte die jüngste Entscheidung der polnischen Kirche, zukünftig auch Frauen in das Pfarramt zu ordinieren, und berichtete, dass derzeit die Planungen für den ersten Gottesdienst zur Ordination von Frauen liefen, der im kommenden Jahr stattfinden soll. 

Während die Mitglieder der Planungsteams in den kommenden anderthalb Jahren mit vielen logistischen und praktischen Fragen konfrontiert sein würden, sagte Burghardt, sie sei zuversichtlich, dass die polnische Kirche die Herausforderungen meistern wird. „Man konnte ganz klar erkennen, wie engagiert sich jede und jeder Einzelne dafür einsetzt, dass die Vollversammlungsteilnehmenden eine großartige Vollversammlung erleben“, sagte sie. „Alle freuen sich über die Chancen, die diese Vollversammlung ihnen bietet, den Teilnehmenden zu zeigen, wie ihre Kirche als Minderheitenkirche Zeugnis ablegt und mit anderen Kirchen zusammenarbeitet, um dem ganzen polnischen Volk das Evangelium zu verkünden“, berichtete sie abschließend.

Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz, Redaktion: LWB/A. Weyermüller