LWB-Generalsekretär mahnt Einhaltung der Menschenrechte an

16. Mär. 2018
Flüchtlinge, die auf den Eisenbahnschienen auf der Grenze zwischen Ungarn und Serbien unterwegs sind. Foto: ELKH/Zsuzsanna Horvath-Bolla

Flüchtlinge, die auf den Eisenbahnschienen auf der Grenze zwischen Ungarn und Serbien unterwegs sind. Foto: ELKH/Zsuzsanna Horvath-Bolla

Kirchen müssen Einfluss auf moralische Werte und Politik nehmen

München, Deutschland/Genf (LWI) – Die Kirchen müssen etwas gegen den Bedeutungsverlust von humanitären Werten und Menschenrechten unternehmen. Das sagte der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge, bei einem Vortrag in Deutschland.  Mit Verweis auf die Bibel erinnerte er daran, dass es eine Christenpflicht sei, Fremde willkommen zu heißen und Menschen in Not zu beschützen.

Auf einem von der Evangelischen Akademie Tutzing und der Gesellschaft für Außenpolitik am 13. März 2018 organisierten öffentlichen Vortrag sprach der Generalsekretär über das Thema: „Menschenrechte wahren – Der Auftrag des Lutherischen Weltbundes angesichts der Flüchtlingsbewegungen“ und ging näher auf die Arbeit des LWB ein, der Menschen in Not beisteht und sich im christlichen Glauben gründet. „Glaube und Menschenrechte stehen nicht im Widerspruch zueinander“, sagte er und fügte hinzu, dass die Kirchen ihre Fähigkeit bewahren müssten, sich in beiden Sprachen zu artikulieren – in der Sprache des Glaubens und in der Sprache der Menschenrechte. „Die Kirche muss aktiv die Festlegung der Eckpunkte eines moralischen Kompasses unterstützen und ebenfalls eine Politik und eine Gesetzgebung mitgestalten, die diesem Kompass folgen.“

Der LWB als einer der wichtigsten operationellen Partner der Vereinten Nationen für den Schutz von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen weltweit erlebe zurzeit, so Junge, eine Einengung des humanitären Raums. „Angriffe auf das Personal humanitärer Organisationen zeigen eine Abkehr von bisherigen moralischen Werten [...] und lassen diese Art von Angriffen fast zur Normalität werden. Wer helfen will, macht sich selbst zum Ziel.“

Der LWB-Generalsekretär zeigte sich besorgt über den Bedeutungsverlust von Menschenrechten, die hinter dem Primat ökonomischer Interessen zurückstehen müssten. Als Beispiel erwähnte er Staatsbesuche ohne Berücksichtigung der Menschenrechtssituation im Land sowie die Rückführung von Flüchtlingen in unsichere Herkunftsländer. „Wenn Milliarden für die Rettung kollabierender Banken zur Verfügung stehen, die mit dem Geld ihrer Investoren Roulette spielen, kann ich kaum glauben, dass kein Geld für die Rettung von Flüchtlingen da ist“, sagte er und stellte damit eine Logik in Frage, die Banken als „systemrelevant“ ansehe, aber nicht Menschen.

Junge lobte die deutschen Kirchen für ihr beständiges Engagement für den Schutz und die Unterstützung von Flüchtlingen. „Sie haben weltweit im Namen der christlichen Kirchen gehandelt“, sagte er.

„Deshalb ermutige ich Sie – lassen Sie nicht nach in dem, was Sie tun, und lassen Sie sich von niemandem einschüchtern. Geben Sie die Liebe Gottes, die Sie empfangen, zurück als Liebe zu Ihrem Nachbarn.  Sie werden gebraucht – von denjenigen, die Schutz suchen, und auch von denjenigen, die angesichts dieser Situation voller Angst und Unsicherheit sind.“