Lutherisch-katholischer Dialog führt zu engerer Zusammenarbeit in Malaysia

18. Jul. 2016
LWB-Ratsmitglied Bischof Aaron Chuan Ching Yap: „Der internationale Dialog zwischen der katholischen Kirche und den lutherischen Kirchen führt dazu, dass die Christen in Malaysia aufeinander zugehen und sich im Geiste der Versöhnung umarmen.“ Foto: LWB

LWB-Ratsmitglied Bischof Aaron Chuan Ching Yap: „Der internationale Dialog zwischen der katholischen Kirche und den lutherischen Kirchen führt dazu, dass die Christen in Malaysia aufeinander zugehen und sich im Geiste der Versöhnung umarmen.“ Foto: LWB

Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet

KUALA LUMPUR, MALAYSIA/GENF, 12. Juli 2016 (LWI) – Angestoßen durch den internationalen Dialog zwischen dem Lutherischen Weltbund (LWB) und der katholischen Kirche haben auch die Lutheraner in Malaysia Diskussionen über eine engere Zusammenarbeit zwischen Christen unterschiedlicher Konfessionen in ihrem Land auf den Weg gebracht.

Bischof Aaron Chuan Ching Yap von der Lutherischen Kirche in Malaysia erklärt, dass die Leitungspersonen der vier LWB-Mitgliedskirchen in Malaysia das 500. Reformationsjubiläum 2017 als eine „ausgezeichnete Gelegenheit ansehen, um das gemeinsame Zeugnis der Kirchen in der pluralistischen und multireligiösen Gesellschaft des Landes hervorzuheben.“

Der Bericht „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“, der vom LWB und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen erarbeitet worden war, sei eine solide Grundlage, auf der an engeren Beziehungen im Sinne eines gemeinsamen Zeugnisses der christlichen Kirchen gearbeitet werden kann.

Inzwischen wurden Ausschüsse eingesetzt, die sich intensiv mit dem 2013 veröffentlichten Bericht befassen. Sowohl auf katholischer als auch auf lutherischer Seite haben Diskussionen darüber begonnen, wie das Reformationsjubiläum im kommenden Jahr begangen werden soll, und zwar „innerhalb eines weiteren ökumenischen Kontextes in Malaysia", so Yap. Weitere Diskussionen wird es über gemeinsame Projekte geben, die die Kirchen gemeinschaftlich durchführen könnten.

Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung in Malaysia war „ein Wunder“

LWB-Ratsmitglied Yap bezeichnet es als „ein echtes Wunder“, dass die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre Ende April 2016 von Lutheranern, Katholiken und Methodisten auf der Insel Penang unterzeichnet wurde. 

„Es ist ein Wunder, denn es ist allein dem Wirken des Heiligen Geistes zu verdanken, der es allen drei Konfessionen ermöglicht hat, die Gemeinsame Erklärung im April auf einer nationalen Ebene zu unterzeichnen. Zwar unterstützen alle christlichen Gemeinschaften ein harmonisches Zusammenleben mit unseren Brüdern und Schwestern der muslimischen und anderen Konfessionen, aber es hat nie einen nennenswerten theologischen Dialog oder eine Zusammenarbeit zwischen uns gegeben – das gilt besonders für die katholische Kirche und die protestantischen Kirchen", stellt er fest.

Die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung auf der 15. Generalversammlung des Rates der Kirchen von Malaysia (CCM), die alle drei Jahre stattfindet, war an sich schon ein bedeutendes Ereignis, denn Vertreter von Kirchen und Organisationen, die nicht Teil des vorbereitenden Dialogs waren, legten Zeugnis ab und nahmen an dem ökumenischen Gottesdienst teil. Die katholische Bischofskonferenz ist nicht Mitglied des CCM, einer protestantischer Organisation, die 1948 von ihrer Vorläuferorganisation zur Förderung der gegenseitigen Unterstützung der Mitglieder gegründet wurde. „Die Teilnahme des katholischen Erzbischofs Julian Leow an der CCM- Generalversammlung war ein historisches Ereignis", erinnert sich Yap.

„Die Unterzeichnung war ein freudiger Moment und läutete eine neue Ära sichtbarer Einheit und Zusammenarbeit in einem Land ein, in dem Christinnen und Christen eine Minderheit sind", betont er. „Wir alle repräsentieren unterschiedliche christliche Traditionen. Die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung bedeutet, dass Protestanten die Freude des Evangeliums Jesu Christi mit katholischen Gläubigen als Teil einer größeren Kirche teilen und dass wir in unserer Gesellschaft gemeinsam Zeugnis ablegen können."

Und er fährt fort: „In unserem Kontext sorgt der Schwerpunkt auf der Rechtfertigung durch den Glauben allein als Grundlage unseres christlichen Glaubens für diese Solidarität unter den Kirchen. Dadurch wird es einfacher, Menschen zu erklären, dass wir nicht durch unsere historischen Differenzen definiert werden, die zur Spaltung der Kirche im 16. Jahrhundert geführt haben. Wir können aufeinander zugehen und uns im Geiste der Versöhnung umarmen."

Solider theologischer Dialog

Anlässlich der feierlichen Unterzeichnung sagte der methodistische Theologe und CCM-Generalsekretär, Pfarrer Dr. Hermen Shastri, dass dieses Ereignis „von großer Bedeutung für die Kirchen in diesem Land ist, denn damit wird die Tatsache herausgestellt, dass der ökumenische Dialog Früchte trägt."

Der anglikanische Bischof Datuk Bolly Lapok, der den Vorsitz der Versammlung innehatte, stellte fest, dass das 21. Jahrhundert als das Zeitalter angesehen werde, das die große Spaltung zwischen der römisch-katholischen Kirche und den protestantischen Kirchen global überwinde.  „Es besteht die große Hoffnung und Erwartung, dass wir zu unseren Lebzeiten noch Zeugen der Heilung der christlichen Spaltungen werden als Ergebnis eines soliden theologischen Dialogs und von viel Engagement", sagte er.

Christinnen und Christen haben einen Anteil von rund 9 Prozent an der malaysischen Gesamtbevölkerung von 31 Millionen.  Die vier LWB-Mitgliedskirchen haben zusammen genommen etwa 130.000 Mitglieder.