Lutherisch-katholische Zusammenarbeit wirkt Wunder

2. Jun. 2019
LWB-Weltdienst-Direktorin Maria Immonen ist davon überzeugt, dass Glauben und Handeln in der praktischen ökumenischen Zusammenarbeit untrennbar sind. Foto: LWB

LWB-Weltdienst-Direktorin Maria Immonen ist davon überzeugt, dass Glauben und Handeln in der praktischen ökumenischen Zusammenarbeit untrennbar sind. Foto: LWB

Direktorin von LWB-Weltdienst ermutigt zu weiterer Vertiefung ökumenischer Beziehungen

Rom, Italien/Genf (LWI) – Die praktische lutherisch-katholische Zusammenarbeit macht die ökumenischen theologischen Anstrengungen sichtbar und greifbar. Diese Botschaft übermittelte die Direktorin der Abteilung für Weltdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB), Maria Immonen, der Generalversammlung von Caritas Internationalis (CI), die vom 23. bis 28. Mai in Rom stattfand.

In ihrer Ansprache anlässlich der Eröffnungssitzung der Konferenz sprach Immonen von den dramatischen Veränderungen, die Nothilfe, Entwicklungsarbeit und Advocacy aktuell durchleben. Angesichts dieser Herausforderungen sei es umso wichtiger, sich gemeinsam „für die Ausgegrenzten in dieser Welt“ zu engagieren.

Weiterhin betonte Immonen, der LWB-Weltdienst sei, genauso wie der weltweite Caritas-Dachverband, beauftragt, sich an der Seite „der Bedürftigsten“ zu engagieren. Sie verwies auf die von der katholischen und der lutherischen Seite im Vorfeld der 500. Reformationsjubiläums 2017 gemeinsam geleistete Arbeit und insbesondere das gemeinsame Reformationsgedenken in den schwedischen Städten Lund und Malmö, dem Papst Franziskus und führende LWB-Vertreter 2016 vorstanden.

Absichtserklärung

Im Rahmen des gemeinsamen Reformationsgedenkens hatten die Weltdienst-Direktorin und CI-Generalsekretär Michel Roy eine Absichtserklärung unterzeichnet. Immonen erinnerte daran, beide Organisationen hätten sich in diesem Dokument verpflichtet, Möglichkeiten für eine engere Zusammenarbeit zu erschließen – sowohl vor Ort in den Ländern, wo beide aktiv seien, als auch weltweit im Sinne der internationalen Advocacyarbeit.

Eine solche praktische ökumenische Kooperation zeige, so Immonen, „dass Glauben und Leben untrennbar zusammengehören.“ Unter Verweis auf die biblische Erzählung von der Verklärung Jesu illustrierte Immonen den engen Zusammenhang zwischen Gerechtigkeit und Rechtfertigung, zwischen der Begegnung mit Christus und der Berufung, „Gottes befreiende, verwandelnde Kraft in unserer Welt zu bezeugen.“

Angesichts der Beobachtung, dass Menschen, die für die Rechte von Flüchtlingen, die Achtung des humanitären Völkerrechts, den Schutz der Umwelt und internationale Zusammenarbeit eintreten, „zunehmend verlacht, infrage gestellt und an den Rand gedrängt“ zu werden scheinen, könnten „das gemeinsame Handeln, die Zusammenarbeit und das Voneinanderlernen“ eine wichtige Veränderung bewirken, erklärte Immonen.

Sie führte eine Reihe von Feldern auf, wo aus ihrer Sicht eine noch wirksamere lutherisch-katholische Kooperation möglich ist, zuvorderst bei der Hilfe für Flüchtlinge und Binnenvertriebene. „Es gibt weltweit kein anderes Netzwerk, das unserer gemeinsamen Krisenreaktionsarbeit vergleichbar wäre“, betonte sie und führte aus, der Kapazitätsaufbau vor Ort biete Chancen für ein „vertieftes ökumenisches Engagement, das das Verständnis füreinander und das gegenseitige Vertrauen fördert.“

Weiterhin verwies Immonen auf die gemeinsame Arbeit an der Verwirklichung der von den Vereinten Nationen aufgelegten Ziele für nachhaltige Entwicklung, die darauf ausgerichtet seien, „niemanden zurückzulassen“. Als gemeinsame Herausforderung nannte sie die Wahrung der Rechte von Frauen und den Widerstand gegen deren Aushöhlung, angesichts der lauter werdenden, „von Frauenfeindlichkeit und Angst geprägten Stimmen“, die auf eine Einschränkung der Teilhabe von Frauen und Mädchen an einer gerechteren Welt abzielten.

Zum Abschluss ihrer Ansprache berichtete Immonen von einem Beispiel aus Nepal, wo Kirchenleitende von der LWB/CI-Absichtserklärung hörten und daraufhin zusammentrafen, um Möglichkeiten der praktischen Umsetzung dieser ökumenischen Verpflichtung zu erörtern. Mit minimalen finanziellen Mitteln, aber mithilfe einer gemeinsamen Planung, eines gemeinsamen Monitorings und Trainings sowie einer gemeinsamen Umsetzung bauten schließlich die lutherische und die katholische Gemeinde die Wasserversorgung für ihr ländliches Gemeinwesen. Manchmal seien die Mittel gering, schloss Immonen, aber wenn man sie gemeinsam in die Hand nehme, „kann das Wunder geschehen, dass Tausende satt werden.“