Lutheraner und Anglikaner wollen ökumenische Beziehungen vertiefen

16. Mär. 2023

Die Gemeinschaft zwischen anglikanischen und lutherischen Gläubigen zu vertiefen und eine engere Zusammenarbeit der beiden Konfessionen zu fördern – das ist das Ziel einer Initiative, bei der Zweierpaare von bischöflichen Personen beider Glaubensgemeinschaften bestimmt werden, um die Arbeit zur Förderung der auf Mission ausgerichteten ökumenischen Beziehungen in Ländern weltweit zu leiten.

ALICUM-Lenkungsgruppe

Die Mitglieder der ALICUM-Lenkungsgruppe sind in San José, Costa Rica, zu einer Tagung zusammengekommen. Foto: ACO/N. Vigers

Internationale Anglikanisch-Lutherische Kommission für Einheit und Mission tagt in Costa Rica

(LWI) – Vertretende des Lutherischen Weltbundes (LWB) und der Anglikanischen Kirchengemeinschaft haben vergangene Woche getagt, um engere Beziehungen der beiden Kirchengemeinschaften in allen Ländern weltweit zu unterstützen. Die Tagung der Lenkungsgruppe der Internationalen Anglikanisch-Lutherischen Kommission für Einheit und Mission (ALICUM) vom 6. bis 10. März in San José, Costa Rica, war die erste Präsenz-Tagung der Gruppe überhaupt, die 2018 gegründet worden ist.

Eine zentrale Aufgabe der Kommission ist, auf regionaler oder nationaler Ebene Paare bestehend aus jeweils einer anglikanischen und einer lutherischen bischöflichen Person oder anderen kirchlichen Führungspersonen zu bestimmen und zu unterstützen. Diese sollen zusammenarbeiten, um die vielen Konsenserklärungen der beiden Kirchengemeinschaften vor Ort umzusetzen und die ökumenische Zusammenarbeit voranzutreiben. Formelle Erklärungen über volle Kirchengemeinschaft gibt es zwischen den zwei Kirchen in einigen Teilen Europas und in Nordamerika. Gleichzeitig erklärt Dirk Lange, der Assistierende LWB-Generalsekretär für ökumenische Beziehungen, aber auch: „Die Lenkungsgruppe hat bekräftigt, dass es zwischen anglikanischen und lutherischen Kirchen in vielen Teilen der Welt auch dort enge Beziehungen gibt, wo keine formellen Übereinkünfte formuliert wurden. Sie hat uns gefragt, ob dieses Zeugnis ein neues Verständnis von Einheit möglich machen könne.“

Die Teilnehmenden erörterten die „kontextbedingte Komplexität“, in deren Rahmen die beiden Kirchen versuchten „ihren Dienst und ihre Mission praktisch zu leben“, und diskutierten, wie die eher dogmatischen (Glauben und Kirchenverfassung) und die eher praxisbezogenen (praktisches Christentum) Aspekte ihrer Beziehungen zusammengehalten werden können. Sie hielten fest, dass „der vorrangige Schwerpunkt bisher oftmals von der Lehre ausging hin zur Mission, aber dass das nicht der Lebensrealität der Kirchen in vielen Weltregionen entspricht. Die Mission prägt und beeinflusst die Lehre“, bekräftigten sie, „genau wie die Lehre die Mission prägt und beeinflusst.“ 

Die Kommission würdigte zwar, dass „unsere Kirchen auch ohne umfassenden Konsens in allen Lehrfragen gemeinsam viel erreichen können“, aber sie ermutigte die Ortsgemeinden dennoch, „den Wert formaler bilateraler Abkommen für ihren jeweiligen Kontext zu untersuchen“. Bei der Tagung in Costa Rica wurden Berichte über die Beziehungen der beiden Kirchen in verschiedenen Teilen der Welt vorgelegt – insbesondere in Nordamerika, Deutschland, Singapur und Südkorea.

Die Kommission wird noch in diesem Jahr auf die für die Zweierpaare ausgewählten Kirchenleitenden zukommen und hofft, dass diese die neue Phase der Zusammenarbeit 2024 beginnen können. Eine Präsenz-Tagung aller Zweierpaare zusammen mit der Lenkungsgruppe ist für März 2025 geplant; ein Gipfeltreffen zum Abschluss der Arbeit von ALICUM in der ersten Phase ist für 2028 geplant.

Die Teilnehmenden haben im Rahmen ihrer Tagung auch die Kindertagesstätte einer Ortsgemeinde der Episkopalkirche in Costa Rica besucht, die eine Grundversorgung und Unterstützung für mehr als 200 Kinder bereitstellt, von denen viele aus stark benachteiligten Verhältnissen kommen. Auch in der bischöflichen Kathedrale des Guten Hirten war die Gruppe zu Besuch; sie steht an dem Ort der ersten protestantischen Kapelle des Landes. Diese als „Eiserne Kapelle“ bekannte Kirche war 1865 für eine ökumenische Gemeinde gebaut worden: Anglikanische, kongregationalistische, lutherische, methodistische und presbyterianische Gläubige feierten hier damals zusammen Gottesdienst. Für die Kommissionsmitglieder entspricht das genau dem „lebendigen Zeugnis für die auf die Mission ausgerichteten ökumenischen Beziehungen, die ALICUM fördern möchte“.

LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz, Redaktion: LWB/A. Weyermüller