Kolumbien und Venezuela: Die unglaubliche Heimkehr einer geflüchteten Frau

7. Jul. 2022

1.212 Kilometer zu Fuß nach Bogotá und Rückkehr nach vier Jahren

LWF’s SAFER project humanitarian

Der Stützpunkt des humanitären LWB-Projekts SAFER in Arauca, Kolumbien, ist ein willkommener Anblick für Migrierende. Der Transitpunkt soll eine sichere Migration entlang der Routen im Osten Kolumbiens gewährleisten. Foto: LWB/D. Alvarez

(LWI) – Nach Aussage der Internationalen Organisation für Migration der Vereinten Nationen haben mehr als 6 Millionen Menschen Venezuela infolge der politischen Unruhen, der sozio-ökonomischen Instabilität und der anhaltenden humanitären Krise verlassen. Die meisten Geflüchteten sind Frauen und Kinder, die in anderen Ländern Sicherheit und Schutz suchen. Darüber hinaus haben zahlreiche Flüchtlinge und Migranten in Nachbarländern wie Kolumbien den Versuch gestartet, sich ein besseres Leben aufzubauen.

Der Weltdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) leistet für mehr als 168.000 Menschen, die Zuflucht in Arauca und Casanare an der Nordgrenze Kolumbiens Zuflucht gefunden haben, humanitäre Hilfe durch ein Partnerkonsortium, das von der Dienststelle für humanitäre Hilfe der Europäischen Gemeinschaft finanziell unterstützt wird.   

"Ich wage mir nicht vorzustellen, was wir ohne diese humanitären Stützpunkte gemacht hätten“

Denitze ist eine venezolanische Frau, die nach vier Jahren in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá wieder in ihr Heimatland zurückgekehrt ist. Sie hat diese schwierige Entscheidung zur Rückkehr nach Venezuela aufgrund des kalten Wetters und des dauerhaften schlechten Gesundheitszustandes ihrer Kinder getroffen. Ihr Ehemann und drei ihrer Kinder stammen aus dem Bundesstaat Yaracuy in Venezuela. Um nach Bogotá zu gelangen, mussten sie 1.212 Kilometer zurücklegen. Nachdem sie bereits mehr als drei Wochen zu Fuß unterwegs waren, hatten sie immer noch über 760 Kilometer vor sich. Für Denitze und ihre Familie war der vom Konsortium eingerichtete humanitäre Stützpunkt eine große Hilfe, bot er doch eine Möglichkeit, vor der Fortsetzung ihrer Odyssee ein wenig zur Ruhe zu kommen. 

„Wir waren schon etwa drei Wochen unterwegs. Als wir hier in Tame in Arauca angekommen sind, hat uns ein Arbeiter über dieses Zentrum hier erzählt, das Hilfe für Menschen aus Venezuela anbietet. Ich wage mir nicht vorzustellen, was wir ohne diese humanitären Stützpunkte gemacht hätten“, sagt Denitze.

Die LWB-Abteilung für Weltdienst arbeitet seit 2002 in Kolumbien und führt zurzeit Programme in Arauca, Casanare, Chocó, Córdoba, Meta, Antioquia und Bogotá durch. Das neue Konsortium hilft aus Venezuela geflüchteten Menschen und Migranten entlang der Migrationsrouten in Ostkolumbien. Zu den angebotenen Hilfsleistungen gehören die Erfüllung von Grundbedürfnissen, psychosoziale Unterstützung, Rechtsberatung und Schutzdienste. 

Unterstützung sicherer Migration

Das LWB-Projekt unterstützt eine sichere Migration und versorgt Migrierende wie Denitze und ihre Familien entlang der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela.

„Denitzes Weg erinnert uns daran, dass es viele Menschen gibt, die durch die Krise in Venezuela zu Vertriebenen wurden und Hilfe brauchen“, sagt Michael French, LWB-Programmkoordinator für Lateinamerika und die Karibik. „Unser Ziel ist es sicherzustellen, dass das Recht auf Dienstleistungen und Versorgung für migrierende Familien und Einzelpersonen während dieser langen und schwierigen Reisen respektiert wird."

Unser Ziel ist es sicherzustellen, dass das Recht auf Dienstleistungen und Versorgung für migrierende Familien und Einzelpersonen während dieser langen und schwierigen Reisen respektiert wird

– Michael French, LWB-Programmkoordinator für Lateinamerika und die Karibik

Der LWB übernimmt federführend die Umsetzung der Schutzstrategie entlang der Arauca- und der Casanare-Route. Diese Strategie besteht u. a. aus Aktionen wie der Eröffnung dreier humanitärer Stützpunkte in den Gemeinden Saravena, Arauca und Paz de Ariporo. Diese Stützpunkte bieten ebenfalls Schulungs- und Aufklärungsworkshops über geschlechtsspezifische Gewalt und Schutz für Beschäftigte in der Gesundheitsfürsorge und öffentliche Bedienstete, Informationen über Gefahren durch Minen, Gründung und Schulung von Netzwerken zur Unterstützung von Frauen in Siedlungen, Verhinderung sexueller Ausbeutung und sexuellen Missbrauchs und weitere wichtige Schulungen für Schutz und Versorgung.

Darüber hinaus übernimmt der LWB die Trinkwasser- und Sanitärversorgung und Hygienemaßnahmen für 16 Siedlungen, jeweils vier in Saravena, Tame, Paz de Ariporo und Yopal. Geht es um besonders vulnerable Gruppen, liefert der LWB Familienhygiene-Sets, COVID-19-Präventionskits und Wasserfilter und sorgt für die Einrichtung und Ausbildung von Wasserkomitees.

LWF/D. Alvarez and LWF/T. Rakoto