Nach dem Vorfall nahm sie ebenfalls Kontakt zu Asodigpaz auf, einer Nichtregierungsorganisation für die Überlebenden von Landminen und gegründet im Zusammenhang mit dem LWB-Projekt. „Sie haben mich wie eine Tochter aufgenommen, und ich habe verstanden, dass wir uns nicht weiterentwickeln können, wenn wir ständig zurückschauen. Und wir müssen uns wieder daran erinnern, zu lächeln. Ich fühle mich gut, wenn ich meine Geschichte erzähle; es fühlt sich so an, als wenn ich mich von meinen Schmerzen befreie, wenn ich von meinem Schicksal berichte“, sagt Lucrecia.
Brücke zwischen Leben und Tod
Das LWB-Projekt, das von der FELM unterstützt wird, leistet in Kolumbien Aufklärungsarbeit über die Existenz von Landminen und wie man im alltäglichen Leben mit dieser Gefahr umgeht. Darüber hinaus wurden die Überlebenden über ihre Rechte und die staatliche Hilfe aufgeklärt, die ihnen zusteht, darunter Krisenhilfe, Krankenhausbehandlung, Prothesen und Rechtshilfe.
Auch psychologische Unterstützung war ein wichtiger Teil des Projekts. LWB und FELM führen in Kolumbien ein Pionierprojekt durch, um Überlebenden diese Hilfe anzubieten. Dritter Teil des Projekts war die Gründung und Unterstützung von Verbänden und Organisationen für die Überlebenden wie z. B. Asodigpaz, die 2014 ins Leben gerufen wurde und der auch Maria Lucrecia angehört.
„Unsere Organisation ist wie eine Brücke zwischen dem Leben und dem Tod. Sie hilft uns zu verstehen, dass das Leben nicht in einem Unfall mit einer Mine endet – trotz aller widrigen Umstände sind wir hier, und wir machen weiter“, sagt Guillermo Murcia, Rechtsvertreter der Organisation.
Friedensarbeit
Ende 2022 wurde das von FELM unterstützte Projekt in Arauca nach sieben Jahren beendet. Asodigpaz, die Organisation der Überlebenden im Departamento Arauca, setzt ihre Arbeit unabhängig fort. Velásquez ist besonders von der Arbeit mit jungen Menschen begeistert, die letztes Jahr angefangen hat und die sich intensiv mit der psychosozialen Unterstützung junger Überlebender von Minenexplosionen befasst. Für junge Menschen ist es besonders schwer zu akzeptieren, dass sich ihr Leben vollständig verändert hat und damit auch ihre Zukunftspläne. Deshalb brauchen sie viel Unterstützung, besonders nach dem Unglück.
„Für die Zukunft ist es unerlässlich, dass Verletzungen und Todesfälle durch Minen ein Thema in der öffentlichen Debatte werden und dass die Risiken, die diese Minen mit sich bringen, ein fester Teil der Friedensarbeit in unserem Land werden“, sagt Velásquez.
Angela Villamizar, in Arauca Expertin für psychosoziale Unterstützung, erzählt, dass diese Art der Hilfe das Leben derjenigen Menschen, die eine Minenexplosion überlebt haben, deutlich verbessert habe. „Früher habe ich Trauer und Mitgefühl mit den Überlebenden empfunden, jetzt überwiegen Respekt und Bewunderung. Sie sind so viel mehr als nur die Überlebenden von Minenunfällen, sie sind Menschen, die sich für den Frieden in unserem Land einsetzen.“