Kolumbien: Frieden ist „das Ergebnis eines langen Prozesses“

27. Sep. 2016
Gespräche über ein Bauprojekt in Cacarica (Departamento Chocó), einem Dorf, dessen vertriebene Bevölkerung mittlerweile zurückgekehrt ist. Foto: ACT/Sean Hawkey

Gespräche über ein Bauprojekt in Cacarica (Departamento Chocó), einem Dorf, dessen vertriebene Bevölkerung mittlerweile zurückgekehrt ist. Foto: ACT/Sean Hawkey

LWB begleitet weitere Entwicklung im Gebet und durch praktische Unterstützung

CARTAGENA, Kolumbien/GENF (LWI) – Im kolumbianischen Cartagena unterzeichneten gestern die Regierung des Landes und der Führer der wichtigsten Guerillagruppe ein Friedensabkommen, das den jahrzehntelangen Bürgerkrieg beendet. Vor diesem Hintergrund hat der Lutherische Weltbund (LWB) dem lateinamerikanischen Land erneut Fürbitte und praktische Unterstützung zugesagt.

„Dieses Friedensabkommen zeigt, wie wichtig es ist, dass wir die Hoffnung auf Frieden nie aufgeben. Selbst nach einem Konflikt, der so lange angedauert hat wie der kolumbianische Bürgerkrieg, sind Frieden und Versöhnung möglich“, erklärte aus diesem Anlass LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Martin Junge.

„Wir ermutigen die unterzeichnenden Parteien sicherzustellen, dass die Stimmen von Frauen, Kindern, indigenen Völkern, der afrokolumbianischen sowie der kleinbäuerlichen Bevölkerung Gehör finden bei der Schaffung dieses gerechten, wahren und dauerhaften Friedens für alle Menschen in Kolumbien“, führte der Generalsekretär aus. „Jetzt, da die Konfliktparteien in den Dialog übergehen, ist ein besonderer Schutz der örtlichen Gemeinwesen notwendig, die in den Konflikt hineingezogen und zu dessen Opfern wurden.“

Das vom kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos und Rebellenführer Timoleón Jiménez von der FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) unterzeichnete Abkommen beendet offiziell den seit 52 Jahren andauernden Bürgerkrieg. Die bisherige Guerillagruppe FARC wird damit zu einer politischen Partei. Weitere wesentliche Inhalte des Abkommens sind der Zugang zu Grundbesitz, da die Frage der Landrechte als ein Auslöser des Guerillakriegs gilt, sowie politische Teilhabe, Entmilitarisierung und ein veränderter Umgang der Regierung mit dem Drogenhandel.

Fürbitte und Unterstützung

LWB-Generalsekretär Junge stellte weiter fest: „Dieser Frieden ist das Ergebnis eines langen Prozesses. Wir dürfen nicht vergessen, dass dieser Freudentag mit vielen kleinen Schritten erreicht wurde: Vom Beginn der Friedensverhandlungen vor vier Jahren über die Aushandlung eines dauerhaften Waffenstillstands im Juni 2016 und den erfolgreichen Abschluss der Friedensverhandlungen vor einem Monat bis zu der heutigen bedeutenden Unterzeichnung. Viele weitere solche kleine Schritte müssen folgen, damit am Ende der Friede verwirklicht wird.“ Das Friedensabkommen muss von der kolumbianischen Bevölkerung noch durch ein Referendum bestätigt werden, das am 2. Oktober 2016 stattfindet.

Der LWB unterstützt den kolumbianischen Friedensprozess aktiv durch seine Mitgliedskirche, die Evangelisch-Lutherische Kirche Kolumbiens (IELCO), und durch das Kolumbienprogramm seiner Abteilung für Weltdienst. Er arbeitet mit dem Comité Permanente para la Defensa de los Derechos Humanos (CPDDH) de la Región Este, einer einheimischen Menschenrechtsorganisation, sowie der ökumenischen Friedensinitiative DiPaz Colombia im Rahmen eines lokal orientierten Friedensförderungsprojekts zusammen. Das Projekt will die Menschen vor Ort dazu motivieren, ihre Rechte einzufordern, wozu Mut und Entschlossenheit notwendig sind, und führt in Form von Bildungs- und Freizeitangeboten friedensfördernde Maßnahmen durch, in deren Rahmen neues Vertrauen wachsen kann.

Im Juli 2015 hatte der LWB gemeinsam mit über 130 weiteren Organisationen aus dem ökumenischen und religiösen Bereich einen Appell an die für die Friedensverhandlungen in Havanna Verantwortlichen unterzeichnet, in dem ein bilateraler Waffenstillstand zwischen dem kolumbianischen Militär und der FARC gefordert wurde.

Vor dem Hintergrund der sich entfaltenden neuen Situation im Land engagiert sich das LWB-Weltdienstprogramm für „Frieden, Land und Würde für alle“. In diesem Rahmen wird Bewusstseinsbildung im Blick auf Menschen- und Landrechte sowie das Völkerrecht betrieben, damit Gemeinwesen eine Rückgabe ihres Landbesitzes durchsetzen und sich auf dieser Grundlage wieder ein Leben und ein Auskommen aufbauen können.