Klimawandel: Junge Reformatorinnen und Reformatoren laden ein zu Fasten und Gebet

1. Sep. 2015
Jeff Buhse und Tsiry Rakoto von der LWB-Arbeitsgruppe Klimagerechtigkeit fordern vor jungen LutheranerInnen in Wittenberg politische Unterstützung für ein vernünftiges Klimaabkommen bei der COP-21, die Ende des Jahres in Paris stattfindet. Foto: DNK/LWB/F. Hübner

Jeff Buhse und Tsiry Rakoto von der LWB-Arbeitsgruppe Klimagerechtigkeit fordern vor jungen LutheranerInnen in Wittenberg politische Unterstützung für ein vernünftiges Klimaabkommen bei der COP-21, die Ende des Jahres in Paris stattfindet. Foto: DNK/LWB/F. Hübner

LWB fordert von COP-21-Klimakonferenz vernünftiges Abkommen

Lutherstadt Wittenberg (Deutschland)/Genf, 1. September 2015 (LWI) – In Solidarität mit den Opfern des weltweiten Klimawandels werden junge Reformatorinnen und Reformatoren aus Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB), die derzeit in der Lutherstadt Wittenberg tagen, am heutigen 1. September fasten.

An der an jedem Monatsersten stattfindenden Kampagne „Fasten für das Klima“ sind der LWB und verschiedene andere Organisationen aus dem religiösen und zivilgesellschaftlichen Bereich beteiligt. Sie geht zurück auf einen Initiative junger AktivistInnen bei der UN-Klimakonferenz 2013 in Warschau (Polen).

Der Fastentag am 1. September fällt zusammen mit dem von der orthodoxen Kirche ausgerufenen und jüngst auch vom Vatikan eingeführten „Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung“. Bei der Werkstatt Wittenberg werden die jungen Reformatorinnen und Reformatoren die Unterstützung des LWB für diese ökumenische Initiative demonstrieren und ein Mittagsgebet abhalten, in dessen Rahmen auch dazu eingeladen wird, zu fasten.

„Es ist eine offene Einladung an die jungen Reformatorinnen und Reformatoren, auf eine Mahlzeit oder etwas anderes zu verzichten und sich allein oder in einer Gruppe Zeit zum Nachdenken zu nehmen, um sich so solidarisch zu zeigen mit denen, die unter den Folgen des Klimawandels leiden“, erläuterte Tsiry Endor Rakoto von der LWB-Arbeitsgruppe Klimagerechtigkeit.

Seit 2012 entsendet der LWB eine Jugenddelegation zu den jährlichen Konferenzen der Vertragsparteien (COP) des UN-Rahmenübereinkommens über Klimaänderungen und weist auf diese Weise konsequent darauf hin, dass die Opfer des Klimawandels weltweit dringend Solidarität brauchen.

Im Rahmen der aktuell stattfindenden Werkstatt Wittenberg des Globalen Netzwerks junger Reformatorinnen und Reformatoren gestalteten Rakoto und Jeff Buhse eine Sitzung unter dem Motto „Reduzieren, wiederverwerten, reformieren“, bei der sie das Engagement des LWB für Klimagerechtigkeit vorstellten. Wichtig sei, die immer lauter werdenden Rufe nach einer politischen Verpflichtung auf ein vernünftiges Klimaabkommen bei der COP-21 zu unterstützen, die Ende des Jahres in Paris stattfindet.

Rakoto (Madagaskar) und Buhse (Kanada) erläuterten die Bedeutung des Themas Klimagerechtigkeit im Sinne des Glaubens an den Schöpfergott wie auch aus der Perspektive der Gerechtigkeit und der Menschenrechte. Seit Jahrzehnten trügen menschliche Aktivitäten erheblich zu den Treibhausgasemissionen bei, was insbesondere einen Temperaturanstieg und häufigere, extremere Wetterereignisse zur Folge habe. Mitunter fielen die Auswirkungen kaum ins Auge, aber mit der Zeit spürten die Menschen in Entwicklungsländern Veränderungen in den Witterungsbedingungen, die ihr Leben und ihre Existenz gefährdeten.

Aus diesem Grund sei eine energische Advocacyarbeit notwendig, die auf wegweisende politische Entscheidungen zur Verringerung der CO2-Emissionen dränge, mit dem Ziel der Eindämmung des Temperaturanstiegs auf unter 2° Celsius, den vom Nebenorgan für wissenschaftliche und technologische Beratung des UN-Rahmenübereinkommens über Klimaänderungen empfohlenen Wert. Darüber hinaus sei ein glaubwürdiges Engagement erforderlich im Blick auf eine sowohl kurz- als auch langfristige Bereitstellung von Mitteln, die Armen und Ausgegrenzten helfen, sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und seine Folgen einzudämmen.

Beteiligung der jungen Generation

„Wenn wir mit Kampagnen wie ‚Fasten für das Klima‘ mehr Druck machen, um ein verbindliches Abkommen auf der Ebene der Vereinten Nationen zu erreichen, dann ist es wichtig, dass die Bewegung für Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit verwurzelt ist an der Basis, in kleinen und grossen Gemeinwesen und Gruppen, und dass junge Menschen bei Entscheidungen mitbestimmen. Die junge Generation ist sich ihres aktuellen Kontexts bewusst und junge Menschen werden für die Zukunft die Richtung weisen“, so Rakoto.

Für das Büro der Kirchengemeinschaft hat der LWB Richtlinien festgelegt, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Er arbeitet mit seinen Mitgliedskirchen weltweit unter anderem auch bei der Unterstützung von Gemeinwesen und Gruppen zusammen, die nach Möglichkeiten suchen, wie mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Existenzgrundlagen und die Umwelt umgegangen werden kann.

Der LWB-Rat hat anlässlich seiner Tagung 2014 in einer Erklärung das „Problem des derzeitigen und künftigen Klimawandels als ausserordentlich ernst“ bewertet und sich dafür ausgesprochen, dass die junge Generation in diesem Bereich federführend Verantwortung übernimmt.

Im Jahr 2015 bekräftigte der Rat seine Position, dass der Klimawandel zu den entscheidenden Fragen unserer Zeit gehöre, und gab bekannt, der LWB werde grundsätzlich nicht mehr in fossile Brennstoffe investieren.

„Als lutherische Kirchengemeinschaft betrachten wir den Klimawandel als Problemstellung, die Konsequenzen hat für Gerechtigkeit, Frieden, die Bewahrung der Schöpfung und den Schutz aller Völker überall. Unsere besondere Sorge gilt den Schwächsten und insbesondere den Armen, den Indigenen und jenen, die keine Stimme haben“, so der Rat in einer öffentlichen Erklärung.

„Wir verpflichten uns selbst erneut und ermutigen andere, sich ebenfalls zu verpflichten auf eine tiefgreifende Veränderung in unserem Lebensstil und im weiter gefassten Produktions- und Konsumsystem. Wir müssen als verantwortungsbewusste und rechenschaftspflichtige BürgerInnen dieses Planeten leben“, heisst es in der Erklärung weiter.

Im Rahmen der Sitzung „Reduzieren, wiederverwerten, reformieren“ hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, Bibelstellen zu sammeln, die ihnen wichtig wurden im Zusammenhang mit der Frage, ob eine Eindämmung oder eine Anpassung für ihren jeweiligen Kontext am sinnvollsten sei. „Es ist einfach toll zu sehen, dass so viele Teilnehmende aus dem Kreis der jungen Reformatorinnen und Reformatoren sich der Notwendigkeit bewusst sind, dass etwas passieren muss und dass es wichtig ist, gemeinsam zu handeln“, stellte Bhuse fest.

Etwa 140 junge Lutheranerinnen und Lutheraner nehmen an der zweiwöchigen Werkstatt Wittenberg teil, die das LWB-Jugendreferat zur Vorbereitung auf das 500. Reformationsjubiläum 2017 organisiert hat. „Befreit durch Gottes Liebe – um die Welt zu verändern“, so lautet das Thema der Plenarsitzungen, Kleingruppen, Besuche bei örtlichen Kirchengemeinden sowie der täglichen Gebete und Andachten.

 

Pauline Mumia