Kirchen stehen Seite an Seite im Kampf gegen den Klimawandel

14. Dez. 2015
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COP 21-Delegierte informieren sich über einzigartige Herausforderungen und Chancen für die Kirchen

Paris, Frankreich/Genf, 8. Dezember 2015 (LWI) – Die Delegierten des Lutherischen Weltbundes (LWB), die an Aktionen der Glaubensgemeinschaften und der Zivilgesellschaft während des entscheidenden Klimagipfels in Paris teilnehmen, nutzen die Gelegenheit auch dazu, Solidarität mit den französischen Kirchen aufzubauen.

Die Staats- und Regierungschefs der Welt treffen sich vom 30. November bis zum 11. Dezember zur 21. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimarahmenkonvention (COP 21), um ein Abkommen gegen den globalen Klimawandel zu verhandeln. Das LWB-Team in Paris bereichert die Debatten um eigene regionale Perspektiven.

„Der LWB hat entschieden, dass sich junge Menschen in exponierter Form mit dem Umweltthema auseinandersetzen sollen“, sagte Pranita Biswasi, 25, als Vertreterin Asiens. „Was wir hier machen, ist eine Kontaktaufnahme mit unterschiedlichen aus dem Glauben heraus handelnden Akteuren und Akteurinnen“, fügte das Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien hinzu.

LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge, der die Gruppe nach Paris begleitet hat, hob noch einmal die besondere Bedeutung der Solidarität mit den französischen Kirchen hervor.

„Für uns war es immens wichtig, nicht nur an den hochkarätigen Treffen und Veranstaltungen auf der COP 21 teilnehmen zu können, sondern auch die Gewissheit zu haben, Kontakt zu unseren Gemeinschaften hier in Frankreich herzustellen, uns mit ihnen auszutauschen und uns von ihren Aktionen inspirieren zu lassen“, sagte Junge.

Diese Solidarität ist keine Einbahnstrasse. Während eines Besuchs des zum LWB gehörenden  Instituts für ökumenische Forschung in Straßburg betete Pfarrerin Dr. Sarah Hinlicky Wilson für  Biswasis Heimatregion, in der vor kurzem Überschwemmungen die Gemeinschaft bedroht haben.

Auf diese Weise erhielten Freundinnen und Freunde in weniger gefährdeten Regionen ein sehr unmittelbares und persönliches Beispiel dafür, wie der Klimawandel zu extremen Wettersituationen beiträgt. Auf diese Weise wurden sehr bildhaft die unterschiedlichen Realitäten des Klimawandels für die LWB-Delegierten deutlich.

Religion im Kontext von Minderheiten und Mehrheiten

Die Delegierten lernten während der Verhandlungen auch die besonderen Herausforderungen einer aus dem Glauben heraus handelnden Advocacy-Arbeit kennen.

„Die Geschichte Frankreichs selbst ist in hohem Masse von dem Konflikt zwischen der römisch-katholischen Kirche und der Politik geprägt“, erzählte Pfr. Laurent Schlumberger, Präsident der  Vereinigten Protestantischen Kirche von Frankreich, der Delegation.

„In diesem Kontext war der Protestantismus immer eine Minderheit, und zwar eine bedrohte Minderheit. Heute ist der grösste Teil der Gesellschaft atheistisch oder agnostisch“, sagte er und fügte hinzu, dass in einem solchen extrem säkularen Kontext Religion ohnehin völlig aus dem politischen Leben ausgeschlossen werde.

Dieses Bild stand im scharfen Gegensatz zum Zeugnis der 23 Jahre alten nordischen Delegierten Matilda Mattsson. Sie beschrieb den wichtigen Beitrag der Kirche in einem Land, in dem 5 Millionen der 9 Millionen Einwohner und Einwohnerinnen des Landes der Kirche von Schweden angehören.

„Es gibt Menschen, die seit 10 bis 15 Jahren mit der Delegation der Kirche von Schweden an der Klimakonferenz teilnehmen. Dieses Jahr haben wir den Erzbischof hier. Das Klimaproblem hat also in der Kirche von Schweden zurzeit absolute Priorität, und das wird auch so bleiben“, sagte Mattsson.

Schritt um Schritt

François Clavairoly, Präsident des Protestantischen Bunds Frankreich, wies darauf hin, dass der Protestantismus als Minderheit in Frankreich im Land nur bescheiden auftrete. „Es ist sehr schwierig, sich einzubringen – wir sind in der Tat sehr weit von der Situation in Schweden entfernt.“

Wenn überhaupt, haben die französischen Kirchen mehr mit der Situation gemeinsam, wie sie der afrikanische Delegierte, Pascal Kama, 30, von der Lutherischen Kirche in Senegal beschrieb. Obwohl einer religiösen Minderheit in einem muslimischen Kontext zugehörig, war eine von der Kirche ins Leben gerufene Recyclingaktion für Plastiktüten so erfolgreich, dass die Behörden sie offiziell umfassend unterstützte.  

„Für uns als Kirche gilt, dass wir schon über die Mittel verfügen, etwas für die Klimagerechtigkeit zu erreichen. Von da aus können wir Schritt für Schritt weiterkommen, und das zeigt den Menschen, dass es irgendwo jemanden gibt, der etwas für die Umwelt tut“, fügte Kama hinzu.

 

(Von LWI-Korrespondent Ryan Rodrick Beiler)