Junge Menschen zum Engagement für Frieden befähigen

21. Nov. 2019
Das LWB-Handbuch für Friedenbotinnen und -boten bildet die Grundalge für die Arbeitseinheiten über eine Vision für den Frieden in unserer Welt. Foto: LWB/S. Kit

Das LWB-Handbuch für Friedenbotinnen und -boten bildet die Grundalge für die Arbeitseinheiten über eine Vision für den Frieden in unserer Welt. Foto: LWB/S. Kit

Motivation und Herausforderungen in der Friedensarbeit

TALLINN, Estland/GENF (LWI) – Für Juan Carlos Orantes Rodríguez geht es als Friedensbote in El Salvador nicht nur einfach darum, „die Botschaft zu übermitteln, sondern auch darum, den Menschen dabei zu helfen, inneren Frieden zu finden und neue Möglichkeiten zu erkennen, Hoffnung für die Zukunft zu haben“.

Mit seinem Programm der Friedensbotschafterinnen und -botschafter bemüht sich der Lutherische Weltbund (LWB), junge Menschen wie Orantes zu ermutigen, sich aktiver in Initiativen zur Schaffung von Frieden in ihren Kirchen und Gesellschaften zu engagieren.

 LWF/S. Kit
 

Orantes ist Jugendleiter bei der Salvadorianischen Lutherischen Kirche und einer von 20 jungen Menschen, die kürzlich an dem internationalen Trainingsworkshop für Friedensbotschafterinnen und -botschafter 2019 teilgenommen haben. Der Workshop war konzipiert nach den Leitlinien des Trainingshandbuch für Friedensbotschafterinnen und -botschafter des LWB „LWF Peace Messengers Training“. Den Teilnehmenden aus LWB-Mitgliedskirchen und anderen Glaubensgemeinschaften sollten Fachwissen und praktische Fertigkeiten vermittelt werden, die bei einer konstruktiven Konfliktbeilegung und dem Engagement für Frieden in ihren Gemeinschaften und darüber hinaus helfen sollen. Gastgeberin des Workshops vom 4. bis 9. November war die Estnische Evangelisch-Lutherische Kirche (EELK).

Die Teilnehmenden tauschten sich darüber aus, was sie als Konflikt verstehen, wie Konflikte eskalieren oder entschärft werden können und welche negativen und positiven Erfahrungen aus Konflikten entspringen können.

 LWF/S. Kit 

Die LWB-Jugendreferentin und Mitorganisatorin des Trainingsworkshops, Pranita Biswasi, erklärte, die verschiedenen Module basierten auf dem Trainingshandbuch und böten den Teilnehmenden die Möglichkeit und den Raum, voneinander zu lernen und gegenseitigen Respekt und Verständnis für die jeweilige Vorstellung von Frieden in den verschiedenen Kulturen und Kontexten zu entwickeln. Die jungen Menschen würden zugerüstet, gemeinsam über eine Vision von Frieden nachzudenken und sich selbst als aktiv Mitwirkende an der Umsetzung dieses Ziels und als einflussreiche Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wahrzunehmen.

Der Diskurs über das Thema Konflikte, so Biswasi, stelle junge Menschen oftmals als Gewalttäterinnen und Gewalttäter dar, die leicht dem Extremismus verfielen. Durch das Konzept der Friedensbotschafterinnen und -botschafter fördere der LWB, dass junge Menschen weniger als Menschen gesehen werden, die Gewalt anzettelten, sondern vielmehr als Menschen, die Gewalt verhindern wollen, führte Biswasi aus.

 LWF/S. Kit

 

Vision für Frieden

Die LWB-Strategie 2019-2024 und die darin formulierte Vision unterstreichen, dass wir gemeinsam für eine gerechte, friedliche und versöhnte Welt arbeiten wollen, und waren eine der im Trainingsworkshop genutzten Ressourcen. Der zweite Mitorganisator des Workshops und LWB-Programmreferent für Öffentliche Theologie und Interreligiöse Beziehungen, Pfr. Dr. Sivin Kit, erklärte, wie wichtig es sei, genau zu verstehen, wie eng die eigene Vision für Frieden damit verbunden sei, wie gut man Konflikte versteht, insbesondere wenn es um die verschiedenen kulturellen Kontexte in der Welt gehe.

„Einige Teilnehmende haben berichtet, dass sie zum Beispiel in Indonesien und Malaysia mit recht großen Herausforderungen im Zusammenhang mit ethnischer und religiöser Zugehörigkeit konfrontiert sind, während andere zum Beispiel in Estland und Polen eher mit Konflikten zwischen den Generationen und mit Konfrontation befördernden politischen Rahmenbedingungen zu kämpfen haben. Die Teilnehmenden aus Honduras und neuerdings auch aus Hongkong wiederum hoben das Ausmaß von Gewalt hervor.“

Pfarrerin Anne Burghardt, Theologin der EELK, hat die Teilnehmenden aufgefordert, über jene Aspekte der christlichen und lutherischen Glaubenstraditionen nachzudenken, die helfen könnten, Frieden zu fördern, und zu einem Engagement für die Schaffung von Frieden anregen.

 LWF/P. Biswasi

 

Bewahrung der Schöpfung und die Beziehungen zwischen den Generationen

Die jungen Menschen waren sehr dankbar für den Austausch über die Erfahrungen aus den verschiedenen Kontexten. Berglind Hönnudóttir von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Islands bezeichnete das „Gletschersterben“ in ihrem Land in ihrem Vortrag als Weckruf und dringend notwendige Erinnerung, dass „Frieden auf Erden“ auch „Frieden mit der Erde“ bedeute.

Für Kar Yee Mah von der Lutherischen Kirche in Malaysia waren die Berichte von den anderen jungen Menschen darüber, wie sie gewaltfreie Alternativen zu Konflikten in ansonsten sehr schwierigen und instabilen Situationen anbieten, eine Ermutigung, „das richtige zu tun“.

Biswasi wies darauf hin, dass viele der Delegierten sich Sorgen und Gedanken über Konflikte zwischen den verschiedenen Generationen in ihren Kirchen machten. „Die Kirchen müssen für Frieden zwischen den verschiedenen Altersgruppen sorgen. Das ist mir sehr deutlich geworden, als viele der jungen Menschen ihrem Frust Ausdruck verliehen, dass die Mitwirkung junger Menschen am Entscheidungsprozess in den Kirchen oftmals nicht begrüßt oder honoriert werde.“

Sie erklärte, auf Vorschlag der jungen Menschen würden sich einige der Folgeprojekte in den Kirchen nun auch dem Thema Kapazitätsaufbau widmen.

 LWF/S. Kit
 

Das Trainingshandbuch für Friedensbotschafterinnen und -botschafter des LWB „LWF Peace Messengers Training“ wurde 2017 bei einem Workshop in Jerusalem offiziell vorgestellt, an dem junge Menschen christlichen und muslimischen Glaubens teilgenommen haben. Die Teilnehmenden von damals haben das Gelernte mit Unterstützung des LWB genutzt, um Projekte zu konzipieren oder zu unterstützen, die helfen sollten, Konflikte in Kirche und Gesellschaft zu lösen.

Die Trainingsworkshops für Friedensbotschafterinnen und -botschafter sind ein Programm für Friedenskonsolidierung und Konfliktbeilegung, das auf junge Menschen aus unterschiedlichen Kontexten und Glaubenstraditionen zugeschnitten ist. Grundlage für die Workshops ist ein Handbuch, das 2017 bei einem Workshop in Jerusalem eingeführt wurde.