Junge betont Flexibilität, Resilienz und klare Mission

21. Jun. 2021
LWB-Generalsekretär Martin Junge. Foto: LWB/S. Gallay

LWB-Generalsekretär Martin Junge. Foto: LWB/S. Gallay

Generalsekretär sieht LWB stabil und gut gerüstet für Zeit nach der Pandemie

GENF, Schweiz (LWI) – Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Martin Junge, hat die Flexibilität und Resilienz der Organisation im Umgang mit den Beeinträchtigungen durch die COVID-19-Pandemie hervorgehoben. Er sagte, die Kreativität und große Einsatzbereitschaft der Mitarbeitenden zusammen mit der Flexibilität der Kirchen und Finanzierungspartner seien eine gute Grundlage für die Weiterführung des Zeugnisses und Dienstes in der Welt.

In seinem Bericht an den LWB-Rat, der vom 18. bis 23. Juni online tagt, unterstrich Junge, wie schnell der LWB auf den Ausbruch der Pandemie reagiert und dafür Mittel umgeschichtet und Prioritäten neu geordnet habe, um der Gemeinschaft von Kirchen in Krisenzeiten zu dienen. Gleichzeitig, erklärte er, seien drei Runden finanzielle Hilfen aus dem Soforthilfe-Fonds eingerichtet worden, um 79 Mitgliedskirchen in 52 Ländern zu unterstützen. „Flexibilität“, sagte Junge, „ist ein Schlüsselbegriff für die Zukunftsfähigkeit des LWB“, wenn dieser weiterhin „die Vision, die Werte, die Prioritäten und Arbeitsweisen“ zum Ausdruck bringen will, die in der Strategie 2019-2024 formuliert seien.

Mit Blick auf die Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft seit dem Beginn der Pandemie verwies Junge auf die durch vermehrte digitale Interaktion und dem Verbot internationaler Reisen gewonnenen Erkenntnisse. Neben den positiven finanziellen und ökologischen Auswirkungen von Online-Tagungen statt persönlichen Tagungen, erklärte er, habe die Häufigkeit, die Reichweite und der Umfang von digitalen Aktivitäten einen besseren Austausch und eine bessere Partizipation ermöglicht. Die vor uns liegende Aufgabe, betonte er, sei es, die vielen verschiedenen neuen Möglichkeiten zu nutzen, „ohne dabei die persönlichen Treffen aus dem Blick zu verlieren“.

Junge fand Worte der Trauer um die Kirchenleitenden und Gemeindemitglieder, die im vergangenen Jahr gestorben sind, sprach aber auch über die vielen anderen Probleme, die die COVID-19-Pandemie verursache, darunter zahlreiche seelsorgerliche, theologische, psychologische und wirtschaftliche Herausforderungen. Beflügelt vom Heiligen Geist würden Kirchen jedoch „innovative Möglichkeiten und Wege finden, ihr Zeugnis, ihren Dienst und ihre institutionellen Prozesse fortzuführen“, sagte Junge.

Er warf einen ehrlichen Blick auf die theologische Identität und Einheit des LWB und erklärte, die Kirchengemeinschaft und ihre Mitgliedskirchen „stützten dieses Verständnis darauf, wie unsere Bekenntnistexte Einheit definieren“. Er betonte, dass Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten vertretbar seien, „solange die Heilsbotschaft des Evangeliums bewahrt bleibt“. Der LWB habe nie um seiner selbst Willen existiert, sondern vielmehr als Zeugnis für Gottes kontinuierliche Mission in der Welt. Die Gemeinschaft von Kirche „verbindet sich mit ihrer wichtigsten Berufung“, führte er aus, „wenn sie Gottes Gabe der Versöhnung und Gerechtigkeit, wie wir sie in Christus erhalten haben, verkörpert und zum Ausdruck bringt“.

Mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen in den ökumenischen Beziehungen sprach Junge über die Fortschritte und Herausforderungen sowohl in bilateralen wie auch in multilateralen Dialogen. Er berichtete von dem Ende Juni anstehenden Besuch im Vatikan mit einer Delegation des Rates für weitere Dialoge und eine praktische Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche. Der LWB, so betonte er, war immer und ist auch weiterhin „ein engagierter Akteur in der ökumenischen Bewegung“.

Ganzheitliche Mision, Dienst am Nächsten

Junge erörterte die Neuerungen und Veränderungen in der Art und Weise, wie der LWB die Präsenz und das Zeugnis der Mitgliedskirchen unterstützt. Weiterhin sprach er über die vier Arbeitsfelder – Theologie für Wandel, Diakonie, Leitungswirken und institutionelle Entwicklung – und das neue Referat „Engagement für Gerechtigkeit“, das sich für Menschenrechte, Klimagerechtigkeit, Frieden und ein harmonisches Zusammenleben der Religionen sowie Gendergerechtigkeit einsetze. Er berichtete über den Wunsch nach biblischen und theologischen Ressourcen und Materialien zur Unterstützung der Arbeit der Mitgliedskirchen im Bereich Gendergerechtigkeit sowie über die Notwendigkeit, Kirchen für die ganzheitliche Mission zuzurüsten und „die Eigenschaften, die Stellung und den Wirkungskreis von Frauen- und Jugendnetzwerken innerhalb der Kirchengemeinschaft klarer zu definieren und zu formulieren“. 

In Bezug auf die Arbeit zur Förderung von Menschenwürde, Gerechtigkeit und Frieden sagte Junge, die LWB-Abteilung für Weltdienst sei der größte Implementierungspartner des UNHCR, der aus dem Glauben heraus handele. Der Dienst am Menschen, unterstrich er, sei seit der Gründung des LWB 1947 ein zentrales Wesensmerkmal des LWB. „Wenn wir das aus dem Auge verlieren“, warnte er, „werden wir auch Gottes Plan für die Welt aus dem Auge verloren haben.“ Die Berufung, zu dienen, sei „der Anker“, der unseren Blick trotz der Konkurrenz um finanzielle Mittel, stetig wachsende Compliance-Anforderungen und komplexe politische Situationen in vielen Teilen der Welt „auf Gottes Mission gerichtet hält“.

Ausblick auf die anstehende Vollversammlung in Krakau

Junge berichtete, der LWB weise eine solide und stabile Finanzverwaltung auf und könne als Organisation eine gute und stabile Einkommensentwicklung verzeichnen. Der LWB entwickele sich zu einer global vernetzten Organisation, die in Menschen und Kommunikation investiere, während sie gleichzeitig Cybersicherheitsrisiken managt und das institutionelle Gedächtnis bewahre.

Veränderung, so Junge weiter, dürfe nie Selbstzweck sein, sondern müsse der Mission und „unserer fortgesetzten Teilnahme an Gottes Geschichte in der Welt“ dienen. Er umriss, inwiefern die verschiedenen Abteilungen des LWB ihre Bemühungen um Finanzstabilität und ein größeres Engagement mit den Kirchen auf regionaler Ebene angekurbelt hätten. 

Beim Ausblick auf die nächste Vollversammlung, die im September 2023 in Krakau, Polen, stattfinden soll, sagte Junge, der LWB sei „stabil und gut positioniert, lebendig und dynamisch“, die Mission sei eindeutig und klar und es stünden ihm eine „beeindruckende Vielfalt an Ressourcen“ zur Verfügung, um mit den Unsicherheiten in der Zeit nach der Pandemie umgehen zu können.

In seinem letzten Bericht an den LWB-Rat, brachte Junge seine „große Dankbarkeit“ zum Ausdruck, die er gegenüber der Kirchengemeinschaft als Ganzes, den Kolleginnen und Kollegen, seiner Familie und allen verspüre, die ihn in der „abwechslungsreichen und segensreichen Zeit“ unterstützt hätten, in der er als LWB-Generalsekretär tätig gewesen sei. Er wird das Amt des Generalsekretärs zu Ende Oktober niederlegen.

Von LWB/P.Hitchen. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz, Redaktion: LWB/A. Weyermüller