Indonesien: Eintreten für Klimagerechtigkeit

16. Dez. 2019
Fernando Sihotang (r.), Koordinator für Menschenrechte und Advocacyarbeit beim Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes in Indonesien (NKLWB), moderiert eine Podiumsdiskussion im Rahmen des eintägigen Seminars zum Thema Klimagerechtigkeit in Pematangsiantar (Indonesien). Fotos: Andi Purba/team

Fernando Sihotang (r.), Koordinator für Menschenrechte und Advocacyarbeit beim Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes in Indonesien (NKLWB), moderiert eine Podiumsdiskussion im Rahmen des eintägigen Seminars zum Thema Klimagerechtigkeit in Pematangsiantar (Indonesien). Fotos: Andi Purba/team

1.200 Teilnehmende bei eintägigem Seminar in Pematangsiantar

PEMATANGSINTAR, Indonesien/GENF (LWI) – „Wir müssen mehr Bewusstsein dafür schaffen, welchen Einfluss der Klimawandel auf unsere Gesellschaft hat – denn es geht nicht nur um die Abholzung der Wälder und den Müll in der Umwelt“, sagt Fernando Sihotang, Koordinator für Menschenrechte und Advocacyarbeit beim Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes in Indonesien (NKLWB). Sihotang hat am 4. Dezember, parallel zu der Weltklimakonferenz COP25 in Madrid (Spanien), in Nordsumatra unter dem Thema „Bringing climate justice to Pematangsiantar“ (Klimagerechtigkeit nach Pematangsiantar bringen) einen Aktionstag für Klimagerechtigkeit organisiert.

Mehr als 1.200 Menschen, darunter Studierende, interreligiöse Gruppen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, religiöse Führungspersonen, Regierungsvertreterinnen und -vertreter und Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft, nahmen an der Veranstaltung teil, die im Auditorium der HKBP Nommensen-Universität stattfand und vom LWB-Jugendreferat unterstützt wurde. Im Rahmen des Seminars haben auch lokale Künstlerinnen und Künstler Bilder ausgestellt, auf denen sie jeweils ihre Vorstellung von Klimagerechtigkeit darstellten.

 

Die Gemälde zum Thema Schöpfung fanden bei den Teilnehmenden an dem Aktionstag großen Anklang.

Bischof Rumanja Purba von der Protestantisch-Christlichen Simalungun-Kirche (GKPS) ermutigte die Studierenden, sich aktiv für Klimagerechtigkeit zu engagieren und sich „aus der Sicht des Glaubens“ mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Zudem betonte er, wie wichtig es sei, dass religiöse Akteure und Regierungsinstanzen für mehr Klimagerechtigkeit zusammenarbeiten.

Die LWB-Vizepräsidentin für die Region Asien, Desri Sumbayak, erinnerte an das langjährige Engagement des LWB für Klimagerechtigkeit, das bis zur Sechsten LWB-Vollversammlung 1977 in Daressalam (Tansania) zurückgeht und das auch in einem der Unterthemen der Zwölften LWB-Vollversammlung 2017 Windhuk (Namibia) – „Schöpfung – für Geld nicht zu haben“ – aufgegriffen wurde. „Mit Gottes Schöpfung darf nicht gehandelt werden und sie darf nicht aus rein wirtschaftlichen Zwecken ausgebeutet werden, nur um einigen wenigen große Gewinne zu verschaffen“, sagt Sumbayak. „Wir lassen das ökologische Gleichgewicht außer Acht, wir lassen Gerechtigkeit für das Klima, für die Pflanzen und für die Tiere, die um uns herum leben, außer Acht. Für den LWB ist Klimagerechtigkeit ein Arbeitsschwerpunkt und ein Problem, das auf allen Ebenen und auf innovative Weise immer wieder thematisiert und erörtert wird.“

Der junge Klimaaktivist Tumpak Hutabarat berichtete über die Erfahrungen, die er bei seinen Reisen durch die Region gemacht hat, und ermutigte die Zuhörenden, „global zu denken und lokal zu handeln“. Er unterstrich, dass der Klimawandel in Indonesien und Asien insgesamt schon jetzt erhebliche Auswirkungen habe: kleine Inseln in den Küstenregionen würden überflutet, in anderen Regionen drücke das Salzwasser bis zu 12 Kilometer weit ins Landesinnere, die Abholzung des Regenwaldes in Kalimantran (Borneo) verkleinere die „grünen Lungen“ der Erde, Schäden an den Korallenriffen in Papua dezimierten die Fischbestände, die für die Menschen vor Ort eine zentrale Nahrungsmittelquelle darstellen, die Gletscher im Himalaya in Nepal schmölzen und in der Mongolei herrsche Wassermangel.

„Die Fragen, die Antworten und die Vorschläge von den Teilnehmenden waren sehr ermutigend“, fasst Sihotang die engagierte Beteiligung der Anwesenden zusammen. „Wir stellen fest, dass mehr Informationen gebraucht werden, dass ein Austausch über das Thema notwendig ist und dass es viele Ideen für ganz praktisches Engagement gibt.“ Man darf sich also schon auf das zweite eintägige Seminar zum Engagement für Klimagerechtigkeit und ökologische Gerechtigkeit im öffentlichen Raum freuen, das für den 14. Dezember geplant ist, dem Tag nach dem Ende der COP25 in Madrid. „Während wir hier bei uns das Bewusstsein schärfen und vor Ort aktiv werden, rufen wir die globalen Entscheidungsträgerinnen und -träger bei der COP25 dringend auf, die Klimaschutzmaßnahmen nicht weiter aufzuschieben und sich für ehrgeizige Ziele einzusetzen, von denen alle profitieren“, sagt Sihotang.