Haiti: Bessere Schulen für Kinder auf dem Land

15. Mai 2023

Die Schülerinnen und Schüler der Lespwa-Gemeindeschule in Camp-Perrin, Haiti haben einen Schulweg von fast zwei Stunden vor sich – und stellen bei ihrer Ankunft oft fest, dass es nicht genügend Trinkwasser gibt.  LWB, NCA und Partner vor Ort arbeiten daran, diesen Zustand zu ändern.

Ludny sitzt auf einem Trümmerstück ihres zerstörten Hauses

 

Ludny sitzt auf einem Trümmerstück ihres zerstörten Hauses. Im Hintergrund ist die Notunterkunft der Familie zu sehen. Foto: LWB/P. Raymond

LWB und NCA bauen Infrastruktur für Wasser und sanitäre Grundversorgung

(LWI) – Saubere Toiletten und Wasser zum Händewaschen und zum Trinken sind für die Schülerinnen und Schüler der Ecole Lespwa in Camp Perrin, Haiti, nach wie vor Luxus. Der Lutherische Weltbund (LWB) und die Norwegische Kirchenhilfe (NCA) arbeiten zurzeit am Aufbau einer Infrastruktur für Trinkwasser und sanitäre Grundversorgung; darüber hinaus bringen sie den Kindern die Grundregeln einer guten Hygiene bei.

Camp Perrin im im haitianischen Département Sud ist eine ländliche Gemeinde mit 32.000 Einwohnerinnen und Einwohnern und wurde während des Erdbebens im August 2022 weitgehend zerstört. Viele Familien leben nach wie vor in provisorischen Unterkünften, und viele Schulen sind noch nicht wiederaufgebaut worden. Darüber hinaus behindert die soziale Unsicherheit im Land den erneuten Aufbau wichtiger Infrastrukturen.

Eine Schule der Hoffnung

Die Ecole Lespwa (Kreolisch für „Schule der Hoffnung“) ist eine der wenigen Einrichtungen, die noch funktionieren. Die 324 Kinder, die diese Schule besuchen, kommen aus den umliegenden Gemeinschaften und laufen zwischen 30 Minuten und zwei Stunden, um am Unterricht teilnehmen zu können. Wenn sie in der Schule ankommen, gibt es oft kein Wasser zum Waschen oder zum Trinken. Die Komposttoiletten riechen penetrant und motivieren die Kinder nicht gerade dazu, sie zu benutzen. Für ältere Mädchen ist eine gute Menstruationshygiene kaum möglich, so dass für sie ein höheres Risiko besteht, Unterrichtsstunden zu versäumen.

Eingang zur Ecole Lespwa

Eingang zur Ecole Lespwa. Foto: LWB/P. Raymond

Eine dieser Schülerinnen ist Ludny, ein 16 Jahre altes Mädchen aus einer Maurerfamilie in Constant, zwei Stunden von Camp Perri entfernt. Sie geht in die 7. Klasse und ist dort bei weitem die älteste unter ihren Mitschülerinnen, da sich ihre Eltern die 25 US-Dollar Schulgebühr pro Jahr für sie und ihre sieben Geschwister oft nicht leisten konnten. Dank Spenden aus der Gemeinschaft hat sie jetzt eine Chance auf Bildung und ist fest entschlossen, sie wahrzunehmen – selbst wenn das bedeutet, dass sie jeden Morgen um 5 Uhr aufstehen muss, damit sie ihre häuslichen Pflichten erledigen kann, bevor sie sich auf den langen Weg zur Schule macht. Wenn sie nach Hause kommt, hat sie oft nichts zu Essen – entweder, weil keine Nahrungsmittel da sind, oder weil von ihr erwartet wird, dass sie das Abendessen für die Familie zubereitet.

Wenn die Kinder morgens ankommen, haben sie Durst“, sagt Schuldirektor Duval Emmanuel. „Aber weil wir kein sauberes Trinkwasser haben, müssen die Schüler meistens Trinkwasser außerhalb der Schule kaufen.“ Rektor Emmanuel empfiehlt den Kindern, ihr Trinkwasser von zu Hause mitzubringen. Das ist allerdings für Schülerinnen wie Ludny, die einen langen Schulweg haben und nicht über das Geld verfügen, Flaschenwasser zu kaufen, kaum zu machen. 

Hoffnungsträger für zukünftige Entwicklungen

Das „Green School“-Projekt von LWB und NCA an der Ecole Lespwa in Camp Perrin will alle diese Probleme lösen. Die Kompostlatrinen weichen moderneren Toiletten mit Wasserspülung, die komfortabler sind und Schluss mit der Geruchsbelästigung machen. Das Projekt wird ebenfalls Zugang zu sauberem Wasser aus einen Trinkbrunnen zur Verfügung stellen. Darüber hinaus wird das „Green School“-Projekt täglich 400 Liter sauberes Wasser für die Schule bereitstellen, so dass in der Küche Mahlzeiten für die Kinder zubereitet werden können. 

Die Ecole Lespwa aus der Vogelperspektive

Die Ecole Lespwa aus der Vogelperspektive. Foto: LWB/P. Raymond

Diese Verbesserungen werden flankiert durch Unterricht in guten Hygienepraktiken: Benutzung der Toiletten, richtiges Händewaschen und ausschließliches Trinken von sauberem, sicherem Trinkwasser. „Es kommt häufig vor, dass die Haushaltsmitglieder in abgelegenen Bereichen der Gemeinde Camp Perrin ihre Toilettengänge draußen im Freien absolvieren. „Sie verunreinigen das Quellwasser und andere Wasserressourcen für die Haushalte und verursachen Diarrhoe und andere wasserverursachte Erkrankungen.“ 

Ludny träumt von einem Schulhof mit Spielen. Da sie gerne liest, wünscht sie sich auch eine Bücherei in der Schule.  Sie ist fest entschlossen, das Beste aus ihrer Situation zu machen.

„Für uns sind die Kinder Hoffnungsträger für zukünftige Entwicklungen“, fügt Raymond hinzu.  „Wir hoffen, dass sie das hier Gelernte mit nach Hause nehmen und einen Beitrag zur Verbesserung des Lebens ihrer gesamten Familie und ihrer Gemeinschaften leisten.“

LWB/C. Kästner-Meyer. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller