Gottes Geist und die lutherische Identität

23. Mai 2019
Teilnehmende des Seminars „Lutherische Identität in Asien“ in der lutherischen Wahrheitskirche, einer Gemeinde der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hongkong (ELKH), wo sie der Leiter der Gemeinde, Pfr. Jackson Yeung, und die frühere ELKH-Bischöfin Pfarrerin Jenny Chan, ein ehemaliges Mitglied des LWB-Rates, begrüßten. Foto: LWB/P. Lok

Teilnehmende des Seminars „Lutherische Identität in Asien“ in der lutherischen Wahrheitskirche, einer Gemeinde der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hongkong (ELKH), wo sie der Leiter der Gemeinde, Pfr. Jackson Yeung, und die frühere ELKH-Bischöfin Pfarrerin Jenny Chan, ein ehemaliges Mitglied des LWB-Rates, begrüßten. Foto: LWB/P. Lok

Region Asien: Zeugnis geben in religiös und kulturell pluralen Kontexten

Hongkong/Genf (LWI) – Vom 2. bis 6. Mai befasste sich ein Seminar mit der Frage, wie Gottes Geist die lutherische Identität formt. Teilnehmende von 20 Kirchen aus acht Ländern der Region Asien, Studierende des örtlichen lutherischen theologischen Seminars und Mitarbeitende des Lutherischen Weltbundes (LWB) trafen aus diesem Anlass in Hongkong zusammen.

Zielsetzung des Seminars „Lutherische Identität in Asien“ war zum einen die Bearbeitung der 2017 von der Kirchenleitungskonferenz für die Region Asien gesetzten Prioritäten, zum anderen die Vorbereitung der internationalen Konferenz zu Fragen der lutherischen Identität, die der LWB dieses Jahr in Äthiopien veranstaltet. Als örtliche Gastgeberin für das Regionalseminar fungierte die Evangelisch-Lutherische Kirche Hongkong (ELKH), eine von vier Mitgliedskirchen dort.

Charismatische Erneuerung birgt Herausforderungen

Auf der Grundlage von Referaten, Impulsreferaten und Fallstudien bearbeiteten die Teilnehmenden die Themen „Heiliger Geist als Gabe und Verheißung: Der Geist ruft uns im Wort und in der Taufe“ sowie „Befreit und geprägt: Geistesgaben und Berufung des Priestertums aller Gläubigen“. Als wichtigen Faktor nahmen sie die Pluralität der Religionen und traditionellen Kulturen Asiens wahr, die Rückwirkungen hat auf die Gestalt der lutherischen Identität in der Region. Hinzu komme, dass manche Mitgliedskirchen Wurzeln in der reformierten Tradition hätten, andere wiederum könnten ihre lutherische Tradition nicht offen zum Ausdruck bringen.

Einen Schwerpunkt setzte das Seminar bei den Herausforderungen und Chancen der charismatischen Erneuerungsbewegung, die in Asien immer mehr Zulauf findet. Die Teilnehmenden stellten fest, in manchen Kirchen herrsche im Blick auf praktizierte Geistesgaben Verwirrung und auch Angst. Kirchenleitende müssten in diesem Zusammenhang wachsam bleiben gegenüber den Gefahren der Kommerzialisierung und des Missbrauchs dieser Praxis.

Abschlussbotschaft mit Empfehlungen

In ihrer Abschlussbotschaft sprachen die Teilnehmenden fünf Empfehlungen aus, wie Kirchen, anstatt im bloßen Reagieren auf die gegebenen Herausforderungen zu verharren, ihren Mitgliedern aktiv ein ganzheitliches Verständnis von der lutherischen Identität vermitteln und sie zu ihr hinführen können. Weiterhin ruft die Botschaft zu einem konstruktiven Dialog mit den jeweils vor Ort aktiven unterschiedlichen charismatischen Bewegungen auf.

Zum Abschluss des Seminars würdigten die Teilnehmenden die Anstrengungen des LWB, diese komplexen und wichtigen Fragestellungen zu thematisieren. Cheung Oi Sze, Geschäftsführerin der Tsung Tsin Mission Hongkong, betonte: „Es ist gut, die Frage danach zu stellen, wie der Heilige Geist unsere lutherische Identität formen sollte. Ich denke, das Büro der LWB-Kirchengemeinschaft versteht die Bedürfnisse der Kirchen in Asien, und ich hoffe auch, dass der LWB weiterhin immer enger mit den Kirchen zusammenarbeitet bei der Klärung und Bewältigung von Fragen, die für die Region Asien relevant sind. Nicht alle weltweiten Themen sind hier in Asien aktuell.“

Bischof Ray Chen von der Lutherischen Kirche der Republik China stellte im Blick auf die Ergebnisse des Seminars fest, die eigene spezifische lutherische Identität biete reichhaltige Möglichkeiten „zur Erschließung sowohl theologischer als auch praktischer Lösungen für die offenkundigen Kontroversen, die entstehen angesichts eines oberflächlichen, ja von Aberglauben geprägten, Umgangs mit ‚Geistesgaben‘ in vielen modernen Kirchen. Dementsprechend sollten wir für die Zukunft Programme erarbeiten, die, von der Heiligen Schrift und unserem Bekenntnis getragen, praktische und seelsorgliche Hilfestellung bieten, um die Mitgliedskirchen für ihren weiteren Dienst zuzurüsten.“

Im Rahmen des Seminars hatten die Teilnehmenden die Freude und Ehre, an einem Gottesdienst in der lutherischen Wahrheitskirche, einer Gemeinde der ELKH, teilzunehmen.