Gemeinsamkeiten im Taufverständnis

28. Jul. 2015
Tagungsteilnehmende vor dem theologischen Institut. Foto: Zsuzsanna Bolla-Horvath/ELKU

Tagungsteilnehmende vor dem theologischen Institut. Foto: Zsuzsanna Bolla-Horvath/ELKU

Lutherisch/römisch-katholische Kommission tagt in Budapest

Budapest (Ungarn)/Genf, 28. Juli 2015 (LWI) – Lutherische und römisch-katholische TheologInnen haben vom 13. bis 21. Juli in Budapest (Ungarn) getagt und erneut die Frage aufgegriffen, welche Gemeinsamkeiten es in beiden Konfessionen im Taufverständnis gibt und wo die Unterschiede liegen.

Die beiden christlichen Traditionen stehen seit 50 Jahren im Dialog und haben in dieser Zeit vielfältige theologische Fragen behandelt. Bei der jüngsten Tagung der Lutherisch/römisch-katholischen Kommission für die Einheit ging es um das Thema „Taufe und wachsende Gemeinschaft“.

Die Kommission stützt sich bei ihrer Arbeit am Thema Taufe auf die Ergebnisse früherer ökumenischer Dialoge zur selben Frage und befasst sich insbesondere damit, welche Art kirchlicher Gemeinschaft aus dem gemeinsamen lutherisch/römisch-katholischen Taufverständnis erwächst.

Die Tagung in Budapest organisierten der Lutherische Weltbund (LWB) und der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen mit der gastgebenden Kirche vor Ort, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn (ELKU), die als Tagungsort das lutherische theologische Seminar zur Verfügung stellte.

Wachsende Gemeinschaft

Die Gespräche zum Thema waren 2009 aufgenommen, aber für die Erarbeitung des Studiendokuments „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ unterbrochen worden, das, rechtzeitig zum 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017, erstmals eine gemeinsame Darstellung der Reformationsgeschichte vorlegt.

„Manche fragen vielleicht, warum ein lutherisch-katholischer Dialog über die Taufe notwendig ist, wo es doch andere theologische Fragestellungen gibt, die für die Beziehung zwischen beiden Konfessionen grössere Herausforderungen bergen“, kommentierte Pfarrerin Dr. Kaisamari Hintikka, Direktorin der Abteilung des LWB für Theologie und Öffentliches Zeugnis. Mit der Frage nach der Art der Gemeinschaft, die sich aus dem gemeinsamen Taufverständnis ergebe, entspreche die Kommission einem der ökumenischen Imperative, die „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ nenne - KatholikInnen und LutheranerInnen sollen immer von der Perspektive der Einheit ausgehen. „Daher bin ich der Überzeugung, dass dieser Ausgangspunkt uns eine gute Möglichkeit bietet, in der Gemeinschaft zu wachsen, die bereits zwischen uns besteht“, fuhr Hintikka fort.

Konfessionsübergreifende Tagungen

Den Vorsitz der Dialogtagung teilten sich für die lutherische Seite Bischof em. Dr. Eero Huovinen (Helsinki, Finnland) und Bischof Dr. William Kenney (Birmingham, Grossbritannien) für die römisch-katholische Tradition. Die Tagungsteilnehmenden stützten ihre Arbeit auf kurze, von Kommissionsmitgliedern vorgelegte Themenpapiere.

Im Rahmen eines Empfangs, den die ELKU in der lutherischen Schule am Deák tér ausrichtete, hatten die Kommissionsmitglieder Gelegenheit, sich mit VertreterInnen der lutherischen, römisch-katholischen und reformierten Kirchen sowie der ungarischen Regierung auszutauschen.

Am 19. Juli besuchten die Teilnehmenden die Stadt Szentendre, wo sie an einem lutherischen Gottesdienst mit Taufe teilnahmen, dem Pfr. Olivier Horváat-Hegyi vorstand. Im Verlauf des Tages hatten sie zudem Gelegenheit, an einer Führung in der Basilika von Esztergom, der früheren Hauptstadt Ungarns, teilzunehmen, die Prof. Dr. Mihaly Kranitz (römisch-katholische Kirche in Ungarn) leitete.

Auf dem Weg zu konkreterer Einheit

In einem Interview äusserte sich Professorin Dr. Eva-Maria Faber, die für die römisch-katholische Seite der Einheitskommission angehört, zum Stand des Dialogs, der im Verlauf der vergangenen fünf Jahrzehnte eine Reihe von Meilensteinen erreicht hat.

„Schritte hin zu mehr konkreter Einheit, z.B. hin zu konkreter Eucharistiegemeinschaft, mögen fehlerhaft sein, solange wir noch nicht alle theologischen Fragen geklärt und die Differenzen aufgelöst haben“, so Faber.

„Aber das Verbleiben in der Trennung ist ebenfalls fehlerhaft und hat vielleicht gravierendere Auswirkungen“, ergänzte Faber, die an der römisch-katholischen Theologischen Hochschule Chur (Schweiz) Dogmatik und Fundamentaltheologie lehrt.

Der evangelische Theologe Prof. Dr. Theodor Dieter, Direktor des Instituts für Ökumenische Forschung in Strassburg (Frankreich), beschrieb die Dialog als „institutionalisierte Form, die eigene Kirche mit den Augen der anderen Kirche anzusehen, einander nicht aus den Augen zu verlieren – das ist eine bleibende Aufgabe“, so Dieter.

Zu ihrer nächsten Tagung tritt die Kommission vom 14. bis 21. Juli 2016 in London (Grossbritannien) zusammen, Gastgeber ist dann der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen.

 

Cornelia Kästner