Gedenken an Kardinal Cassidy: Dialog und Versöhnung

14. Apr. 2021
Kardinal Edward Cassidy bei der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre in der lutherischen Kirche St. Anna, Augsburg, Deutschland, am 31. Oktober 1999. Foto: ELCA/Edgar R. Trexler für The Lutheran

Kardinal Edward Cassidy bei der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre in der lutherischen Kirche St. Anna, Augsburg, Deutschland, am 31. Oktober 1999. Foto: ELCA/Edgar R. Trexler für The Lutheran

LWB dankbar für Leben und Wirken des Mitunterzeichners der GER

GENF, Schweiz (LWI) – Kardinal Cassidy war ein geschickter Diplomat, aber auch ein Mann des Schlichten mit ausgeprägter Authenzität, der Vertrauen aufgebaut und Versöhnung unter den gespaltenen christlichen Kirchen gefördert hat. Zusammen mit katholischen und anderen religiösen Führungspersonen bringt der Lutherische Weltbund (LWB) seine Dankbarkeit für das Leben von Kardinal Edward Idris Cassidy zum Ausdruck, der am 10. April im Alter von 96 Jahren in Australien verstorben ist.

Cassidy hatte 1924 in Sidney das Licht der Welt erblickt und war 1949 zum Priester geweiht worden. 1989 ernannte Papst Johannes Paul II ihn zum Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, eine Funktion, die der niederländische Kardinal Johannes Willebrands bis dahin lange Jahre innegehabt hatte. In dieser Funktion war er neben den Vertreterinnen und Vertretern des LWB unter Leitung von LWB-Präsident Bischof Christian Krause der führende Vertreter der Katholischen Kirche auf dem Weg hin zur Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GER).

Nach der feierlichen Zeremonie in Augsburg, Deutschland, am 31. Oktober 1999 hatte Cassidy über die großen Chancen gesprochen, die sich für Lutheranerinnen und Lutheraner und Katholikinnen und Katholiken ergeben, weil sie „enger zusammen in das neue Jahrtausend gehen“. Er hatte das Engagement der lutherischen und katholischen Führungspersonen gelobt, die sich sehr dafür eingesetzt hätten, „die Feindseligkeit und das Misstrauen“ zu überwinden, die die Beziehungen seit der Reformation geprägt hätten. Weiterhin hatte der Kardinal hervorgehoben, wie wichtig dieser historische Moment für die lutherisch/römisch-katholischen Beziehungen sei, und hatte vorhergesagt, dass er „langfristig zu sehr guten Ergebnissen führen“ würde.

Im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte sind auch die methodistische, die anglikanische und die reformierte Kirche der GER beigetreten und haben sie so zu einer wichtigen ökumenischen Plattform für ein gemeinsames Zeugnis und praktische Zusammenarbeit der großen etablierten katholischen und protestantischen Kirchen gemacht. Der Assistierende Generalsekretär für Ökumenische Beziehungen des LWB, Dirk Lange, würdigte Cassidy: „Kardinal Cassidy war ein Ökumeniker mit großen Visionen. Er hob nicht nur die Bedeutung der GER hervor, sondern unterstrich auch ihr großes Potenzial – nicht nur für die Beziehungen zwischen den lutherischen und der katholischen Kirche, sondern auch für einen wachsenden ökumenischen Konsens und zunehmende ökumenische Einheit, das hat sich auch im Rahmen der jüngsten Konsultation zur GER und der Erklärung von Notre Dame gezeigt.“

In Erinnerung an den verstorbenen Kardinal hat der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen eine Erklärung veröffentlicht, in der er voller Dankbarkeit würdigt, was der Kardinal alles beigetragen und geleistet hat, und insbesondere an seine Gabe erinnert, „Verletzungen in Beziehungen zu heilen, Versöhnung zu fördern und Vertrauen zu schaffen, was zentrale Merkmale ökumenischer Beziehungen sind“.

 

Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz, Redaktion: LWB/A. Weyermüller