Frankreich: Kirchen wollen Gleichberechtigung auf allen Ebenen

3. Mai 2018
Vor der Verabschiedung der Resolution nahm sich die UEPAL-Vollversammlung Zeit für eine eingehende Diskussion der Thematik. Foto: LWB/M. C. Rendón

Vor der Verabschiedung der Resolution nahm sich die UEPAL-Vollversammlung Zeit für eine eingehende Diskussion der Thematik. Foto: LWB/M. C. Rendón

Resolution über Gerechtigkeit für Frauen und Männer verabschiedet

Straßburg (Frankreich)/Genf (LWI) – Die Vollversammlung der Union der Protestantischen Kirchen von Elsass und Lothringen (Union des Églises Protestantes d’Alsace et de Lorraine –  UEPAL) hat eine Gender- und Jugendquote eingeführt, die sich auf entsprechende Empfehlungen des Lutherischen Weltbundes (LWB) stützt. In einer Resolution zum Thema Ausgewogenheit und Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen verpflichtete sich die UEPAL, sich soweit irgend möglich der Quotenregelung anzunähern, wonach alle Entscheidungsgremien mit mindestens 40 Prozent weiblichen und 40 Prozent männlichen Delegierten sowie mindestens 20 Prozent Jugendlichen und jungen Erwachsenen (Höchstalter 30 Jahre) besetzt werden sollen.

„Die jedem Menschen geschuldete Achtung muss zuallererst im Zusammenleben mit denen verwirklicht werden, die uns am nächsten sind – unseren Schwestern, Ehefrauen, Müttern, Töchtern oder Kolleginnen“, erklärte dazu UEPAL-Präsident Christian Albecker. „Nach dem Verständnis evangelischer Christinnen und Christen will der Schöpfer eine geeinte Menschheit, ganz so wie Gott selbst eins ist: ‚Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau‘“ (1. Mose 1,27). Weiter führte er aus: „Einheit bedeutet nicht Gleichförmigkeit, aber Unterschiede müssen keine Ungleichheit bedeuten.“

Überwindung von Stereotypen

Die Mitglieder der Vollversammlung analysierten Geschlechterstereotypen, die Frauen bestimmte Rollen innerhalb der Kirche zuweisen, und beschlossen Maßnahmen zu ihrer Überwindung sowie für eine gezielte Unterstützung von Frauen, die auf höherer Ebene Leitungsaufgaben wahrnehmen. Gleichzeitig empfiehlt die Resolution Gemeinden und allen kirchlichen Strukturen, Gewalt gegen Frauen anzuprangern, gegen sexuelle Belästigung entschieden Position zu beziehen und die Kriterien für eine Gleichstellung von Frauen und Männern auch anzuwenden auf die Vergabe von UEPAL-Stipendien und -Fördermitteln für Missionsprojekte.

Die dem höchsten Entscheidungsgremium der UEPAL vorgelegte Empfehlung stützte sich auf die im LWB gültigen Gender- und Jugendquoten, die seit 1984 bzw. 1990 gelten. Das „Grundsatzpapier: Gendergerechtigkeit im LWB“ war den Delegierten zuvor als Hintergrundmaterial vorgelegt worden. Maria Cristina Rendón, Programmassistentin im LWB-Referat für Frauen in Kirche und Gesellschaft, führte im Rahmen der Tagung in die Thematik ein und zeigte auf, wie verschiedene Mitgliedskirchen weltweit die Inhalte des Grundsatzpapiers in die Praxis umsetzen. In Gruppengesprächen tauschten sich die UEPAL-Delegierten über Probleme bei der Verwirklichung einer ausgewogenen Partizipation und Ansätze zu ihrer Überwindung aus.

Tiefgreifender Wandel des Denkens erforderlich

Albecker machte deutlich: „So wie in Jesus Christus das Bild von Gott einen tiefgreifenden Wandel erfahren hat, so muss auch die Beziehung von Mann und Frau aus dem archaischen Schema der männlichen Dominanz, das wir aus unvordenklichen Zeiten ererbt haben, und aus stereotypen männlichen Denkweisen gelöst werden, die von Konkurrenz und vielfach auch Gewalt geprägt sind.“

Er fuhr fort: „Wenn wir uns heute mit diesem Thema auseinandersetzen, was nur der erste Schritt in einem längeren Prozess sein kann, tun wir dies auf der Grundlage von Vorüberlegungen und Vorschlägen, die aufgrund unserer Mitgliedschaft in der lutherischen Kirchengemeinschaft bereits die unseren sind.“

Der LWB begrüßte den Beschluss der UEPAL. „Die Kirchen haben den Mut bewiesen, im Rahmen eines höchst partizipatorischen Prozesses ihre eigenen Strukturen und Gegebenheiten im Licht der Gendergerechtigkeit zu überprüfen, und haben die Instrumente konzipiert, die ihre Verwirklichung sowie entsprechende Rechenschaftsprozesse gewährleisten“, erklärte Rendón. „Es ist ermutigend zu sehen, wie die UEPAL die Prinzipien des Grundsatzpapiers des LWB zur Gendergerechtigkeit in ihrer eigenen Entscheidungsfindung und im verabschiedeten Dokument fruchtbar gemacht hat.“