Flüchtlinge: Jede Hilfe zählt

22. Jun. 2020
Eine Gruppe von binnenvertriebenen Oromo in Burka Dare (Äthiopien). Foto: LWB/Albin Hillert

Eine Gruppe von binnenvertriebenen Oromo in Burka Dare (Äthiopien). Foto: LWB/Albin Hillert

Einsatz für den Schutz von Flüchtlingen und Vertriebenen

GENF (LWI) – Kirchen und Glaubensgemeinschaften müssen Flüchtlinge aktiv unterstützen. Jede Hilfe zählt. Diesen Appell haben lutherische Kirchenleitende weltweit anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20 Juni veröffentlicht. „In Solidarität mit Flüchtlingen und Migrierenden folgen wir dem Aufruf unseres Herrn, Flüchtlinge willkommen zu heißen und ihnen zu dienen“, sagt die Leitende Bischöfin Elizabeth Eaton von der Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika, die beim Lutherischen Weltbund (LWB) auch Vizepräsidentin für die Region Nordamerika ist.

„Es beeindruckt mich immer wieder, wie arme Länder in Afrika Millionen von Flüchtlingen aufnehmen“, fügt Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, hinzu. „Wenn ich sehe, wie die reichen Länder in Europa sich schwertun, ein paar tausend Flüchtlinge aufzunehmen, schäme ich mich für meinen Kontinent.“

Gefährdete Bevölkerungsgruppen nicht zurücklassen

Jedes Jahr am 20. Juni erinnert der Weltflüchtlingstag an die Situation von Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben werden. Dazu gehören Flüchtlinge, die eine Landesgrenze auf der Flucht vor Kriegen und Katastrophen überquert haben, sowie Binnenvertriebene, Asylsuchende, Staatenlose und Heimkehrende.

„In den Medien wird kaum darüber berichtet, dass es fast 80 Millionen Flüchtlinge und Binnenvertriebene gibt“, so Maria Immonen, Direktorin des LWB-Weltdienstes. Das ist die höchste bisher erfasste Zahl, die sich im Vergleich zu den 41 Millionen im Jahre 2010 somit fast verdoppelt hat.

„Diese Flüchtlingskrise erreicht weltweit immer größere Dimensionen und wird beständig schlimmer. Wir dürfen als globale Familie diese gefährdeten, traumatisierten und schutzbedürftigen Bevölkerungsgruppen nicht ihrem Schicksal überlassen. Mit Hinblick auf die Ausbreitung von COVID-19 sind diese Menschen nicht nur selbst schwer betroffen, sondern müssen auch global bei allen nationalen Kriseninterventionen mitberücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass wir die weitere Ausbreitung der Pandemie eindämmen können.“

Seit der Gründung des LWB 1947 im Zuge der europäischen Flüchtlingskrise nach dem Zweiten Weltkrieg gehört die Arbeit für Flüchtlinge und Vertriebene zu seinen wichtigsten Aufgaben. Heute hilft der LWB-Weltdienst mit seinem Not- und Entwicklungshilfeprogramm 2,25 Millionen Menschen im 25 Ländern.

Religiöse Gemeinschaften spielen eine „wichtige Rolle“

Der LWB-Weltdienst unterstützt Flüchtlinge aus Venezuela, Myanmar, Syrien und Südsudan sowie Binnenvertriebene aus den Irak und Kolumbien. Der LWB ist der größte aus dem Glauben handelnde operationelle Partner des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) und leistet humanitäre Hilfe für Menschen, die in den Flüchtlingslagern Kakuma und Dadaab in Norduganda, Zaatari und Cox Bazaar sowie in anderen Camps leben.

„Religiöse Leitungspersonen, aus dem Glauben handelnde Organisationen und Glaubensgemeinschaften können wichtige Aufgaben bei der Integration von Flüchtlingen in Aufnahmegemeinschaften leisten, Konflikte entschärfen und denjenigen helfen, die alles verloren haben“, sagt Pfr. Dr. Sivin Kit, LWB-Programmreferent für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen.

„Während der aktuellen COVID-19-Pandemie ist die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf glaubensgestützte Organisationen wie den LWB zugegangen, um wichtige Informationen zur Verfügung zu stellen und Anleitungen weiterzugeben, die von Glaubensgemeinschaften eher an die Menschen zu vermitteln sind, als wenn sie aus anderen Quellen kämen. Die Mitgliedskirchen innerhalb der Gemeinschaft leisten in Notlagen weiterhin seelsorgerischen und spirituellen Beistand und setzen sich für die Anliegen schutzbedürftiger Bevölkerungsgruppen ein.“