„Epochaler Wendepunkt“ vom Konflikt zur Gemeinschaft

19. Dez. 2014
Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke, LWB-Generalsekretär Pfarrer Martin Junge, Kurt Kardinal Koch und Bischof Dr. Gerhard Feige bei der Übergabe der Ergebnisse des Internetprojektes „2017 gemeinsam unterwegs“ am 18.12.2014 in der lutherischen Christuskirche in Rom. Foto: LWB-DNK/F. Hübner

Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke, LWB-Generalsekretär Pfarrer Martin Junge, Kurt Kardinal Koch und Bischof Dr. Gerhard Feige bei der Übergabe der Ergebnisse des Internetprojektes „2017 gemeinsam unterwegs“ am 18.12.2014 in der lutherischen Christuskirche in Rom. Foto: LWB-DNK/F. Hübner

Vatikan und LWB kündigen gemeinsames liturgisches Material zu 2017 an

(LWI) –  An einem Wendepunkt sieht LWB-Generalsekretär Martin Junge die Beziehungen von lutherischer und römisch-katholischer Kirche. In einer Podiumsveranstaltung am Donnerstag, dem 18. Dezember 2014, in der Christuskirche in Rom betonte Junge, dass sich das Verhältnis der beiden Kirchen im Wandel „vom Konflikt zur Gemeinschaft“ befände. Gerade in einer Welt, „in der Religion und Glaube immer wieder auch als Unruhestifter porträtiert und wahrgenommen werden“, sei es ein phänomenales Zeugnis, dass sich die lutherische und die römisch-katholische Kirche weiter „hin zu einer tiefen Gemeinschaft [bewegen], die uns frei macht zum Dienst an Gott und an der Welt“. Junge nahm an dem Podium mit dem Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kurt Kardinal Koch, dem Catholica-Beauftragten der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, Landesbischof Karl-Hinrich Manzke, und dem Vorsitzenden der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gerhard Feige, teil.

In diesem Rahmen kündigten LWB-Generalsekretär Junge und Kardinal Koch auch eine gemeinsame liturgische Handreichung für das Reformationsgedenken an. Die Veröffentlichung ist für 2015 geplant. Das lutherisch/römisch-katholische Material soll Kirchen in aller Welt auf dem Weg ins Jahr 2017 die Möglichkeit eröffnen, ökumenisch einen Blick auf die 500 Jahre der Reformation zu werfen. Die Handreichung wird an das 2013 veröffentlichte Dialogdokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ anschließen und es auf liturgische Vollzüge übertragen. Mit einem Dreischritt von Buße über die gegenseitigen Verletzungen, Freude über die Einsichten und Dimensionen der Reformation und schließlich Hoffnung auf die Einheit, lehnt es sich auch an die Struktur des Dialogdokumentes an.

Auf dem Podium wurde auch die Frage diskutiert, was man 2017 denn überhaupt feiern wolle. „Keine Kirchenspaltung, auch nicht den 500. Geburtstag einer Kirche und auch kein Heldengedenken“, dies sei klar, so Bischof Feige, „was aber dann? Christus in den Mittelpunkt der Feierlichkeiten 2017 zu stellen und auf diese Weise ein Christusfest zu feiern, würde eine verbindende Brücke für beide Partner bauen. Dies sei seiner Erfahrung nach schon bei der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 in Trier erfolgreich gewesen. Gelichzeitig müsse der Begriff aber noch stärker mit konkreten Inhalten gefüllt werden.

Einigkeit herrschte auf dem Podium auch über die Frage eines gemeinsamen Bußaktes zwischen Lutheranern und Katholiken. „Ich würde es sehr schön finden, wenn zwischen Katholiken und Lutheranern ein solches Zeichen passieren könnte“, sagte Kardinal Koch. Dabei gehe es nicht um einseitige Verfehlungen oder Aufforderungen zur Buße. „Die katholische Seite redet den Lutheranern nicht ein, dass sie ein Schuldbekenntnis abgeben sollen“, unterstrich Bischof Feige. Beide Seiten hätten Schuld auf sich geladen, so Koch und Feige übereinstimmend.

LWB-Generalsekretär Junge bestätigte den Nutzen der Buße mit Verweis auf die Erfahrungen des LWB im Gespräch mit der mennonitischen Weltgemeinschaft: „Wir sind einfach nicht weitergekommen, weil Erinnerungen im Raum standen, die zu lebendig waren.“ Der Bußakt während der LWB-Vollversammlung 2010 in Stuttgart habe diese Hindernisse aus dem Weg geräumt. Auch von dem deutschen Catholica-Beauftragten Manzke fand die Idee Unterstützung. Er rief bei aller Notwendigkeit der Buße aber auch dazu auf, die positiven Erfahrungen und Gemeinsamkeiten nicht zu vergessen, nämlich „dass unsere Kirchen einen gemeinsamen Auftrag haben: Ein klares Zeugnis in Wort und Tat zu geben.“

Die Podiumsveranstaltung fand im Rahmen des Abschlusses des deutschen Internetprojektes „2017 gemeinsam unterwegs“ statt. In dem Projekt hatten das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) und das Johann-Adam-Möhler-Institut in ökumenischer Trägerschaft das Dialogdokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ im Internet zur Diskussion gestellt. Vor dem Podiumsgespräch erfolgte die Übergabe der Ergebnisse des Projektes durch Bischof Manzke und Bischof Feige. Kardinal Koch und Generalsekretär Junge nahmen die Ergebnisse für die Weltbünde entgegen.