Eine Wirtschaft, die zum Frieden beiträgt

18. Sep. 2014
Schlusszeremonie des Sant‘Egidio-Friedenstreffens „Menschen und Religionen“ 2014 in Antwerpen (Belgien). Foto: Sant‘Egidio

Schlusszeremonie des Sant‘Egidio-Friedenstreffens „Menschen und Religionen“ 2014 in Antwerpen (Belgien). Foto: Sant‘Egidio

Junge spricht bei von Sant’Egidio organisiertem Friedenstreffen

(LWI) – Eine in ihrer Struktur ungerechte Wirtschaft nährt zunehmende Zwietracht weltweit, so lautete die zentrale Aussage von Pfr. Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), anlässlich eines internationalen Treffens von ReligionsführerInnen.

Im Rahmen von zwei Podiumsdiskussionen forderte Junge die Kirchenleitenden auf, ihre ökumenischen Bemühungen als Antwort auf Gottes Berufung zu Gerechtigkeit und Frieden zu verstehen. Das 28. von der Gemeinschaft Sant’Egidio organisierte Friedenstreffen „Menschen und Religionen“ fand vom 7. bis 9. September 2014 in Antwerpen (Belgien) stattfand.

Kein Friede ohne Wirtschaftsgerechtigkeit

Das Treffen stand unter dem Motto: „Friede ist die Zukunft - Religionen und Kulturen im Dialog 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg“. Die Teilnehmenden setzten sich mit der Sinnlosigkeit des Krieges auseinander und verpflichteten sich auf das Streben nach dauerhaftem Frieden.

Im Rahmen des Forums „Wirtschaft im Dienst am Frieden“ stellte der chilenische Theologe Junge fest, dass Einzelne, Gruppen und Regionen ausgeschlossen seien vom fairen Zugang zu den Ressourcen und dem Wohlstand der Welt.

„Die Unterschiede werden grösser, selbst in Gesellschaften, wo der sozioökonomische Zusammenhalt traditionell stark war. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich weiter, der Wohlstand ist immer ungerechter verteilt“, betonte der LWB-Generalsekretär.

„Ist in den Köpfen und Herzen kein Raum für ein anderes, nämlich inklusives, respektvolles, nachhaltiges und solidarisches individuelles und kollektives Lebensprojekt, dann ist natürlich auch kein Raum für den nötigen Wandel“, folgerte Junge. „Ohne Veränderung wird die Wirtschaft aber zunehmend zur Quelle von Konflikten anstatt zum Beitrag für den Frieden.“

Kirchen „an Zersplitterung gewöhnt“?

Auf einem weiteren Podium zum Thema „Die Einheit der Christen und der Friede“ warf der LWB-Generalsekretär die Frage auf, ob sich die Kirchen zu sehr an ihre Zersplitterung gewöhnt haben.

Unter Verweis auf die Versöhnung des LWB mit den MennonitInnen stellte er fest, das Streben nach Einheit unter den Kirchen sei Teil ihrer Berufung durch Gott zu einer weiter greifenden Mission „der Zuwendung, Versöhnung, Gerechtigkeit und des Friedens für die ganze Welt“.

Die eucharistische Gastfreundschaft biete der ökumenischen Bewegung eine Möglichkeit, Gottes Inklusion vorzuleben. „Wie lange können wir es uns leisten, in einer von so vielfältiger Zersplitterung geprägten Welt auch nur eine weitere hinzuzufügen, umso mehr, da es sich um jenen Tisch handelt, der keinem und keiner von uns gehört, sondern an den wir alle eingeladen sind?“

An dem Treffen nahmen eine Reihe europäischer Führungspersönlichkeiten sowie VerantwortungsträgerInnen aus Kultur und Religion weltweit teil, darunter der Präsident des Europäischen Rates, der Gründer der Gemeinschaft Sant’Egidio, Prof. Andrea Riccardi, der syrisch-orthodoxe Patriarch Ignatios Ephrem II., der chaldäisch-katholische Patriarch von Babylonien, Louis Raphaël I. Sako, sowie der Grossmufti von Ägypten, Schawki Ibrahim Abdel-Karim Allam. Zum Abschluss versammelten sich die unterschiedlichen Glaubensrichtungen zu je eigenen Andachten, die in eine interreligiöse Prozession und einen gemeinsam verkündeten Friedensappell mündeten.