Eine Liturgie für das Zeugnis dessen, „was uns verbindet“

16. Sep. 2019
Foto: LWB/Albin Hillert

Foto: LWB/Albin Hillert

Jubiläum: 20 Jahre Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre

Vatikan/Genf (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) und der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen laden lutherische und katholische Kirchen dazu ein, eine gemeinsam erarbeitete Liturgie und weitere Materialien zu verwenden, um das 20-jährige Jubiläum der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GER) zu feiern. Dieses Dokument war von Vertretern des LWB und der katholischen Kirche am Reformationstag, dem 31. Oktober 1999, unterzeichnet worden.

In einem gemeinsamen Anschreiben zu den verschiedenen Materialien unterstreichen der LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge und Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, dass „Es verbindet uns weitaus mehr, als uns trennt“. Das Schreiben ist an die Bischöfinnen und Bischöfe, Präsidentinnen und Präsidenten und leitenden Verantwortlichen der LWB-Mitgliedskirchen sowie die katholischen Bischofskonferenzen weltweit gerichtet.

Lutheraner und Katholiken unterzeichneten die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre in Augsburg (Deutschland) und bekräftigten damit ihr ihr Einvernehmen über einen differenzierten Konsens in Bezug auf die Frage der Rechtfertigung – eine Frage, die die Kirche im Westen bis dahin tief gespalten hatte. Dieser differenzierte Konsens war die Grundlage dafür, dass beide Glaubensgemeinschaften erklären konnten, dass die in der Vergangenheit zum Ausdruck gebrachten Verurteilungen nicht mehr anwendbar seien.

Junge und Koch ermutigen die lutherischen und katholischen Kirchenleitenden in ihrem Schreiben dazu, die verschiedenen, anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre erstellten Materialien am 31. Oktober selbst oder einem anderen Tag rund um den Reformationstag auf unterschiedlichen Ebenen zu nutzen – sei es auf lokaler Ebene, auf der Ebene der Synode, Diözese oder auf nationaler Ebene. Zudem ermutigen sie die Kirchenleitenden, dabei auch Kirchen der methodistischen, anglikanischen und reformierten Glaubenstraditionen einzubeziehen, die die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre ebenfalls bekräftigt und deren Reichweite und Gültigkeit somit auf fünf Partner ausgeweitet haben.

Die Liturgie steht in deutscher, englischer, französischer und spanischer Sprache zur Verfügung und war erstmals in einem ökumenischen Gebetsgottesdienst am 16. Juni, dem diesjährigen Sonntag Trinitatis, in der Kathedrale St. Pierre in Genf zum Einsatz gekommen. An dem Gottesdienst, der zeitlich mit der LWB-Ratstagung 2019 zusammengefallen war, hatten Vertreterinnen und Vertreter der katholischen Kirche sowie der anglikanischen, lutherischen, methodistischen und reformierten Weltgemeinschaften mitgewirkt.

„Die Unterzeichner der GER hätten sich kaum vorstellen können, welch große Wirkung dieses Dokument in den folgenden Jahren entfalten sollte“, schreiben der LWB-Generalsekretär und der Präsident des Einheitsrates. Weiter beschreiben sie das ökumenische Übereinkommen als den „theologischen Grundpfeiler“, der es der katholischen Kirche und dem LWB ermöglichte, 2013 das Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ zu erarbeiten und am Reformationstag 2016 in Lund und Malmö (Schweden) gemeinsam das 500. Reformationsjubiläum zu begehen.

Junge und Koch erklären, der gemeinsame dringende Wunsch, „die Botschaft von Gottes befreiender Gnade und Hoffnung für die Welt zu verkünden“, habe die fünf Unterzeichnenden der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre dazu veranlasst, im März 2019 eine Konsultation an der Notre Dame-Universität (USA) zu veranstalten. Sie führte zu einer gemeinsamen Selbstverpflichtung, das gemeinsame Zeugnis in Gottesdienst und im Dienst in der Welt sowie auf ihrem gemeinsamen Weg hin zu sichtbarer Einheit der Kirche sichtbarer machen zu wollen.

„Wir [sind] eingeladen, Zeugnis zu geben für das Wirken Gottes in dieser Welt, der in Christus kam, um die Erlösung zu bringen, als Geschenk der Gnade für die Menschen. Wir können uns keinen besseren Zeitpunkt vorstellen, diese Botschaft mutig und gemeinsam zu verbreiten“, erklären die beiden Kirchenleitenden in ihrem Schreiben.

Die bisher auf Englisch erschienene Jubiläumsausgabe der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre umfasst:

  • die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre mit der offiziellen Feststellung (Annex) (1999)
  • die Erklärung des Weltrats Methodistischer Kirchen über den Beitritt zur Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (2006)
  • Resolution 16.17 des Anglikanischen Konsultativrats: Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre (2016)
  • die Beitrittserklärung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen zur Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (2017)
  • die Erklärung der Notre-Dame-Konferenz (2019).

 

 

Gottesdienst zum 20-jährigen Jubiläum der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre

20-jährigen Jubiläumsgabe der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (in englischer Sprache)

LWB zur Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre  (in englischer Sprache)