Doppeltes Fest für Kirche in Eritrea

13. Jun. 2016
Pfarrer Habtom Tewolde, der Vizepräsident der Evangelisch-Lutherischen Kirche Eritreas, und Generalsekretär Temesghen Berhane kamen nach Genf zu Gesprächen über die Reformationsfeiern. Foto: LWB/S. Gallay

Pfarrer Habtom Tewolde, der Vizepräsident der Evangelisch-Lutherischen Kirche Eritreas, und Generalsekretär Temesghen Berhane kamen nach Genf zu Gesprächen über die Reformationsfeiern. Foto: LWB/S. Gallay

150-Jahr-Feier gekoppelt mit Reformationsfeierlichkeiten

GENF, 3. Juni 2016 (LWI) – Die LutheranerInnen in Eritrea bereiten sich nicht nur auf den 500. Jahrestag der Reformation vor, sondern werden dieses Jahr auch die Tatsache feiern, dass es seit 150 Jahren in ihrem Land eine lutherische Kirche gibt.

„Unser Jubiläum ist ein historisches Ereignis, das wir festlich begehen wollen”, sagte Temesghen Berhane, der Generalsekretär der Evangelisch-Lutherischen Kirche Eritreas. „Da wir eine gemeinsame Geschichte  mit anderen haben, haben wir vor, mit Brüdern und Schwestern aus anderen Teilen der Welt zu feiern.“

Die Kirche wird ihre 150-Jahr-Feier mit den Reformationsfeierlichkeiten verbinden.

„Der Augenblick ist gekommen, innezuhalten und zurückzuschauen, um zu sehen, wie weit wir gekommen sind und was wir in unserer Missionsarbeit erreicht haben, aber auch vorwärts zu schauen und in unserer Mission effizienter zu werden“, sagte Berhane im Büro der LWB-Kirchengemeinschaft, das er zusammen mit Vizepräsident Pfarrer Habtom Tewolde besuchte.

Im Rahmen der Doppelfeier wird es Gottesdienste geben, ein Symposium, Seminare sowie Darbietungen und Ausstellungen zur Reise der Kirche durch die Zeit.

Es sei angebracht, das Kirchenjubiläum zu feiern, da der Einfluss der Kirche auf die eritreische Gesellschaft groß gewesen sei. Abgesehen davon, dass sie vielen das Evangelium gebracht habe, habe die Kirche auch das Gesundheits- und Bildungswesen modernisiert und die Infrastruktur weiterentwickelt. Sie habe Dämme für Bewässerung und Wasservorräte gebaut sowie Schulen, Kindergärten und Kliniken eröffnet. Sie betreibe die einzigen beiden Gehörlosenschulen des Landes.

„Der LWB tut viel im gesellschaftlichen Leben. Die Anerkennung ist da, es hat den Menschen in Eritrea gut getan und die Kirche ist stolz darauf, zur lutherischen Familie zu gehören“, fügte Berhane hinzu.

Nur ein einziger Theologie-Dozent

Mit Blick auf die Zukunft gibt es heute jedoch eine erhebliche Herausforderung. Die Kirche leidet unter einem starken Mangel an Seelsorgern, da es nur einen einzigen lutherischen Theologie-Dozenten gibt – und einen anderen, der bereits im Ruhestand ist – sowie weniger als 50 Pfarrer.

Berhane sagte, das Fehlen von Lehrbeauftragten für Theologie sei zurzeit das größte Problem seiner Kirche; es sei dringend erforderlich, ihre Kapazität für theologische Schulungen zu erhöhen.

„Wir haben vor, an der Personalausstattung zu arbeiten und mehr Pfarrer zu bekommen. Wir müssen ihre Anzahl mindestens verdoppeln. Momentan haben wir nur 46 Pfarrer, neben Evangelisten, Diakonen und LaienpredigerInnen.”

Die fehlende Möglichkeit  einer weiterführenden Schulbildung verursache eine „große Lücke“ in der Arbeit der Kirche. „Der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern zeigt sich in jedem Aspekt unserer Arbeit.”

Ohne ausgebildete Pfarrer könne die Kirche das Evangelium nicht verkünden. „Pfarrer müssen Mission betreiben und sich um die Bedürfnisse der Menschen kümmern, aber wer kann das tun, wenn es in der Kirche nur zwei Theologen gibt? Daher hat unsere Kirche ein Problem”, sagte Berhane.

„Alle wichtigen Errungenschaften der Kirche stehen in Zusammenhang mit der Missionsarbeit“, fügte er hinzu und unterstrich wieder den Bedarf an Dozenten für Seelsorger. „Die Kirche arbeitet nach dem Prinzip des ganzheitlichen geistlichen Wirkens – die frohe Botschaft des Evangeliums zu verkünden und sich gleichzeitig gut um die Bedürfnisse der Menschen zu kümmern.“

„Wir spüren, dass wir nicht alleine dastehen”

„Als kleine Kirche mit nicht mehr als 20 000 Mitgliedern findet die Kirche Trost in der Tatsache, dass sie Teil der weltweiten lutherischen Familie ist“, sagte Berhane. „Dieses Gefühl selbst ist wichtig. Wir gehören zu einer großen Familie und spüren, dass wir nicht alleine sind. Es gibt Kirchen, die uns begleiten und uns bei Bedarf unterstützen können, daher sind wir zuversichtlich.“

Im Leben der Kirchengemeinschaft  spielt die eritreische Kirche ihre Rolle, indem sie für die lutherische Familie betet und ihre Erfahrung dazu teilt, wie man in einer schwierigen Umgebung arbeitet und mit spärlichen Ressourcen lebt.

Was Berhane an der eritreischen Kirche besonders beeindruckt, ist deren unermüdliche Unterstützung durch die Frauen.

„Unsere Frauen sind sehr engagiert, sie widmen dem Gebet viel von ihrer Zeit. Sie beten für die Kirche, für andere und kümmern sich auf unterschiedliche Weise um das geistliche Wirken. Sie tragen viel zu etlichen Aspekten des Lebens unserer Kirche bei. Ihr geistliches Engagement inspiriert uns alle.”

An vielen Orten hielten die Frauen Gebets- und Fastenprogramme ab und verbrächten ganze Tage mit Fasten und Gebet. „Das hilft uns zu überleben und als Männer und Frauen in unserer Missionsarbeit fest zusammenzuhalten.“