Die Dürreintervention des LWB und der namibischen lutherischen Kirchen machte einen grossen Unterschied

23. Jul. 2014
Harmut Diehl spricht bei einem Treffen mit den MitarbeiterInnen des LWB im Büro der Kirchengemeinschaft in Genf. Foto: LWB/P. Mumia

Harmut Diehl spricht bei einem Treffen mit den MitarbeiterInnen des LWB im Büro der Kirchengemeinschaft in Genf. Foto: LWB/P. Mumia

Programmkoordinator Diehl spricht von Möglichkeiten zu Lernen

(LWI) – Mit grosser Dankbarkeit blicke er auf die grosszügige Solidarität der globalen lutherischen Gemeinschaft mit den tausenden NamibianerInnen zurück, die sich immer noch langsam von der katastrophalen Dürreperiode zwischen 2012 und 2013 erholen, sagt Harmut Diehl. Als Freiwilliger hatte Diehl September 2013 bis Mai 2014 die gemeinsame Dürreintervention des LWB und der drei namibischen lutherischen Kirchen koordiniert. Jetzt berichtete er vor MitarbeiterInnen des Lutherischen Weltbunds (LWB) in Genf über die Auswirkungen seiner Arbeit.

Rund 800.000 Menschen waren in Namibia von der Dürrekatastrophe betroffen. Für die Menschen bedeutete dies Hunger, Durst und Wassermangel sowie ein verschwinden der Weideflächen für das Vieh. Die Ernte fiel im Vergleich mit 2012 um 42 Prozent geringer aus, 4.000 Tiere aus dem Viehbestand waren verendet.

Die betroffenen Familien wurden in dieser Zeit durch Nothilfe in Form von Barauszahlungen (Cash Transfer Program, CTP) unterstützt. Während der kritischsten neun Monate erhielt jedes Familienmitglied 100 Namibische Dollar (10 US-Dollar). Dank dieser Unterstützung waren etwa 4.500 betroffene Menschen in vier Gemeinden in der Lage, neben anderen Grundbedürfnissen Nahrung, Medizin oder Ziegen für ihren Viehbestand zu kaufen, Schulgebühren zu bezahlen und Schuluniformen für ihre Kinder zu erwerben. Mehrere Familien, die Unterstützung erhalten hatten, hätten ihre Wertschätzung für das CTP geäussert, sagte Diehl.

Das Programm zur Dürrehilfe wurde gemeinsam von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Namibia (ELKRN), der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia (ELKIN) und der deutschsprachigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia unter dem Vereinten Kirchenrat der Namibischen Evangelisch-Lutherischen Kirchen (UCC/NELC) koordiniert. Ein Spendenaufruf war durch das ACT-Bündnis erfolgt. Die LWB-Abteilung für Weltdienst (AWD) stellte durch ihre regionalen Zentren in Ost- und Südafrika technische Unterstützung zur Verfügung. Die Barauszahlungen fanden über eine Chipkarte durch eine Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Nampost statt, der auch 50 Prozent der Verwaltungskosten übernahm.

Drei Mahlzeiten am Tag

Diehl erzählte die Geschichte einer Frau, die er auf einem Kontrollbesuch in Amperbo, 300 km nördlich der Hauptstadt Windhuk, früher in diesem Jahr getroffen hatte. Sie habe ihm erklärt, wie die die 100 Namibischen Dollar ihr geholfen hatten „Schulden zu begleichen, Nahrung für die Familie zu kaufen, Spendenbeiträge in der Kirche zu tätigen und es dabei sogar schaffte, genug zu sparen, um eine Ziege zur Aufstockung ihres Viehbestands zu kaufen“.

Diehl erzählte auch von einer 84jährige Rentnerin in Windhuk, die sich um ihre vier verwaisten Enkelkinder kümmert. Die zusätzlichen 200 Namibischen Dollar, die zwei der Kinder dank des Barauszahlungsprogramms erhielten, hätten ihr dabei geholfen, „die Kinder mit drei Mahlzeiten am Tag zu versorgen“.

Aus Erfahrung gelernt

Aus dem Barauszahlungsprogramm hätten sie auch wertvolle Erfahrungen für die Nothilfe gewonnen, erklärte der Koordinator. So war einer der Gründe für die hohe Akzeptanz des Programms dessen Kriterium, die Schwächsten und am schlimmsten Betroffenen in einer Gemeinde zu versorgen, unabhängig von ihrer Glaubenszugehörigkeit. „Es war wichtig, dass jeder für das Programm in Frage kam, unabhängig von einer Kirchenmitgliedschaft“, sagte Diehl.

Zuvor waren auch Bedenken darüber aufgekommen, dass in einer traditionellen Gesellschaft, die den Mann als Familienoberhaupt ansieht, das Bargeld an Frauen ausgezahlt wurde. „Während des Umsetzungszeitraums zeigte sich eine hohe Akzeptanz der Frauen in der Rolle derjenigen, die sich um die Bedürfnisse der Familie kümmern“, sagte Diehl.

In einem politischen Umfeld, das Bargeldauszahlungen mit dem Argument ablehnt, dass es Faulheit und Alkoholkonsum fördere, erhielt das Bargeldprogramm keine Unterstützung der Regierung, die an von der Dürre Betroffene Nahrungsmittel verteilte. „Aber bei unseren Kontrollen sind wir auf keinen Fall von Alkoholmissbrauch gestossen“ stellte Diehl fest. „Tatsächlich haben viele der Dorfvorstände das Programm stark unterstützt“, stellte er fest.

Netzwerke für die Zukunft

Die Kirchen schätzten die Unterstützung der namibischen Post (Nampost) und die Zusammenarbeit mit dem namibischen Roten Kreuz, der katholischen Kircheneinrichtung CARITAS und dem Büro der Vereinten Nationen zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UNOCHA), sagte Diehl. „Wir müssen diese Beziehungen pflegen, um voneinander zu lernen und Erfahrungen und Probleme bei der Vorsorge für zukünftige Notfälle wie Dürreperioden und Überschwemmungen auszutauschen“ sagte Diehl. „Denn diese werden wieder passieren.“

Dies war das erste Mal, dass die drei lutherischen Kirchen gemeinsam an einem Projekt gearbeitet haben, das allen Gemeinden nutzte, sagte Diehl. „Es half, den Stellenwert der Einheit im UCC zu bestärken. Das ist besonders wichtig, wenn die Gemeinden jetzt mit den Vorbereitungen für die LWB-Vollversammlung in Windhuk 2017 beginnen“, sagte er. Die Kirchen beschlossen ausserdem, das Leitungskomitee des Barauszahlungsprograms beizubehalten, um damit Mitglied des ACT-Bündnisses zu werden.

AWD-Direktor Pfr. Eberhard Hitzler sprach Diehl und den namibischen lutherischen Kirchen seinen Dank aus für ihre entscheidende Rollte in der Dürrehilfe. Dies sei eine gute Erfahrung, um die diakonische Arbeit des LWB in den Kirchen vor Ort zu verankern, so Hitzler weiter.