Diakonisches Potenzial für den Wandel

23. Sep. 2014
Zweite virtuelle Diakonie-Konferenz des LWB. Foto: LWB/H. Martinussen

Zweite virtuelle Diakonie-Konferenz des LWB. Foto: LWB/H. Martinussen

LWB veranstaltet zweite virtuelle Diakonie-Konferenz

(LWI) – Wie können ChristInnen die Armen befreien und gesellschaftliche Machtstrukturen hinterfragen? Welche Perspektiven bieten sich für die Kirche nach dem Ende von Konflikten? Mit Referaten wie diesen diskutierten die ReferentInnen bei der zweiten virtuellen Diakonie-Konferenz des Lutherischen Weltbundes (LWB) am 18. September, wie Diakonie zum Wandel in Kirche und Gesellschaft beitragen kann.

Über 260 Mitarbeitende in Gemeinden, PfarrerInnen und Diakoniekräfte aus 60 Ländern nahmen an der von der Abteilung des LWB für Mission und Entwicklung (AME) organisierten Konferenz mit dem Thema „Berufen, sich verwandeln zu lassen und Wandel zu wirken“ teil. Die Konferenz bestand aus Workshops und Referaten, eingespielten Videokommentaren  und es wurden Fragen von Teilnehmenden live beantwortet.

Die Kirche sollte als Gemeinschaft erkannt werden, in der die Menschen sich nicht nur um sich selbst kümmern, sondern um alle, so der Hauptreferent, Bischof Niels Arendt (Dänemark), der über das diakonische Handeln lutherischer Kirchen sprach.

Zur Frage, wie Diakonie Wandel wirken kann in Gesellschaften, die am Ende eines Konflikts stehen, stellte der liberianische Bischof Dr. Jensensen Seyenkulo das Programm für Traumaheilung und Versöhnung seiner Kirche vor, das dazu beitrage, Vertrauen in der Gesellschaft wieder aufzubauen, Hoffnung und Werte zu erneuern, zum Dialog zu ermutigen und Menschen dazu zu befähigen, Initiativen zu ergreifen und ihre eigenen Rechte wie auch die Rechte ihrer Mitmenschen zu verstehen.

Das Programm der Lutherischen Kirche in Liberia (LKL) habe im Rahmen mehrerer Workshops mit der örtlichen Bevölkerung, Sicherheitsbehörden und anderer AkteurInnen den vom Krieg traumatisierten Opfern wie TäterInnen die Kraft vermittelt, „ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen, anstatt sich selbst als Opfer wahrzunehmen, sich deshalb auch selbst wertzuschätzen und Führungsverantwortung zu übernehmen“, berichtete Seyenkulo.

Erlina Pardede erläuterte, warum die HIV-und-AIDS-Epidemie in Nordsumatra (Indonesien) zunimmt, und stellte fest, Stigmatisierung und Diskriminierung seien allgegenwärtig. „In vielen Haushalten sind Menschen mit dem Virus infiziert. Oft werden sie von den Menschen in ihrer Nachbarschaft gemieden und diskriminiert, in manchen Fällen werden sie mit Steinen beworfen oder es kommt zu Brandanschlägen.“ Allerdings könnten die Kirchen mithilfe eines „Train the Trainer“-Programms des LWB-Nationalkomitees in Indonesien Präventionsarbeit leisten.

Der bolivianische lutherische Kirchenleiter Pfr. Emilio Aslla Flores referierte über die Rechte indigener Völker und erklärte, die drei Menschenrechte Gerechtigkeit, Gesundheit und Bildung seien diejenigen, die in seinem Land am häufigsten verletzt würden.

Martin Kopp (Frankreich) berichtete von der interreligiösen Kampagne „Fasten für das Klima“ und sprach über das Thema Klimagerechtigkeit. Ein echter Paradigmenwechsel sei nötig, „eine Änderung unseres Lebensstils, damit wir weniger CO2 ausstossen und umweltfreundlicher leben“. Eine der Aufgaben der Diakonie sei, so Kopp, „die Gesellschaft in ihrem Wesen zu ändern, wenn sie zu Ungerechtigkeit führt und arme und schwache Menschen bedroht.“

Über die Zielrichtung des kirchlichen Advocacy-Engagements referierte Godfrey Kalugendo (Tansania), der feststellte, die Kirchen müssten für die Ausgegrenzten einstehen. „Trotz neuer Chancen, die sich in Afrika lebhaft eröffnen, und vieler Volkswirtschaften im Aufschwung vertieft sich die Armut.“

Pfr. Imad M. D. Haddad von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land betonte, Bildung sei ein wichtiges Element der Advocacy-Arbeit, mit dem Ziel, eine Generation heranzubilden, die in der Lage ist, „Andere zu verstehen und anzunehmen und sich gemeinsam für eine bessere Situation einzusetzen.“

„Advocacy ist ein Lern- und ein Lehrprozess. Ein Prozess, der einen langen Atem erfordert. Lassen Sie sich also nicht entmutigen, setzen Sie sich weiter ein für ein besseres Leben nach Gottes Willen“, fuhr Haddad fort.

AME-Direktor Dr. Carlos Bock stellte fest, die Diakonie gehöre zum „Wesenskern der Kirche Jesu Christi. Diakonie bedeutet Dienst an Menschen in Not, Begleitung der Kranken, der Armen und der Leidenden am Rand der Gesellschaft.“

Weitere virtuelle Konferenzen derselben Reihe sollen nach Plänen der AME 2016 folgen, mit Inhalten, die zu Frieden und Gerechtigkeit in der Gesellschaft beitragen.