Diakonie mit neuen Strategien

4. Nov. 2016
Zu den Teilnehmenden des LWB-Workshops in Ngaoundéré, Kamerun, gehörte Pfr. Mamadou T. Diouf (l.), Präsident der Lutherischen Kirche Senegals. Foto: LWF/ David Adjia

Zu den Teilnehmenden des LWB-Workshops in Ngaoundéré, Kamerun, gehörte Pfr. Mamadou T. Diouf (l.), Präsident der Lutherischen Kirche Senegals. Foto: LWF/ David Adjia

LWB-Workshop für Kirchen in Westafrika

NGAOUNDÉRÉ, Kamerun/GENF (LWI) – Teilnehmende aus westafrikanischer Kirchen berichten, dass Schulungen vom Lutherischen Weltbund (LWB) zu innovativer Personalplanung und -entwicklung für die diakonische Arbeit hilfreich seien. Beziehungen in der Subregion würden gestärkt und verbesserte Rahmenbedingungen für das Personal könnten entwickelt werden.

„Die Workshops leisten einen wertvollen Beitrag zur Stärkung der Beziehungen zwischen den frankophonen Kirchen der Subregion Westafrika. Das ist eine Erfahrung, an der möglichst viele teilhaben sollten", formulierte Pfarrer Mamadou T. Diouf, Präsident der Lutherischen Kirche Senegals (LKS), sein Fazit. Er gehörte zu den 23 Delegierten von vier LWB-Mitgliedskirchen aus Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik (CAF) und aus dem Senegal, die vom 10. bis zum 15. Oktober an dem LWB-Workshop in Ngaoundéré teilnahmen.

Die senegalesische Kirche beteiligt sich aktiv an interreligiösen Initiativen, die die gemeinschaftliche Entwicklung in einem Land fördern, dessen Bevölkerung zu mehr als 90 Prozent dem muslimischen Glaubens angehört. Die Jugend- und Frauenarbeit der Kirche beinhaltet die Betreuung von Waisenkindern sowie Hilfen für andere gefährdete Mitglieder der Gesellschaft. „Der Workshop hat mir geholfen zu verstehen, worum es bei der Gleichstellung von Männern und Frauen geht, und dass wir eine gute Zusammenarbeit mit unseren muslimischen Brüdern und Schwestern brauchen", fügte Coumba Faye hinzu, die Frauenarbeit in der LKS zuständig ist.

Krankenhäuser, Schulen, Rundfunksender

Teilnehmende von  der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kamerun (ELKK), die den Workshop ausgerichtete, berichteten, dass ihre Einrichtungen nicht nur notwendige Hilfsangebote machten, sondern auch für Arbeitsplätze schafften. Die Gesundheitsversorgung wird von drei Krankenhäusern und 18 Zentren übernommen, davon eins für Augenheilkunde. Insgesamt arbeiten dort 535 Beschäftigte. Darüber hinaus leitet die Kirche 31 Schulen. Das sind Kindergärten, Grund- und Sekundarschulen sowie eine Hochschule mit insgesamt 5.700 Schülerinnen, Schülern und Studierenden und 191 Lehrkräften. In diesem November kann der zur ELKK gehörende Rundfunksender  Sawtu Linjiila (Stimme des Evangeliums) auf die Arbeit von 60 Jahre zurückschauen. Seine Sendungen haben religiöse Inhalte aber auch solche, sich mit Bildung, Gesundheit und anderen verwandten Themen befassen.

Die Teilnehmenden konnten einige gemeinsame Probleme benennen, zum Beispiel den Mangel an Fachpersonal, hohe Personalfluktuation, veraltende Infrastruktur und über Löhne und Gehälter, die über immer längere werdende Zeiträume nicht gezahlt würden. Sie stellten fest, dass keine der Kirchen landwirtschaftliche Projekte durchführt, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung im ländlichen Gebieten lebt und von den geringen Erträgen der Subsistenzwirtschaft leben muss. Zum sozialen und politischen Kontext der Subregion gehören religiöser Pluralismus, Bürgerkriege und Unruhen, Umweltzerstörung, Armut und schlechte politische Führung.

„Dieser Workshop hat uns geholfen zu verstehen, wie wir als Kirchenleitende und Koordinierende des diakonischen Dienstes unsere Fachkräfte und Freiwilligen im Kontext zunehmender Nachfrage und schwindender Ressourcen besser einsetzen können", sagte der Diakoniebeauftragte Yibam Mansou von der Kirche der Lutherischen Brüder Kameruns.

Mansou berichtete, dass die meisten der von den drei Gesundheitszentren geleisteten Dienste von Ehrenamtlichen übernommen würden, da die erwirtschafteten Einnahmen nicht ausreichten, ausgebildete Fachkräfte einzustellen. An den Projekten zur Vermittlung von Gesundheits-, Bildungs- und Wirtschaftskompetenz, so fügte er hinzu, nähmen jedes Jahr mehr als 5.000 Menschen teil.

Unsicherheit

In einem Land, das sich immer noch von den Auswirkungen politischer Unruhen erholt, wird die diakonische Arbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche der Zentralafrikanischen Republik oft durch neue  unvorhersehbare Situationen, hohe Personalfluktuation, unzureichende Löhne und fehlendes Fachpersonal erschwert. Die Kirche unterhält 22 Dorfschulen und spezielle Schulen für muslimische Mädchen.  Es gibt weiterhin zwei Gesundheitszentren und ein Gemeinschaftsprojekt, das für den Zugang zu sauberem Wasser und besseren sanitären Einrichtungen sorgt und verfallene Brunnen und andere Wasserquellen wieder nutzbar macht. Weitere ländliche Entwicklungsprojekte der Kirche befassen sich mit Umweltschutz und dörflichen Sparkassen, die Mikrokredite vergeben.

Ideenaustausch

Abebe Yohannes Saketa, LWB-Programmkoordinator für Diakonie, und der regionale Berater Professor William Ogara haben den Workshop in Ngaoundéré durchgeführt.

„Im Rahmen der Suche nach innovativen Strategien haben einige der Teilnehmenden eine WhatsApp-Gruppe für  diakonisches Lernen und Erfahrungsaustausch gegründet. Es ist ermutigend zu sehen, dass die Gruppe bereits einige der Ergebnisse des Workshops weitergibt", sagte Saketa.

Der Workshop gehörte zu einer Veranstaltungsreihe, die in diesem Jahr von der LWB-Abteilung für Mission und Entwicklung in Lateinamerika und der Karibik, Afrika und Asien durchgeführt wird und an der insgesamt rund 100 Personen aus 21 Mitgliedskirchen teilgenommen haben.

David Adjia, Direktor des ELKK-Rundfunksenders Sawtu Linjiila, hat an diesem Artikel mitgewirkt.