Der Schutz unseres „gemeinsamen Hauses“ – ein ökumenischer Imperativ

29. Jan. 2021
Vertreterinnen und Vertreter religiöser Organisationen bei einer Mahnwache, während der Welt-Klimakonferenz COP25 in Madrid, Spanien. Sie beten, dass die Verhandlungen Früchte tragen und zu Maßnahmen für einen Ausweg aus der Klimakrise führen. Foto: LWB/Albin Hillert

Vertreterinnen und Vertreter religiöser Organisationen bei einer Mahnwache, während der Welt-Klimakonferenz COP25 in Madrid, Spanien. Sie beten, dass die Verhandlungen Früchte tragen und zu Maßnahmen für einen Ausweg aus der Klimakrise führen. Foto: LWB/Albin Hillert

Webinar diskutiert praktische Zusammenarbeit im Sinne der christlichen Einheit

GENF, Schweiz (LWI) – Zwar ging die Gebetswoche für die Einheit der Christen am 25. Januar zu Ende, aber die Aufgabe, miteinander für den Schutz unserer Erde zu beten und sich gemeinsam für ihn zu engagieren, sollte allen Kirchen an jedem Tag des Jahres als Priorität gelten. Dieses praktische ökumenische Engagement in der „Sorge für das gemeinsame Haus“ stand im Mittelpunkt eines Webinars im Rahmen der Gebetswoche, das den Bogen schlug zur nächsten „Zeit der Schöpfung“ im kommenden September.

Bei der Online-Veranstaltung am 21. Januar referierten vier Ökotheologen, darunter Pfr. Dr. Chad Rimmer, Programmreferent für Identität, Gemeinschaft und Bildung beim Lutherischen Weltbund (LWB). Rimmer betonte, das Corona-Virus habe die „Ungleichgewichte in unseren Beziehungen zueinander und zur Erde“ offengelegt. Viren gehörten zwar zum menschlichen Leben dazu, Probleme ergäben sich jedoch, wo „die Wirtschaft zum einzigen Maßstab des Wohlbefindens“ werde und sich nicht an einem nachhaltigen Umgang mit den begrenzten Ressourcen der Erde orientiere. Der Referent beschrieb die liturgische Zeit der Schöpfung als Ausdrucksform der christlichen Einheit, die „unsere sichtbare Einheit als Menschen und Geschöpfe“ erfahrbar mache.

Das Thema der diesjährigen Gebetswoche für die Einheit der Christen, „Bleibt in meiner Liebe und ihr werdet reiche Frucht bringen“, diskutierte Dr. Louk Andrianos, Berater für die Bewahrung der Schöpfung, Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit beim Ökumenischen Rat der Kirchen. Der Kontext im Johannesevangelium betone, dass wir uns selbst als Reben an dem Weinstock sehen sollten, der Christus ist. Das Corona-Virus und die Umweltkrise hätten jedoch gezeigt, dass wir mit unserem Hochmut, damit, dass wir „der Erde mehr nehmen als wir für unser tägliches Brot brauchen“, die Schöpfung aus dem Gleichgewicht bringen, mit negativen Folgen für das Ganze.

Zusammenleben als Menschheitsfamilie

Die katholische Perspektive brachte P. Dr. Joshtrom Kureethadam ein. Er ist im vatikanischen Dikasterium für die ganzheitliche menschliche Entwicklung verantwortlich für den Bereich Ökologie und Schöpfungsethik. Jesu Aufforderung, „Bleibt in meiner Liebe“, erinnere die Menschheit an „unsere Berufung, als Familie einig in unserem gemeinsamen Haus zu leben“. Kureethadam würdigte das gemeinsame Engagement und Zeugnis der Menschen in der aktuellen schwierigen Situation, wies aber auch mit Besorgnis auf die Ungleichverteilung der Impfstoffe gegen das Corona-Virus hin: „Wenn wir alle in einem gemeinsamen Haus leben, wie können wir dann die vergessen, die den dringendsten Bedarf haben?“

Richard Murray ist stellvertretender Vorsitzender von Eco-Congregation Scotland und Lektor in der Schottischen Bischöflichen Kirche. Er berichtete, wie sich zahlreiche Konfessionen in seiner Heimatgrafschaft Aberdeenshire zusammenfanden und das North-East Scotland Climate Action Network gründeten, das sich im schottischen Nordosten gegen den Klimawandel engagiert. Dem Netzwerk gehe es darum, als „gemeinsame, einheitliche Stimme“ dringliche Umweltprobleme zu thematisieren und Regierung, Regionalbehörden oder Konzerne in die Verantwortung zu nehmen.

Moderatorin Amy Echeverria, die für die Missionsgesellschaft von St. Columban deren internationale Arbeit im Bereich Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie koordiniert, betonte die Bedeutung des Gebets für den kontinuierlichen Prozess der Umkehr, der vom Umweltbewusstsein über den Willen zum Engagement zum praktischen Tun führe.

Rimmer verwies auf das Thema der Schöpfungszeit 2021, dem ein neues Verständnis vom „Oikos Gottes“ als gemeinsamem Haus aller Menschen zugrunde liege. Dass die jährliche Zeit der Schöpfung vom 1. September bis 4. Oktober ökumenisch gefeiert werde, trage zur Inkarnation der sichtbaren wie der spirituellen Einheit bei, „die uns durch das eine Wort, den einen Glauben, die eine Taufe geschenkt ist“, führte er aus.

Angesichts der Tatsache, dass das Corona-Virus die Möglichkeiten, miteinander Gottesdienst zu feiern, einschränke, bieten nach Rimmers Ansicht die Gebetswoche für die Einheit der Christen und die Zeit der Schöpfung besonders wertvolle Möglichkeiten, „wieder in Kontakt zu kommen und uns in der gemeinsamen Berufung zu verwurzeln“. Die allgemeine Entwurzelung werde greifbar, „wenn unser Gesang Krankheitserreger verbreitet und wir uns nicht umarmen oder die Hand geben dürfen“, stellte er fest. „Wenn wir im Schatten des Kreuzes stehen“, so Rimmer abschließend, „dann sehen wir die Gnade Gottes hereinbrechen, sowohl in unseren ökumenischen Erfahrungen“ als auch in der Harmonie der ganzen Schöpfung.

Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Angelika Joachim, Redaktion: LWB/A. Weyermüller