„Dauerhafter Frieden muss alle einbeziehen“

13. Feb. 2018
LWB-Präsident Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa spricht während des offiziellen Empfangs in Sittwe am 31. Januar 2018. Photo: LWF Myanmar

LWB-Präsident Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa spricht während des offiziellen Empfangs in Sittwe am 31. Januar 2018. Photo: LWF Myanmar

LWB-Präsident trifft Regierungsvertreter, Partner und religiöse Führungspersonen in Myanmar

Nay Pyi Taw (Myanmar)/Genf (LWI) – Während seines Besuchs in Myanmar hat LWB-Präsident, Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa, Regierungsvertreter aufgefordert, sich für das Wohl der ganzen Gesellschaft einzusetzen. „Frieden, der nicht alle einbezieht, wird nicht von langer Dauer sein“, war seine Botschaft in den Treffen mit Ministern und anderen offiziellen Vertretern des Landes.

Der LWB-Präsident traf sich mit dem Stellvertretenden Minister für Soziales, Fürsorge und Wiederansiedelung U Soe Aung, dem Stellvertretenden Bildungsminister U Win Maw Tun und dem Ministerpräsidenten sowie sechs weiteren Ministern der Regierung der Provinz Rakhine State.

In Sittwe, der Hauptstadt der von Unruhen geplagten Provinz Rakhine State, hatte der LWB-Präsident Vertreterinnen und Vertreter der Vereinten Nationen und anderer internationaler NGOs wie Norwegian Refugee CouncilPlan International und Oxfam sowie Vertreter der lokalen Regierung und Führungspersonen der buddhistischen Gemeinschaft zusammengerufen, um einen Raum für ein Treffen und Gespräche in einer schwierigen politischen Situation zu schaffen.

Anerkennung und Dankbarkeit für Unterstützung

In den Gesprächen brachte der LWB-Präsident seine Dankbarkeit für die anhaltende Anerkennung der Arbeit des LWB-Weltdienstes mit und für schutzbedürftige Gemeinschaften, insbesondere in Myanmars Provinz Rakhine State, und für die staatliche Unterstützung derselben zum Ausdruck. Da viele der Regionen, in denen der LWB tätig ist, zugangsbeschränkt sind, muss die Regierung den Zugang erlauben und die Sicherheit der LWB-Mitarbeitenden sicherstellen, damit diese ihre Arbeit tun können.

„Der LWB und andere internationale Nichtregierungsorganisationen sind nicht hier, um die Regierung zu verdrängen oder zu ersetzen, sondern sie wollen um der jetzigen und zukünftigen Generationen und deren Wohlergehen Willen mit ihr zusammenzuarbeiten“, erklärte der LWB-Präsident. Er erläuterte die Strategie und den Grundsatz des LWB, mit den Regierungen zusammenzuarbeiten, da es in erster Linie in der Verantwortung der Regierungen läge, eine nachhaltige und dauerhafte Entwicklung für Frieden und Wohlstand sicherzustellen.

„Mein Besuch ist ein Ausdruck der Solidarität und der Unterstützung der weltweiten Gemeinschaft von Kirchen für die Menschen und Kirchen in Myanmar“, sagte er.

Langjähriges Engagement

Der LWB begann sein Engagement in Myanmar schon im Jahr 2008 als Reaktion auf die von Zyklon Nargis verursachte Zerstörung. 2012 eskalierten dann die seit Langem bestehenden politisch-ethnischen Spannungen um Ressourcen zwischen der buddhistischen Provinz Rakhine State und der muslimischen Bevölkerung. Gewalttätige Auseinandersetzungen führten zur Vertreibung der betroffenen Bevölkerung. Kurz darauf weitete der LWB sein Engagement auf die Lager für Binnenvertriebene beider Seiten aus.

Heute hat der LWB-Weltdienst Büros in den Provinzen Rakhine, Chin, Kayin und Delta. Das größte und wichtigste Engagement in der Provinz Rakhine State ist es, Bildung und Entwicklungsunterstützung für die Bedürftigen sowohl in der muslimischen Bevölkerungsgruppe als auch für die Gemeinwesen der Rakhine anzubieten, da der Anspruch auf und der Zugang zu qualitativ guten sozialen Dienstleistungen nach wie vor ein Problem ist.

Der LWB-Weltdienst unterhält in den Camps für vertriebene und unterversorgte Gemeinschaften provisorische Lernräume und Kindergärten und bietet die Ausbildung von Lehrkräften an. Die provisorischen Lernräume des LWB sind oftmals die einzige Möglichkeit für die Kinder vor Ort, überhaupt in den Genuss von Bildung zu kommen. Der LWB bildet darüber hinaus Lehrkräfte aus und baut Schulen in den schutzbedürftigen Gemeinwesen der Rakhine wieder auf. Mehr als 15.000 Kinder beider Volksgruppen profitieren jedes Jahr von dem Angebot des LWB.

„Faire und ausgewogene“ Nothilfe

Der Ministerpräsident der Provinz Rakhine State äußerte Anerkennung und Dankbarkeit für die „faire und ausgewogene“ Nothilfe des LWB in der Provinz sowie dafür, dass der LWB mit allen hilfsbedürftigen Menschen, den vertrieben wie jenen, die diese aufnehmen, zusammenarbeite. „Es sind hier sehr viele Emotionen im Spiel und daher sollten internationale NGOs sicherstellen, dass sie konfliktsensible Ansätze und Methoden verfolgen und keinen weiteren Schaden anrichten“, sagte der Ministerpräsident.

Andere Regierungsvertreter brachten ihre Anerkennung für die qualitativ hochwertige Arbeit des LWB zum Ausdruck und wiesen darauf hin, dass der LWB unter den NGOs in Myanmar einen guten Ruf habe. Nach den Vertreibungen in der Provinz Rakhine State hatte der LWB gemeinsam mit anderen NGOs zu besserem Schutz der Flüchtlinge und Heimkehrenden aufgerufen.

„Auch wenn es viele Probleme und Herausforderungen gibt, wünschen wir allen Erfolg dabei, die verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Einheit zusammenzubringen zur Bildung eines Nationalstaates“, sagte LWB-Präsident Musa. „Die Trennung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen ist keine langfristige Lösung. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Provinz Rakhine State haben früher auch friedlich zusammengelebt und wir hoffen, dass die konzentrierten gemeinsamen Anstrengungen für politische, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung sowie das Engagement für Frieden und die Fürsprachearbeit ihr Ziel erreichen und nachhaltige Lösungen für alle Menschen in der Provinz Rakhine State und in ganz Myanmar liefern können.“

Musa ist Erzbischof der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria und wurde von der Zwölften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Windhuk (Namibia) im Mai 2017 zum Präsidenten der Organisation gewählt. Der Besuch in Myanmar war sein erster Besuch des Landes als LWB-Präsident.