COVID-19: „Zu viele Menschen“ haben keinen Zugang zu Impfstoffen

21. Jun. 2022

LWB-Rat: Sorge über die Folgen der Pandemie für die Bildungschancen von Mädchen

Vaccine

COVID-19 verstärkt Ungleichheiten, wie den Zugang zu Impfstoffen. Foto: Mufid Majnun, Unsplash

GENF, Schweiz (LWI) – Trotz einer umfassenden weltweiten Antwort auf die COVID-19-Pandemie gibt es nach wie vor „hunderte Millionen von Menschen“, die keinen Zugang zu den lebensrettenden Vakzinen haben. Die sich daraus ergebenden kritischen Folgen wie Armut und geschlechtsspezifische Gewalt haben sich verschärft.

Der Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB) hat auf seiner Tagung in eindeutigen Worten den „ungleichen Zugang zu Impfstoffen“ beklagt und darauf hingewiesen, dass „aus diesem Grund zu viele Menschen noch nicht geimpft worden sind.“ Er hat die internationale Gemeinschaft nachdrücklich aufgefordert, für einen schnellen und gerechten Zugang zu sorgen.

Das LWB-Leitungsgremium hat darauf hingewiesen, dass es „extrem besorgt“ über die Auswirkungen der Pandemie auf Schulmädchen sei, deren Recht auf Schulbildung infolge von Schwangerschaften bei Minderjährigen und Zwangsheiraten während des Lockdowns nicht mehr viel gilt. Der Rat forderte ein stärkeres Engagement von Regierungen, Kirchenleitenden und anderen Stakeholdern für den Schutz von Frauen und Mädchen.

Der Rat hat ebenfalls die Kirchen aufgefordert, mehr zu unternehmen, um irreführenden Theologien und falschen Informationen über die Pandemie zu widersprechen.

Erklärung des LWB-Rates zur COVID-19-Pandemie

Der Rat nimmt mit großer Sorge zur Kenntnis, dass COVID-19 auch zwei Jahre nach dem Ausbruch nach wie vor eine globale Pandemie mit täglich Hunderttausenden von Neuinfektionen ist. Die Pandemie hat eine beispiellose Zahl von Toten gefordert, die Existenzen von Millionen von Menschen zerstört und das Alltagsleben der gesamten Menschheit aus der Balance geworfen. COVID-10 ist nicht nur eine die öffentliche Gesundheit betreffende Pandemie, sondern verstärkt Gefährdungen, Armut und geschlechtsspezifische Gewalt in signifikanter und übergreifender Weise.

Der Rat erkennt die zahlreichen Initiativen zur Entwicklung von Impfstoffen gegen COVID-19 an. Trotz der umfassenden globalen Antwort haben hunderte Millionen von Menschen nach wie vor keinen Zugang zu lebensrettenden Vakzinen und Therapien. Der Rat beklagt in eindeutigen Worten den ungleichen Zugang zu Impfstoffen mit der Folge, dass zu viele Menschen noch nicht geimpft worden sind. Der Rat verurteilt weiterhin die allgegenwärtigen Falsch- und Fehlinformationen über COVID-19 und Impfstoffe, die teilweise durch schädliche theologische Lehren und Ideologien befeuert werden und dazu beigetragen haben, dass Impfstoffe und andere Schutzmaßnahmen nur zögerlich akzeptiert werden.

Der Rat zeigt sich extrem besorgt über die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Mädchen, deren Recht auf Schulbildung infolge von Schwangerschaften bei Minderjährigen und Zwangsheiraten während des Lockdowns nicht mehr viel gilt. Die Situation wurde durch kulturelle Voreingenommenheit sowie politische Maßnahmen und Gesetze, die sie an der Rückkehr in die Schule hindern, zusätzlich verschärft

Der Rat ist dankbar für die Rolle, die die LWB-Mitgliedskirchen bei der Bekämpfung von COVID-19 gespielt haben. Das gilt besonders für den Soforthilfefonds, humanitäre Programme, Projekte für die Existenzsicherung und Advocacy-Arbeit und auch für die theologische Reflexion.

Der Rat fordert:

  • Von Regierungen und der internationalen Gemeinschaft, entsprechend bestehenden internationalen Abkommen die schnelle und gerechte Verteilung von Impfstoffen und den Zugang zu diesen Impfstoffen und zu Therapien sicherzustellen.
  • Von Regierungen, Kirchenleitenden und anderen Akteuren, ihre Initiativen für den Schutz von Frauen und Mädchen vor geschlechtsspezifischer Gewalt im Kontext der Pandemie zu verstärken und dafür zu sorgen, dass schwangere Mädchen und minderjährige Mütter, die nicht mehr zur Schule gehen durften, unterstützt werden und es ihnen zu ermöglicht wird, wieder am Unterricht teilzunehmen.
  • Von LWB-Mitgliedskirchen, mit Unterstützung rigoroser gegen irreführende Theologien, Fehlinformationen und Falschinformationen über die COVID-19-Pandemie vorzugehen und sich für eine theologische, in der lutherischen Tradition begründete Sichtweise einzusetzen, die auf Standhaftigkeit, Verantwortung und Hoffnung beruht.
  • Von der globalen Gemeinschaft, aus COVID-19 zu lernen und robuste Maßnahmen einzuführen, um sich besser vorzubereiten, besser reagieren zu können und Strukturen aufzubauen, die die Gesundheit und das Wohlergehen aller Menschen für den Fall zukünftiger Pandemien schützen.

Der LWB-Rat ist das höchste Entscheidungsgremium des LWB zwischen den Vollversammlungen. Er besteht aus dem Präsidenten, dem Vorsitzenden des Finanzausschusses und 48 Mitgliedern aus LWB-Mitgliedskirchen in sieben Regionen. Das derzeitige Leitungsgremium wurde auf der Zwölften Vollversammlung im Mai 2017 in Windhoek, Namibia, gewählt. Die diesjährige Ratstagung findet vom 9. bis 14. Juni im Ökumenischen Zentrum in Genf statt.

LWB/P. Mumia