COVID-19: LWB-Jugend organisiert Online-Treffen

8. Jun. 2020
Fotocollage: LWB/S. Gallay

Fotocollage: LWB/S. Gallay

Austausch zu spirituellen, psychischen und wirtschaftlichen Herausforderungen

GENF (LWI) – Im Rahmen einer Online-Veranstaltung des Lutherischen Weltbundes (LWB) haben sich junge Erwachsene aus aller Welt über die Themen spirituelles Wohlergehen, psychische Gesundheit sowie Finanzen und Unternehmertum in der Kirche und ihren Gemeinwesen während der Coronavirus-Pandemie ausgetauscht.

Mit dem Globalen Netzwerk junger Reformatorinnen und Reformatoren 2.0 will der LWB die nächste Generation von jungen Menschen in den LWB-Mitgliedskirchen, die sich aktiv in das Leben und die Erneuerung von Kirche und Gesellschaft einbringen wollen, in seine Arbeit einbinden.

Grundlage für die Diskussionen über eine Reihe verschiedener Themen beim ersten „Young Reformers‘ Space“ waren die drei von der LWB-Jugend für sich selbst festgelegten Arbeitsschwerpunkte – Erneuerung der Kirchen, Gleichheit und Bildung – sowie die zwei weiteren sekundären Arbeitsschwerpunkte Klimagerechtigkeit und Jugendpartizipation, die alle auch schon in der Botschaft der Jugend an die Zwölfte LWB-Vollversammlung formuliert sind.

Berichte von internationalen Gesundheitsorganisationen und lokalen Gesundheitsbehörden lassen eindeutig erkennen, dass alle Generationen gleichermaßen mit Herausforderungen wie Arbeitslosigkeit, psychischer Erschöpfung und der sozialen Isolation aufgrund der Quarantäne- und Abstandsregelungen zu kämpfen haben. Junge Menschen in aller Welt hingegen leiden auf besondere Art und Weise unter den Stressfaktoren Arbeitslosigkeit, Isolation und dem fehlenden Zugang zu spiritueller und psychischer Behandlung.

Die Online-Veranstaltung „Young Reformers‘ Space“ hatten die jungen Reformatorinnen und Reformatoren organisiert, um sich über Selbstfürsorge auszutauschen und Bewusstsein zu schaffen für die besonderen Gegebenheiten, mit denen junge Erwachsene in dieser schwierigen Zeit konfrontiert sind.

„Mir ist aufgefallen, wie offen die jungen Menschen dafür sind, von den erfahreneren Generationen zu lernen und nach neuen Möglichkeiten für Zusammenarbeit zu suchen; sie haben Mut, Praktiken zu ändern und sich beherzt für Veränderungen und Verwandlung einzusetzen“, berichtet Pranita Biswasi, Jugendreferentin des LWB. Selbst in diesen unsicheren Zeiten, so Biswasi, hätten die jungen Menschen neue Formen für das Feiern von Gottesdiensten gefunden, neue Möglichkeiten, einander zur Seite zu stehen und sich gegenseitig mit unternehmerischen Ideen zu unterstützen. „Es ist wirklich an der Zeit, dass wir die junge Generation anerkennen, denn sie erneuert den Geist in unseren Kirchen und Gesellschaften.“

„Spirituelle Gesundheit auch in unsicheren Zeiten erhalten“

Tsegahun Assefa Adugna, Jugendpfarrer der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY), ist überzeugt, dass es für den Erhalten der spirituellen Gesundheit von jungen Menschen dienlich und förderlich ist, ihnen in dieser Pandemie klare Grundsätze und Richtlinien an die Hand zu geben. Dass Bibelarbeitsgruppen in den virtuellen Raum verlegt wurden, sagt Adugna, „ist eine Chance, das Antlitz des Herrn zu erkennen und sich mit den Lehren der Bibel auseinanderzusetzen.“ Es gäbe online jetzt deutlich mehr Gelegenheiten für Bibelarbeit als je zuvor in seiner Kirche und das sei gut, „um spirituell zu wachsen“.

In seinen Online-Gruppen unterstützt Adugna junge Erwachsene, also Menschen in seinem Alter, beim Beten und Bibelstudium. Er stellt fest, dass die durch die Pandemie ausgelöste Unsicherheit junge Menschen dazu bringe, theologische Fragen zu stellen, zum Beispiel welchen Sinn Leiden habe.

Die jungen Menschen bezögen sich in der Auseinandersetzung mit diesen Fragen und um ihren Glauben zu stärken oftmals auf den Kleinen Katechismus von Martin Luther. Eine bei jungen Menschen sehr beliebte Bibelstelle sei Psalm 25,4-5:

„Herr, zeige mir deine Wege
und lehre mich deine Steige!
Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich!
Denn du bist der Gott, der mir hilft;
täglich harre ich auf dich.“

„Auswirkungen von COVID-19 auf psychische Gesundheit“

Savanna Sullivan ist Programmdirektorin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) für die Arbeit mit jungen Erwachsenen. Sie hat auf die COVID-19-Pandemie mit der Entwicklung eines Online-Angebots mit dem Titel „Abide“ reagiert, das Hilfen für die psychische Gesundheit bereitstellt. Fast „die Hälfte der Erwachsenen in den Vereinigten Staaten“ hatten in einer Umfrage angeben, dass die Pandemie „deutlich negative Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit“ habe.

Den Angaben der jungen Menschen zufolge, zählen die soziale Isolation, Depressionen, großer Stress, Angst und der begrenzte Zugang zu psychologischer Behandlung zu ihren größten Sorgen.

Innerhalb von zwei Monaten, also auf dem Höhepunkt der COVID-19-Krise in den USA, war das „Abide“-Programm, das von Altersgenossinnen und -genossen umgesetzt wird, auf 80 Gruppen im ganzen Land mit insgesamt mehr als 700 Teilnehmenden und 100 Veranstaltern angewachsen. Und auch wenn die Regierung inzwischen plant, die Beschränkungen aufgrund von COVID-19 wieder zu lockern, sollen diese Gruppen fortgeführt werden.

„Abide“ bietet in den jeweils 45-minütigen Sitzungen theologische Reflexionen und die Möglichkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und sich „weniger allein“ zu fühlen.

Junge Menschen in der ELKA, so berichtet Sullivan, engagierten sich stark für psychische Gesundheitsfürsorge und dafür, dass es „ein Ausdruck des eigenen Glaubens ist, sich bei psychischen Problemen Hilfe zu suchen“.

„Wirtschaftliche Sicherheit junger Menschen“

Tumpak Hutabarat, Mitglied der Protestantisch-Christliche Batak-Kirche (HKBP), hatte begonnen, öffentliche Räume für junge Menschen zu erschließen, um ihre kreativwirtschaftlichen Produkte zu vermarkten, als die Corona-Beschränkungen solche Begegnungen zur Beschaffung von Finanzmitteln verboten.

Vor der Pandemie hatte Hutabarat erfolgreich die vierteljährlich stattfindende Outdoor-Veranstaltung „1000 Zelte“ ins Leben gerufen, bei der mehr als 30.000 junge Erwachsene aus ganz Indonesien zusammenkamen, um ihre Kunst- und Kreativprodukte vorzustellen. Darüber hinaus gaben die Veranstaltungen den jungen Menschen ein Forum, um gesellschaftliche Themen zu diskutieren, Ausstellungen zu organisieren oder Workshops zu veranstalten.

Hutabarat hat die wirtschaftlichen Auswirkungen des Shutdowns für die jungen Menschen, die ein wichtiger Teil seiner Veranstaltungen waren, sofort erkannt. Einige dieser jungen Menschen waren gezwungen, ihre kreativen Tätigkeiten aufzugeben und stattdessen Grundnahrungsmittel zu verkaufen. Weil er den Verlust von Innovation und die wirtschaftlichen Einbußen wahrnahm, gründete Hutabarat die „Collective Entrepreneur Initiative“ (Initiative für kollektives Unternehmertum). Sie bietet eine „Online-Anlaufstelle, damit Menschen, die in der Kreativwirtschaft tätig sind, miteinander in Kontakt treten, Ausstellungen organisieren und ihre Produkte verkaufen können“.

Der so genannte „Young Reformers‘ Space“ (Raum für junge Reformatorinnen und Reformatoren) findet jeden letzten Freitag im Monat statt. Der nächste Termin ist der 26. Juni.