COP27:„Jetzt ist die Zeit zum Handeln!“

14. Nov. 2022

Am Ende der ersten Woche der COP27 seien die Verhandlungen und die Selbstverpflichtungen der Regierungen unzureichend, um die notwendigen Ziele zu erreichen, sagen die Delegierten des LWB, die sich an verschiedenen Advocacy- und Networking-Aktionen in Ägypten beteiligt haben. 

LWB-Delegierte auf der COP27 trafen sich mit Vahinala Raharinirina, der Leiterin des Kabinetts des Präsidenten von Madagaskar, um die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Förderung von Klima und sozialer Gerechtigkeit im Land zu lenken. Foto: LWB/Albin Hillert

LWB-Delegierte auf der COP27 trafen sich mit Vahinala Raharinirina, der Leiterin des Kabinetts des Präsidenten von Madagaskar, um die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Förderung von Klima und sozialer Gerechtigkeit im Land zu lenken. Foto: LWB/Albin Hillert

Gemischte Zwischenbilanz am Ende der ersten Woche 

(LWI) – In der ersten Woche der UN-Klimakonferenz COP27 hatten die Delegierten des Lutherischen Weltbundes (LWB) viele Termine für Advocacyarbeit, haben viel erlebt und viele Erkenntnisse gewonnen. Sie sagen, die Regierungen der Welt müssten noch viel ehrgeiziger werden, wenn die COP27 ein Erfolg werden soll. 

„Unsere LWB-Delegation, die hauptsächlich aus jungen Gläubigen besteht, setzt sich für Solidarität mit den vulnerabelsten Menschen in der Welt ein. Und das haben wir mit Aktionen, in den sozialen Medien und in unseren Gesprächen mit den Verhandlungsteams sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Wir beten, dass unser Aufruf in der zweiten Woche der Konferenz bis an die Ohren und in die Herzen der Delegierten vordringt. Die Zeit zum Handeln ist jetzt!“, erklärte Janika Wehmann von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Deutschland. 

Derzeit sei der Stand der Verhandlungen auf der COP27 und die Selbstverpflichtungen der Regierungen nicht ausreichend, um die notwendigen Ziele zu erreichen. Dem „Climate Action Tracker“ zufolge, einem Tool zur Beobachtung der weltweit unternommenen Maßnahmen zum Klimaschutz, hinkten die Bemühungen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen den Zusagen weit hinterher und es würde davon ausgegangen, dass die Erderwärmung 2,7° C erreichen wird. Und auch die Zusagen der Staaten zur Finanzierung von Verlusten und Schäden – die Auswirkungen des Klimawandels seien größer als das, woran sich die Menschen anpassen können – seien sehr viel niedriger, als in den Advocacy-Aufrufen des LWB gefordert.

Junge Klimaaktivistinnen und -aktivisten erheben die Stimme 

Die Delegierten des LWB haben aber nicht nur die Verhandlungen verfolgt, sondern auch an einer Reihe von Advocacy- und Networking-Aktivitäten mitgewirkt. 

Am Veranstaltungsort in Scharm El-Scheich lobten die LWB-Delegierten den Kinder- und Jugend-Pavillon, den es dort erstmals an einem COP-Veranstaltungort gibt. Maro Maua von der Kenianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche ist dort auf die Bühne getreten und hat von Projekten zur Förderung von Klimagerechtigkeit und zur Sensibilisierung der Menschen für dieses Thema berichtet, die er in seiner Heimatstadt Mombasa entwickelt hat. 

Fatima Reina von der Salvadorianischen Lutherischen Kirche hat bei einem generationenübergreifenden Dialog mitgemacht, den „Climate YES“ organisiert hatte. https://climateyes.org/  Der LWB war einer der Partner, die dieses ökumenische Netzwerk während der COP26 in Glasgow im letzten Jahr ins Leben gerufen hatte. Es will das gemeinsame Engagement junger Menschen für Klimagerechtigkeit stärken. 

Einsatz bei den staatlichen Unterhändlern  

Die Delegierten haben sich auch mit Regierungsvertretungen getroffen, um sich für die Advocacy-Forderungen des LWB einzusetzen.  

So haben sie sich zum Beispiel mit Dr. Vahinala Raharinirina, der Direktorin des Präsidentenkabinetts von Madagaskar, getroffen; sie hat die Initiative der Madagassischen Lutherischen Kirche gewürdigt, auf die Regierung zuzukommen und für Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit in dem Land einzutreten. 

„Die Gespräche am runden Tisch mit den Unterhändlern und Regierungsvertretungen haben einen Raum geschaffen, unseren Aufruf zum Handeln anlässlich der COP27 im Namen des LWB vorzulegen“, sagte Maro Maua. „Darüber hinaus haben sie eine Tür für mögliche Partnerschaften zwischen staatlichen Stellen und Ministerien einerseits und örtlichen Mitgliedskirchen andererseits geöffnet.“ 

Romario Dohmann von der Evangelischen Kirche am La Plata hat die von der Kirche angestoßene Arbeit für Klimagerechtigkeit und Aufforstung auf eine neue Stufe gehoben, als er den Weg bereitete für eine Vereinbarung mit José Gervasio Malagrida, dem Minister für Klimawandel in der Provinz Misiones in Argentinien. Die Vereinbarung wurde im Rahmen der COP27 am 12. November unterzeichnet. Sie ist die erste Vereinbarung dieser Art zwischen einer kirchlichen Organisation und einem Regierungsministerium. Die Vereinbarung soll den Wissensaustausch und den Austausch über Erfahrungen zwischen den Generationen fördern, insbesondere hinsichtlich der Bewahrung und der nachhaltigen Nutzung von natürlichen Ressourcen. Und auch die Themen Bildung, Führungskapazitäten, Jugend und Gender spielen eine zentrale Rolle.

Der LWB nimmt an der 27. UN-Konferenz über Klimaänderungen (COP27) teil, die vom 6. bis 18. November 2022 in Sharm el-Sheikh, Ägypten, stattfindet. Die Teilnahme ist Teil des Engagements der Kirchengemeinschaft für den Ausbau der Klimaschutzmaßnahmen und die Fürsprachearbeit auf allen Ebenen. Junge Erwachsene sind wichtige Botschafterinnen und Botschafter des Wandels und machen einen wesentlichen Teil der Delegation des LWB bei der COP27 aus.

LWB/A. Weyermüller. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz
Eindrücke aus der ersten Woche