Burghardt: Kirchen sollen Botschafterinnen für positiven Wandel sein

18. Nov. 2021
LWB-Generalsekretärin Burghardt während ihrer Einführungspredigt im Ökumenischen Zentrum in Genf. Foto: LWB/M. Renaux

LWB-Generalsekretärin Burghardt während ihrer Einführungspredigt im Ökumenischen Zentrum in Genf. Foto: LWB/M. Renaux

Amtseinführung der neuen LWB-Generalsekretärin

GENF, Schweiz (LWI) – Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Panti Filibus Musa, begrüßte Kolleginnen und Kollegen, Mitglieder und Freundinnen und Freunde des LWB aus der weltweiten Gemeinschaft von Kirchen am 17. November zur offiziellen Amtseinführung der neuen Generalsekretärin Anne Burghardt. Gemeinsam mit den Menschen, die in aller Welt online an dem Gottesdienst teilnahmen, und allen, die vor Ort in der Kapelle des Ökumenischen Zentrums in Genf versammelt waren, betete er, dass Gott Burghardt in ihrem Wirken als neunter LWB-Generalsekretärin begleiten möge, „damit die Gemeinschaft der Mitgliedskirchen enger zusammenwachsen und Gottes Willen immer treuer dienen kann“.

Burghardt ist im vergangenen Juni vom LWB-Rat zur Generalsekretärin gewählt worden. Sie ist die erste Frau und die erste Person aus der LWB-Region Mittel- und Osteuropa in diesem Leitungsamt. Bevor sie das Amt am 1. November übernommen hat, war sie als Leiterin der Abteilung für Entwicklung am Theologischen Institut der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tallinn und als Beraterin der Kirche für internationale und ökumenische Beziehungen tätig. Urmas Viilma, Erzbischof der estnischen Kirche und LWB-Vizepräsident für die Region Mittel- und Osteuropa, leitete den Gottesdienst zur Amtseinführung zusammen mit der Vizepräsidentin für die Region Mittel- und Westeuropa, Pröpstin Astrid Kleist, und dem LWB-Präsidenten.

Burghardt sprach in ihrer Predigt über den Brief des Paulus an die Römer und rief Christinnen und Christen dringend auf, „sich durch die Erneuerung ihres Geistes verwandeln zu lassen, damit ihr den Willen Gottes erkennen könnt“. Unter Verweis auf die erste von Martin Luthers 95 Thesen sagte sie, dass sich Wandel aus Buße oder Metanoia, dem griechischen Wort für innere Umkehr, ergebe. Als Einzelpersonen aber auch als Gesellschaften insgesamt seien wir zu Buße für Egoismus, die Missachtung der Würde anderer Menschen, die Ausbeutung der Schöpfung Gottes, die Gleichgültigkeit angesichts der Probleme und des Leid anderer Menschen sowie für Habgier und das Bedürfnis, Macht über andere auszuüben, aufgerufen.

„Zu erkennen, was Gott für uns hier und heute will“, so Burghardt, erfordere, dass „wir [...] einander und den anderen Wissenschaften zuhören, die uns dabei helfen, zu verstehen, wie Menschen und die Welt um sie herum funktionieren“. Sie betonte, wie wichtig Bildung sei und dass „die Welt nicht voller einfacher Antworten ist“. Einfache Antworten trügen zu weiterer Polarisierung bei, während es „unsere Berufung ist, den Willen Gottes“ in einer komplexen Welt zu erkennen.

Dazu beizutragen, eine gerechtere, friedliche und versöhnte Welt zu schaffen, so Burghardt, sei in einer Welt, in der „die zunehmende Tendenz zu beobachten ist, dass klare Fronten gezogen werden“, nach wie vor „eine wichtige Aufgabe der Kirche“. In der polarisierten Welt von heute, unterstrich sie, „in der viele neue Gräben gegraben werden, sind die Kirchen aufgerufen, Botschafterinnen für positiven Wandel und Versöhnung zu sein“.

Das Engagement für Frieden, führte sie aus, müsse aufrichtig und authentisch sein und „mit einer Erneuerung unseres Geistes einhergehen“. „Unseren Worten müssen wir Taten folgen lassen und nur das predigen, was wir auch selbst umsetzen“, so Burghardt weiter. „Andernfalls schüren wir Zynismus.“ Für Christinnen und Christen sei Jesus Christus, „der gekommen ist, um uns von der Gebrochenheit der Welt zu befreien, und der uns aufruft, die neue Schöpfung in unserer Welt sichtbar zu machen“, Quelle für Erneuerung, für wahre Versöhnung und für Würde.

LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz, Redaktion: Astrid Weyermüller