Berufliche Bildungsangebote für palästinensische Studierende

6. Apr. 2022
Vor dem Berufsbildungszentrum des LWB in Ramallah - vordere Reihe von links: Programmdirektor Yousef Shalian, Bischof Ibrahim Azar, LWB-Vertreterin Sieglinde Weinbrenner, LWB-Regionalprogrammkoordinatorin Caroline Tveoy und Heather Platt von der kanadischen Lutheran World Relief. Hinter ihnen stehen der Bildungsdirektor der ELCJHL, Dr. Charlie Haddad, und Pfarrerin Gabi Aelabouni von der ELKA. Foto: Abd Al Rahman Hadidi

Vor dem Berufsbildungszentrum des LWB in Ramallah - vordere Reihe von links: Programmdirektor Yousef Shalian, Bischof Ibrahim Azar, LWB-Vertreterin Sieglinde Weinbrenner, LWB-Regionalprogrammkoordinatorin Caroline Tveoy und Heather Platt von der kanadischen Lutheran World Relief. Hinter ihnen stehen der Bildungsdirektor der ELCJHL, Dr. Charlie Haddad, und Pfarrerin Gabi Aelabouni von der ELKA. Foto: Abd Al Rahman Hadidi

Erweiterte Angebote für eine inklusive berufliche Bildung für Frauen und Männer

RAMALLAH, Palästina/GENF (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL) haben ihre Zusammenarbeit intensiviert, um die beruflichen Bildungschancen junger palästinensischer Frauen und Männern zu verbessern. Am 29. März hat ELKJHL-Bischof Sani Ibrahim Azar das frisch renovierte LWB-Ausbildungszentrum in Ramallah besucht und sich dort mit Lehrkräften und Studierenden getroffen, um zu erfahren, wie diese Arbeit einen Beitrag zum Aufbau der palästinensischen Gesellschaft leisten kann.

Das neue Berufsbildungszentrum befindet sich in einer ehemaligen, von der Kirche geleiteten Schule, die unter dem Namen School of Hope bekannt war und die inzwischen in geeignete Räumlichkeiten in dem nicht weit entfernten Vorort Beitunia umgezogen ist. Das Zentrum, dessen Renovierungsarbeiten noch nicht vollständig abgeschlossen sind, ist barrierefrei gestaltet und bietet weitere Einrichtungen für Studierende mit besonderen Bedürfnissen, die am ehemaligen Standort nicht berücksichtigt worden sind. Bischof Azar hob hervor, dass der Umbau der alten Schule „zu einem innovativen und inklusiven Ausbildungszentrum dem Programm eine erhebliche Dynamik verleihen wird und dessen Kapazitäten verbessert, in ganz Palästina Wirkung zu zeigen.“

 Abd Al Rahman Hadidi

Der Bildungsdirektor der ELKJHL, Charlie Haddad, zeigt sich ebenfalls begeistert über die Möglichkeiten des Zentrums für Studierende, die sich beruflich für die sich schnell entwickelnden Branchen Computerprogrammierung und Entwicklung grüner Energiesysteme interessieren. „Die berufliche Bildung ist hier in Palästina von größter Bedeutung“, sagt er. „Die Eltern wünschen sich traditionell, dass ihre Kinder Mediziner, Anwälte, Wissenschaftler oder Ingenieure werden, aber der Arbeitsmarkt kann Menschen mit diesen Berufen gar nicht mehr aufnehmen, und deshalb ist es wichtig, sich umzuorientieren.“

7O Jahre wirtschaftliche Ermächtigung

Als ehemaliger Direktor des LWB-Berufsbildungsprogramms in den 1990er Jahren hat sich Haddad umfassend für die Integration der Berufsberatung in die von der Kirche geleiteten Schulen in Ramallah, Bethlehem, Beit Sahour, Beit Jala und Jerusalem eingesetzt. „In diesem Land gibt es eine große Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften und Technikern und Technikerinnen, deshalb wollen wir technikaffine Studierende dazu motivieren, sich die Vorteile einer Ausbildung für diese marktrelevanten Qualifikationen zu vergegenwärtigen“, sagt er.

Der LWB bietet jungen Palästinensern und Palästinenserinnen seit 1949 die Chance, sich beruflich zu qualifizieren und weiterzubilden. Diese Arbeit wird auch heute noch als wichtiger Auftrag angesehen. Vor zwei Jahren, im März 2020, haben Bischof Azar und die LWB-Repräsentantin in Jerusalem, Sieglinde Weinbrenner, eine Absichtserklärung unterschrieben und damit begonnen, das alte Schulgebäude zu einer modernen Einrichtung für die berufliche Ausbildung umzubauen. „Der LWB hat immer eng mit der Kirche zusammengearbeitet“, sagt Haddad, „aber diese vertiefte Zusammenarbeit ist wichtig für eine zielführendere Unterstützung unserer Studierenden, die sich auf den Zugang zum Arbeitsmarkt vorbereiten.“

Während der vergangenen zehn Jahre, so Weinbrenner, habe es beträchtliche Initiativen gegeben, mehr weibliche Studierende für die Ausbildungsprogramme zu interessieren und die Zahl der Berufe zu erhöhen, die auch Frauen in der lokalen Wirtschaft zur Verfügung stehen. Das Ziel besteht darin, die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen innerhalb ihrer Familien zu stärken und die Ausübung einer umfassenderen Auswahl an Berufen und Tätigkeiten für Frauen zur Norm zu machen. „Wir werden unseren genderorientierten Handlungsansatz in den kommenden Jahren weiterverfolgen“, fügt sie hinzu.

 Abd Al Rahman Hadidi

Fast eintausend junge Studierende aus dem Westjordanland, dem Gazastreifen und Ostjerusalem besuchen jedes Jahr die Berufsbildungskurse in den Fächern Tischlerhandwerk, Automechanik, Computerprogrammierung oder Grafikdesign. Die beiden Standorte in Ramallah und Beit Hanina bieten beide sowohl kurz- als auch langfristige Kurse an. Mehr als 90 Prozent der Absolventen und Absolventinnen finden innerhalb von sechs Monaten nach Ende der Ausbildung eine Beschäftigung.

„Es wartet noch viel Arbeit auf uns, und es werden noch umfangreiche Ressourcen gebraucht, um den Umbau der School of Hope abzuschließen“, sagt Weinbrenner, „aber die Freude und die Energie bei allen Beteiligten erleichtern diese Aufgabe ungemein.“

Der LWB Jerusalem bietet seit mehr als 70 Jahren berufliche Bildungsmöglichkeiten für junge palästinensische Männer und Frauen Die Ausbildungszentren wollen in erster Linie Menschen ansprechen, die aufgrund eines prekären wirtschaftlichen und sozialen Hintergrundes nur eingeschränkte Chancen haben, oder die aufgrund von Behinderungen zusätzlich herausgefordert sind.

Von LWF/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller