Alte Heimat, neues Leben

7. Mär. 2018
Abdi Abdullahi has come home. He is grateful to LWF for helping him gain the life experience that has enabled him to return to Somalia and serve his community. Photo: LWF/ Anne Wangari

Abdi Abdullahi has come home. He is grateful to LWF for helping him gain the life experience that has enabled him to return to Somalia and serve his community. Photo: LWF/ Anne Wangari

LWB unterstützt junge Flüchtlinge bei Rückkehr nach Somalia

KISMAYU, Somalia/GENF (LWI) – Eine seit Langem schwierige Situation in Dadaab (Kenia) führt dazu, dass viele junge Menschen schon in den Flüchtlingslagern geboren werden oder dort einen Großteil ihrer Kindheit verbringen. Als Erwachsene werden sie ermutigt, in ein Land zurückzukehren, an das sie keine oder nur sehr verschwommene Erinnerungen haben. Einer von ihnen erzählt hier seine Geschichte und wie der Lutherische Weltbund (LWB) ihn bei seiner Rückkehr unterstützte.

Abdi Abdullahi ist heimgekehrt. Er ist dem LWB sehr dankbar für die Unterstützung, die es ihm ermöglichte, nach Jahren als Flüchtling in Kenia mit seiner jungen Familie nach Somalia zurückzukehren und sich dort in seiner Gemeinschaft einzubringen.

„Wer ich heute bin, verdanke ich allem, was ich vom LWB gelernt habe“, sagt er. „Danke, dass ihr mich stark und zu einem Gewinn für meine Gemeinschaft gemacht habt! Ich hoffe, dass wir auch hier in Somalia wieder zusammenarbeiten können.“

Kindheit im Flüchtlingslager in Dadaab

Der Bürgerkrieg in Somalia zwang Abdullahis Familie zur Flucht über die Grenze nach Kenia, wo sie sich im Flüchtlingslager in Dadaab niederließen, als er gerade einmal vier Jahre alt war.

Das Flüchtlingslager war 1991 in der ostkenianischen Wüste errichtet worden, um den nicht enden wollenden Strom von Flüchtlingen aus Somalia aufzunehmen. Es wurde nach einem nahegelegenen Ort benannt und ist heute das Zuhause von einer halben Million Menschen. Abdullahi wuchs in der Dagahaley-Siedlung innerhalb dieses Flüchtlingslagers auf.

Abdullahi war eines von elf Kindern seiner Eltern und hatte Glück, denn er konnte zur Schule gehen und erhielt so etwas mehr Bildung als nur den Religionsunterricht an den Medresen (Koranschulen). Er arbeitete auch ein Jahr lang bei seinem Onkel in Nairobi bevor er 2009 nach Dadaab zurückkehrte und zu einem Bewerbungsgespräch für ein Umsiedlungsprogramm eingeladen wurde, das ihm die Möglichkeit gegeben hätte, in einem anderen Land als Kenia oder Somalia ein neues Leben zu beginnen.

Als seine Bewerbung abgelehnt wurde, begann er für eine humanitäre Hilfsorganisation zu arbeiten und erwarb später eine Lehrbefähigung. 2013 begann Abdullahi als Betreuer und Aufsichtsperson in Sozialdiensten für den LWB zu arbeiten. Diese Arbeit veränderte sein Leben.

„Die Bezahlung war besser und die Arbeitslast machbar. Ich erkannte es als Chance, Erfahrungen in einem neuen Arbeitsfeld zu sammeln“, erzählt Abdullahi. Dank LWB habe er gelernt, mit Beschwerden aus der Gemeinschaft umzugehen und psychosoziale Unterstützung sowie erste Hilfe zu leisten.

Der LWB ist seit 2008 in Dadaab tätig und bietet dort Grundschulen, Berufsausbildungen, Aktivitäten zur Förderung frühkindlicher Entwicklung sowie Unterstützung für Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen an.

Rückkehr nach Somalia

2009 heiratet Abdullahi in Dadaab. Seine Frau und er werden drei Kinder bekommen.

2015 prüft Abdullahi die Lage in Somalia, um herauszufinden, ob es sicher genug wäre, mit seiner jungen Familie dorthin zurückzukehren. Seine Familie kommt kurze Zeit später nach und sie sind in der Hafenstadt Kismayu im Süden Somalias wiedervereint. Doch als seine Frau erneut schwanger wird, schickte er sie zurück nach Dadaab, da er die medizinischen Einrichtungen in Kismayu als nicht sicher genug für die Geburt einschätzte.

Zurück in Dadaab bringt seine Frau ein gesundes Mädchen zur Welt und kehrt im Anschluss ein zweites Mal nach Somalia zurück. Abdullahi hofft darauf, zu bleiben und mit seiner Familie ein neues Leben aufbauen zu können, auch wenn die Situation alles andere als rosig ist.

„Als ich das erste Mal nach Kismayu kam, waren da überall so viele Sicherheitskontrollen und Sicherheitsleute, dass es mir richtig Angst gemacht hat“, erinnert er sich. „Aber dann bekam ich am Somali Peace Institute [somalisches Friedensinstitut], einer lokalen Nichtregierungsorganisation, einen Job als Projektverantwortlicher.“

„Die Bezahlung war gut und ich konnte meiner Familie ein ganz gutes Leben ermöglichen“, erzählt er.

2016 verließ er die Organisation und wurde Übersetzer im öffentlichen Dienst. Heute unterstützt Abdullahi mit seiner Arbeit die jungen Menschen in Kismayu.

Langfristige Rückkehr

Abdullahi würde in Somalia gerne wieder für den LWB arbeiten, denn der LWB unterstützt dort 7.000 Menschen in Ausbildungsprogrammen für Lehrer, in Schülerprogrammen, durch Schulspeisungsprogrammen und mit Abwassersystemen in Kismayu, die in der Provinz Jubaland im Süden des Landes liegt.

Eine langfristig gedachte Rückkehr nach Somalia sei aufgrund der Sicherheitslage im Land und weil eine große Anzahl Binnenvertriebener um dieselben Jobs konkurrieren schwierig, sagte er.

Aber für Abdullahi bedeutet die frühere Unterstützung durch den LWB, dass er eine gute Ausgangslage für eine erfolgreiche Wiedereingliederung in die Gesellschaft seines Heimatlandes hat. „Für den LWB zu arbeitet als ich noch in Dagahaley lebte, hat mir viele Möglichkeiten eröffnet“, sagt er dankbar.

„Wir wurden gut unterstützt und hatten die Möglichkeiten, in Kontakt zu treten und voneinander zu lernen. Und das war sehr spannend! Der Camp-Manager glaubte an uns, er vertraute uns und wir durften in Bezug auf die Arbeit, die wir in den Gemeinwesen leisteten, selbst Entscheidungen treffen.“