Afrika: Botschaft der vorbereitenden Konsultation betont Einheit und Bildung

24. Mai 2023

Durch Bekräftigung der Prioritäten bei der Behandlung politischer, religiöser, sozialer und wirtschaftlicher Herausforderungen auf dem Kontinent verpflichten sich die Kirchen in Afrika dazu, sich „auf das zu konzentrieren, was uns vereint, nicht auf das, was uns trennt“.

Lutheranerinnen und Lutheraner aus dem gesamten afrikanischen Kontinent bei der Afrika-Vorversammlung

Teilnehmende der vorbereitenden Konsultation für Afrika. Foto: LWB/Albin Hillert

Verpflichtung zur Behandlung der Grundursachen von Konflikten und Gewalt

(LWI) – Afrika ist ein zutiefst „religiöser Kontinent“, und die Religion ist „wesentlicher Bestandteil des afrikanischen Selbstverständnisses“ sowie „der moralischen Orientierung der afrikanischen Völker“. In diesem Zusammenhang kommt den afrikanischen Kirchen eine wichtige Rolle beim Anpacken der politischen, wirtschaftlichen, ethnischen und sozialen Herausforderungen zu, die zu Konflikten führen und Menschen und Gemeinden polarisieren. 

Am Ende der vorbereitenden Konsultation in Nairobi, Kenia, fassten die afrikanischen Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) eine Botschaft ab, in der die Prioritäten für die Region umrissen werden, und riefen einander auf, sich „auf das zu konzentrieren, was uns vereint, nicht auf das, was uns trennt“. 

In Rückbesinnung auf das Thema der Dreizehnten LWB-Vollversammlung in Krakau im September, „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“, verpflichteten sich die Kirchenoberhäupter dazu, mit Regierungen, ökumenischen Partnerinnen und Partnern, Organisationen der Zivilgesellschaft und der weltweiten lutherischen Gemeinschaft zusammenzuarbeiten, um Frieden und Versöhnung zu fördern und die „Grundursachen von Konflikten und Gewalt“ anzugehen.

Stärkung von Frauen und Jugendlichen

Die Teilnehmenden stellten fest, dass über 85 Prozent der Afrikanerinnen und Afrikaner sich als religiös bezeichneten und religiösen Organisationen angehörten. Der Kontinent, so sagten sie, sei „mit natürlichen und menschlichen Ressourcen gesegnet“, doch trotz des Fortschritts in vielen Bereichen, stünden die afrikanischen Ländern noch immer vor gravierenden Herausforderungen. Dazu gehören die missbräuchliche Nutzung der Religion sowie wirtschaftliche und politische Krisen, schlechte Staatsführung und Machtmissbrauch, unzureichende Bildung, ein mangelhaftes Gesundheitswesen, zerfallende Infrastruktur, schädliche traditionelle Praktiken, sexuelle und geschlechtsbezogene Gewalt, ungeregelte Migration und Menschenhandel, Verunsicherung und Terrorismus, Klimawandel, Menschenrechtsverletzungen und Ungleichheit.

Um diese Herausforderungen zu meistern, wiesen die Delegierten darauf hin, wie Menschen in religiösen Ämtern und Glaubensgemeinschaften zur Entwicklung und Umsetzung der Agenda 2063 der Afrikanischen Union mit dem Titel „The Africa We Want“ (Das Afrika, das wir wollen) beigetragen haben. Doch sie unterstrichen dabei auch, wie die Religion kommerzialisiert und verzerrt worden sei, „um Unterdrückung, Ausbeutung, Spaltung und Missbrauch zu rechtfertigen.“ Sie verwiesen auf den laufenden Fall in Kenia, bei dem angenommen wird, dass Hunderte Menschen starben, nachdem ihnen ein christlicher Kultführer eingeredet hatte, sie sollten sich zu Tode fasten.

In ihrer Botschaft wandten sich die Delegierten an alle Mitgliedskirchen und baten um Unterstützung bei der theologischen und seelsorgerischen Ausbildung und vor allem bei der Stärkung von Frauen und Jugendlichen in der Kirche. Zu den Prioritäten gehören die verpflichtende Aufnahme von Studiengängen über Gendergerechtigkeit in die Lehrpläne der theologischen Institute, der Zugang zu mehr Bildungsmaßnahmen und Führungspositionen für Frauen und Jugendliche und die Umsetzung der LWB-Quoten von 40 Prozent Frauen und 20 Prozent jungen Erwachsenen „zur Gewährleistung einer ausgewogenen Repräsentanz in allen kirchlichen Strukturen“.

Teilnehmende tanzen und singen während des Gottesdienstes bei der Afrika-Vorversammlung

Teilnehmende tanzen und singen während des Gottesdienstes bei der Afrika-Vorversammlung. Foto: LWB/Albin Hillert

Appelle an den LWB und die afrikanischen Regierungen

Neben der Selbstverpflichtung zur stärkeren Einbeziehung von Frauen und Jugendlichen in die Entscheidungsfindung und Führungspositionen ihrer Kirchen forderten die Delegierten den LWB auch auf, sämtliche Mitgliedskirchen zur Umsetzung der geforderten Quoten anzuhalten und die Einrichtung eines Netzwerks theologischer Einrichtungen zu ermöglichen, damit Ressourcen geteilt werden können. Außerdem appellierten sie an den LWB, „sich für Finanzhilfen stark zu machen, mit denen der Klimawandel eingedämmt und Anpassungsmaßnahmen der Mitgliedskirchen gefördert werden“, die mit dem Übereinkommen von Paris in Einklang stehen.

Bei der Betrachtung der zurückgegangenen weltweiten finanziellen Unterstützung für lokale Entwicklungsarbeit betonten die Teilnehmenden, es sei notwendig, die Beschaffung von Geldmitteln durch die Lutherische Entwicklungsagentur in Afrika (LUDAA) zu verstärken, den Austausch von Kenntnissen zwischen den Landeskirchen zu fördern und „vermehrt eine von den Ubuntu-Idealen [Ich bin, weil du bist] untermauerte gemeinsame Missionsarbeit zu leisten“.

Zum Abschluss riefen die Delegierten die afrikanischen Regierungen auf, sich „eine Kultur der Staatsführung zu eigen zu machen, bei der die Ressourcen gerecht verteilt werden“, um Religionsfreiheit für alle zu gewährleisten und um „Religionsgemeinschaften gegen Religionskrämer stark zu machen und zur Selbstregulierung zu befähigen“.

Cynthia Mimagu Harases von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Namibia beteiligt sich an der Gruppenarbeit bei der Afrika-Vorversammlung

Cynthia Mimagu Harases von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Namibia beteiligt sich an der Gruppenarbeit bei der Afrika-Vorversammlung. Foto: LWB/Albin Hillert

LWB/P. Hitchen